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Erlebnisberichte 8/10
März 2010
Ein Unplugged-Konzert mit 10.000 Volt - und wer ist Detlef Schmidt?
Köln, 30.1.2010
Ob Daniels Fans noch ein Apfelbäumchen pflanzen würden, wenn morgen die Welt unterginge, kann ich nicht beurteilen, aber seit dem 30.1. weiß ich: sie würden heute noch zu seinem Konzert kommen.
Wir sind bekanntlich nicht zimperlich, fahren hunderte von Kilometern ins sturmböengeplagte Bayern, um in einer Westernstadt, die sich in der Winterpause befindet, ein Konzert zu erleben. Wir schaffen die logistische Meisterleistung und finden während des Oktoberfestes noch freie Hotelzimmer in München. Wir lassen uns von keiner Bootsmesse abhalten, wenn Daniel uns nach Hamburg ruft - aber das Schnee- und Eischaos in ganz Deutschland mit gesperrten Autobahnen und gecancelten Zügen stellte uns doch vor eine schwierige Entscheidung: fahren wir mit dem Zug oder mit dem Auto?
Ich hatte mich eigentlich für den Zug entschieden, aber da meine Stuttgarter Küblböckfreundin kurzfristig noch zwei Stehplatzkarten gewonnen hatte, wollten wir unseren Ehemännern (sie haben uns schon oft begleitet) das große Ereignis nicht vorenthalten. Mein Mann hasst das Zugfahren noch abgöttischer als er sein Auto liebt, und so entschied er für uns, dass wir bequem mit dem Auto fahren. Dank der guten Fee vom Navi blieb uns in letzter Minute das stundenlange Stehen auf einer wegen Bergungsarbeiten gesperrten Autobahn erspart, und sie lotste uns sicher durch das Straßenchaos von Köln zu unserem Hotel. Weniger Glück hatte Daniel selbst, der seinen Fans im Stau stehend schon per Twitter die Verspätung des Konzertbeginns ankündigte.
Ich war davon überzeugt, dass diesmal viele Plätze im "Alten Pfandhaus" leer bleiben würden, weil es viele nicht schafften, rechtzeitig oder überhaupt zu kommen. Doch dann sitze ich abends im Konzertsaal, lasse meine Blicke schweifen und kann es kaum fassen: sie sind alle gekommen, wie auch immer sie es geschafft haben. Das Pfandhaus platzt aus allen Nähten, es gibt nicht einen Stehplatz mehr, und ich bin irgendwie gerührt.
Koeln25 · © Sandra Janke
Unter großem Beifall kommt das Soulfood Orchestra auf die Bühne und beginnt zu spielen. Daniel lässt sich Zeit, kommt als Letzter aus dem Backstagebereich und balanciert sich stolz lächelnd an der ersten Reihe und zwischen den Instrumenten vorbei, bis er zum Greifen nahe vor dem Mikroständer steht.
Schick sieht er aus, ganz in schwarz mit karierter Krawatte und einem Hut, unter dem seine längeren Haare in Löckchen hervorblitzen. Auch er scheint diese Location zu lieben. Hierher hatte er im vergangenen März zur Aufzeichnung der Live-DVD "Jazz meets Blues" geladen. Wie in einem kleinen Amphitheater wird im Pfandhaus ohne Bühne ebenerdig gespielt, inmitten des Publikums, das terrassenförmig drumherumsitzt.
Daniel bedankt sich für das so zahlreiche Kommen der Fans und entschuldigt sich für die Verspätung, bis er die Band von der endlosen Introschleife erlöst und in den Song "Love in me" einsteigt.
Da ist sie wieder, diese unglaubliche Unplugged-Akustik ohne technische Verstärkung und Schnickschnack; reine Instrumente, Klavier, Gitarre, Bass, Saxophon, Schlagzeug und Daniels klarer, unverstärkter Gesang, hier und da unterstützt von der Backgroundsängerin Bianca.
Nach dem ersten Song kündigt Daniel an, dass heute ein paar ältere Lieder für seine neue Doppel-CD aufgezeichnet werden und fügt grinsend hinzu, der nun folgende Song wäre aus seinem überaus erfolgreichen Kinofilm, für den gerade der zweite Teil mit dem Titel "Die Erfolgsstory geht weiter" gearbeitet würde. Das Publikum versteht natürlich die Ironie und das Lachen geht in tosenden Applaus über, als "My life is magic" angekündigt wird. Auch wenn der Film ein Flop war, dieser Song ist wunderschön, und ihn jetzt nach Jahren mit Daniels gereifter Stimme zu hören, ist ein Erlebnis.
An diesem Abend plaudert Daniel so ungezwungen und locker, als würde er zwischen ein paar Freunden stehen - nun ja, es sind etwa 300.
Er erzählt, er würde jeden Morgen um 6 Uhr joggen. Großes ungläubiges Gelächter und ein Zwischenruf folgen, da würde er wohl im Schnee stecken bleiben. Daniel kontert, so klein wäre er doch auch wieder nicht, obwohl er glaubt, mit fast 25 schon zu schrumpfen, das hätte er an seinem Spiegel gemerkt. Vielleicht hängt der ja nach seinem Umzug nach Wiesbaden jetzt etwas höher.
Es folgen drei Songs aus seinem neuen Repertoire: "In dieser Stadt" von Hilde Knef, die es ihm angetan hat, "A thousand times", von Alfred Schüch für Daniel geschrieben und ein unglaublich zart gehauchtes "Turn me on".
Standing Ovations vom Publikum und Daniels Ansage folgen: „Sie können gleich stehen bleiben und beim nächsten Song mitrocken”, denn nun kommt "Rebell", ein älteres Lied vom Album "Liebe Nation". Bei den ersten Klängen klatscht alles mit und ich frage mich, ob das bei der Aufzeichnung für die CD nicht stört, aber Daniel animiert seine Fans geradezu weiterzuklatschen und lässt sie sogar einige Textzeilen selbst singen. Der ganze Saal kocht vor Ekstase und Daniel ist gänzlich in seinem Element, dreht sich immer wieder zum Schlagzeuger um und trommelt mit den Fäusten den Rhythmus in die Luft.
Bevor er mit "Round and round" wieder leisere Töne anschlägt, kommt erst mal Smalltalk mit ein paar Fans und Daniel erzählt, dass er von einem "Detlef Schmidt"
 
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