Mir sollten sämtliche Wunder begegnen
Deutschland, 20. Jahrhundert. Die Nation schlittert erst in eine Diktatur, danach in einen Krieg. Verliert erst die Moral, dann den Krieg, und schlussendlich die Chance, all das aufzuarbeiten und sich daraus neu zu gestalten. Diese Jahre versinnbildlicht keine andere deutsche Künstlerkarriere so deutlich wie die der Hildegard Knef.
Deutschland hat sie geliebt. Kurz nach dem Krieg, als sie in Wolfgang Staudtes Film „Die Mörder sind unter uns“ zusammen mit Ernst Wilhelm Borchert ein Bild des hässlichen Nachkriegsdeutschlands zeichnete und ein Beispiel dafür gab, wie man umgehen kann mit der Schuld und mit den Schuldigen des Krieges.
Sie, ausgerechnet, die sich noch 1944 mit dem Reichsfilmdramaturgen Ewald von Demandowski verbändelt – und somit ihre filmische Karriere ganz im Zeichen der NS-Diktatur begonnen hatte.
Deutschland hat sie gehasst. Das war nur vier Jahre später, als sie im Film „Die Sünderin“ von Willi Forst kurz blank zog, und zudem die No-Goes Prostitution und Sterbehilfe thematisierte. Zuviel für den Heile-Welt-Muff der Fünfziger Jahre, die katholische Kirche rief zum Boykott auf, zeitweilig wurde der Film mit einem Aufführungsverbot belegt. Half aber alles nichts – ein Publikumserfolg wurde er trotzdem. Die Person der Knef jedoch wurde beschimpft, geächtet und diskriminiert, und flüchtete sich erst mal wieder ins Ausland.
Irgendwann jedoch liebte Deutschland sie wieder, seinen einzigen großen internationalen Star der Nachkriegszeit. Viel später, als sie bereits als Sängerin Erfolge feierte, feierte man sie auch in Berlin.
Hildegard Knef wird in Ulm geboren, 1925. Im Jahr darauf zieht ihre Mutter nach Berlin, wo Hilde im Alter von 15 Jahren eine Ausbildung zur Zeichnerin bei der UFA aufnimmt. Dort entdeckte sie UFA-Chef Wolfgang Liebeneiner, und sie konnte eine Ausbildung zur Schauspielerin beginnen. Ihre Mentorin und lebenslange Begleiterin wird Else Bongers. Dann kommt von Demandowski, mit dem sie zusammen die Wirren der letzten Kriegswochen durchlebt. Von Demandowski, ein strammer Nazi, NSDAP-Mitglied mit exzellenten Kontakten zu Goebbels selbst, wird dem „Volkssturm“ zugeteilt, und Hilde
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Nachgefragt bei Daniel
IE: Über welche drei Dinge/Themen diskutierst Du am liebsten?
Daniel:
Politik, Natur und Klamotten ;-)
Sie symbolisiert mit ihrer Karriere wie kein zweiter deutscher Star die Nachkriegsgeschichte unseres Landes. Sie war unglaublich kreativ, kontrovers, und eigenständig, sie machte "Für mich soll's rote Rosen regnen" zum Kult - und wurde selbst durch dieses Lied unsterblich.
Eine Adoption ist oft für viele Paare der letzte Ausweg, ein eigenes Kind zu bekommen. Besonders, wenn es auf natürlichem Wege nicht klappt. Aber eine Adoption ist sehr schwer zu ermöglichen - für gleichgeschlechtliche Paare ganz besonders. Wir beleuchten die Hintergründe und gehen der Frage nach, warum das bei uns leider immer noch der Fall ist.
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folgt ihm, in eine Armeeuniform gesteckt und mit Handgranaten und einem Maschinengewehr bewaffnet.
In Berlin gerät sie in Gefangenschaft, flüchtet nach einigen Wochen mit Hilfe eines polnischen Arztes, und ist Mitte Mai 1945 zurück in Berlin. Von Demandowski wird den Sowjets überstellt, ein Jahr später zum Tode verurteilt und erschossen, zwei Wochen, bevor Hildegard Knef bei der Uraufführung von „Die Mörder sind unter uns“ ihren ersten großen Erfolg feiert. Da ist sie längst mit einem neuen Mann liiert, dem US-Offizier Kurt Hirsch.
David O. Selznick, der große US-Filmproduzent, holt die Knef in die USA, bietet ihr gar einen 7-Jahres-Vertrag an. Dieser bringt ihr zwar ein monatliches Gehalt ein, jedoch keine Filmrollen. So kehrt sie 1950 zurück nach Deutschland und dreht den Film „Die Sünderin“, der so gar nicht hinein passt in den Mief des züchtig-
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verdrängenden Wirtschaftswunderdeutschlands, in dem jetzt statt der Fahnen die Kleider hoch, und nicht mehr die Reihen, sondern die Augen fest geschlossen sind, vor allem, was den angenehmen Zustand des Vergessens und Verdrängens gefährden könnte.
Die Welt sollte sich umgestalten und ihre Sorgen für sich behalten
Man „ist wieder wer“ in Deutschland. Das Leben ist wieder lustig, und spielt sich in sinnfreien Heimatfilmen ab, wo das Gute immer siegt, und das Böse so klar gezeichnet ist, dass sich selbst der ehemals schärfste Blockwart nicht mehr damit identifizieren muss. Da passt sie nicht hinein, die Hilde. Und schreibt in ihrer Autobiographie: „Ich begriff nichts, hatte die Jahre der sittlichen Aufrichtung, der ersten wetterleuchtenden
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