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Erlebnisberichte 6/11
November 2011
Warmfrontfestival, HANNOVER-PRIDE
Es ist auch nicht schlecht, dass die Fans da sind, denn am Anfang von Daniels Auftritt ist die Stimmung noch etwas dröge. Er wirkt etwas angespannt, was wir gut nachvollziehen können. Die anderen Sänger haben vor allem bekannte Party-Knaller gebracht, die jeder mitgrölen kann und dann kommt Daniel mit eigenen Songs wie "Twitter" und "Seele", das ist für den Anfang bei einem teilweise angeheiterten Party-Volk nicht ganz einfach, zudem noch aus einer Musikbox in der Nähe der Bühne laute, hämmernde Rhythmen kommen, gegen die Daniel ansingen muss. Außerdem ist Daniel (wahrscheinlich durch das Hamburg-Konzert am Vortag) noch etwas heiser und wahrscheinlich auch müde.
Schick sieht er aus mit seiner ärmellosen Safari-Weste über dem dunklen Shirt (bei der man die Tattoos auf den gut bemuskelten Armen schön sehen kann) und der blauen Jeans. Eigentlich mögen wir beide ja Tattoos gar nicht, aber zu dieser Veranstaltung passen sie. Auch die Frisur gefällt uns wieder sehr.
Durch den ganzen Bühnenumbau und den Soundcheck ist die Stimmung anders als bei den anderen Künstlern, die wir gesehen haben, ernsthafter auf Musik ausgerichtet. Daniel hat nur zwei Musiker mitgebracht, den Gitarristen Manuel und den Schlagzeuger (Alex heißt er, glaube ich). Da die zweite Gitarre, die Sängerin und das Keyboard fehlen, liegt der Fokus natürlich sehr auf Daniels Stimme.
Wir sind ziemlich nervös, denn anders als bei Daniels eigenen Konzerten weiß man nie, was passiert, besonders wenn Getränkestände in der Nähe sind und das Publikum schon ordentlich vorgeglüht hat. Da muss man sich schon sehr anstrengen, die Leute für sich zu gewinnen (oder es klappt gar nicht!).
Daniel fängt mit "Twittern" an, ein schwungvoller Song, auf den das Publikum zuerst einmal abwartend und verhalten, aber nicht negativ reagiert. Nachher hören wir von Fans, die weiter hinten stehen, dass dort einige Leute sich Bemerkungen wie „Wo sind die Gurken“ nicht verkneifen können, aber na ja, solche Witzigkeiten wird es bei Daniels Auftritten wohl noch länger geben.
Daniel berichtet vom nervigen Pfingstverkehr und erzählt, dass er Amy Winehouse sehr mag, es folgt "Rehab". Alle singen mit ... „no, no, no“, viel Applaus, das Publikum erwärmt sich langsam. Dann kommt "Seele", es wird geklatscht, aber eher doch etwas zurückhaltend. Danach erzählt Daniel von seiner Vergangenheit als „bunter Vogel“, der sich immer irgendwie anders gekleidet hat als die anderen und kündigt "Normal warst du nie" an. Er will alle Hände nach oben haben, auch „von denen da an der Saufbühne!“ Das bringt ihm Lacher ein. Die Zuschauer gehen richtig mit, das Lied gefällt diesem speziellen Publikum!
Daniel wird lockerer. Jetzt erzählt er von Peter Maffay, dass er den kleinen Mann sehr verehrt (an den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr) und beginnt mit "Ewig". Die Leute scheinen, genau wie wir, sehr beeindruckt zu sein. Einige Paare (auch gleichgeschlechtliche) umarmen sich und schaukeln gerührt im Takt mit. Großer Jubel nach dem Stück, spätestens jetzt hat er sie!!
Auch bei dem folgenden "Valerie" und "Jazz dir dein Leben süß" gehen die Zuhörer gut ab. Man kann jetzt nicht sagen, dass die Leute bei Daniel viel mehr mitgehen als bei den anderen guten Sängern wie z.B. bei der Whitney-Kopie, aber man kann sehen, dass sie von Daniel doch sehr angetan sind, besonders die, die ihn gut hören und sehen können.
Mit "Proud Mary" reißt er alle mit. Daniel rockt die Bühne, man sieht viele erstaunte Gesichter. Riesenjubel und Zugabe-Rufe, die auch Erfolg haben.
Daniel kommt mit "Rebell" zurück. Die Leute gucken bei „Schlaf, Kindchen schlaf..“ ziemlich verblüfft, aber es gefällt ihnen wohl, denn die, die ich sehen kann, grinsen und klatschen wie die Fans, teilweise wird ausgelassen getanzt. Alle Künstler werden zum Abschluss auf die Bühne gebeten, Daniel als der Haupt-Act als letzter.
Dann wird von den Veranstaltern gewünscht, dass Daphne de Luxe und Daniel zusammen noch einmal gemeinsam singen sollen und Daphne schlägt „spontan“ "My Way" von ihrer CD vor.
Sollte sie gedacht haben, Daniel damit zu verblüffen oder zu verunsichern, kommt sie bei ihm an den Falschen! Daniel kann richtig zeigen, was er drauf hat und singt ganz locker seinen Part, wirklich toll. (Bis auf einen französischen Teil, da hält er einfach Daphne das Mikro hin, sie nimmt es ihm mit den Worten „Das macht Muttern für dich“ oder so ähnlich aus der Hand und singt diesen Teil für ihn mit.)
Die Leute hinter uns (ein relativ junges Paar) finden, dass Daniel niedlich aussieht und sehr gut singen kann, sie sind sehr erstaunt. Wir sind dann nach Daniels Auftritt (der ja auch der Letzte des Show-Programms ist) sehr zufrieden mit anderen Fans zum Essen in ein bayrisches Restaurant gegangen, wo wir im Biergarten gegessen haben. Dort haben wir auch diskutiert, ob Daphne de Luxe wirklich eine Frau ist. Inzwischen wissen wir es von jemandem, der sich in der Berliner Szene auskennt: Sie wurde als Mann geboren, ist es aber inzwischen nicht mehr.
Dann sind wir wieder nach Hause gefahren, nach einem sehr intensiven Daniel-Wochenende. Der Abend war wirklich ein Erfolg für Daniel, auch wenn die Sound-Qualität natürlich nicht mit seinen eigenen Konzerten vergleichbar war und so ein Festival-Publikum anders reagiert als die eigenen Fans.
Später kann man dann in der HAZ Hannover lesen:
„Keine Berührungsängste gab es im Publikum, das das Bühnenprogramm am Steintorplatz genoss. Besonders dicht drängten sich Männer und Frauen am Sonntagabend um die Bühne, um zu sehen und zu hören, was aus Daniel Küblböck geworden ist – dem ehemaligen Kandidaten aus „Deutschland sucht den Superstar“. Der spendierte ein „Hallo Hannover“ und gab einen Querschnitt aus seiner neuen Karriere als Jazz- und Bluesmusiker. Dazu gehören offenbar auch Coverversionen von Amy Winehouse und Peter Maffay.“
Jutta und Ulrike Niehus
Foto: Kristin Fichtner
 
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