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Kunterbuntes 2/10
Januar 2013
„Diez años Kúblbóck...“
Es ist Daniels Herzschlag, umgesetzt in den Beat der Musik. Rockig erzählt Daniel mit "Auf den Brettern der Welt", was in ihm vorgeht, bevor er auf die Bühne kommt und was es für ihn bedeutet, auf der Bühne zu stehen. Beifall untermalt den Song zwischendurch immer wieder und gibt die Live-Atmosphäre wieder. Da ich eh’ ein Freund der rockigen Klänge bin, ist der Song für mich inhaltlich und musikalisch ein echtes Bonbon.
Doch ich komme gar nicht dazu, mich länger darauf einzulassen, denn genauso schnell, wie mein ICE durch die Landschaft rast, rast Daniel auf seinem Album durch die unterschiedlichsten Musik-Genres. Mit "Die feinen Damen" swingt er nun leicht bis mittelschwer ironisch über die weibliche High Society. Nun wird aus meinem Lächeln ein Grinsen und ich beschließe, den Kaschmirpulli, den ich eigentlich für das nächste Konzert angepeilt habe, doch lieber im Schrank zu lassen. „Frau“ will sich ja schließlich nicht in irgendwelchen Klischee-Schubladen wiederfinden.
Während ich immer noch über den Humor lächeln muss, mit dem der Song gezeichnet ist, werde ich nun eingefangen von sanften Pianoklängen."Eres amor" – "Du bist Liebe", soweit reicht mein Spanisch gerade noch aus. Zu mehr muss es aber auch gar nicht reichen. Zumindest nicht in diesem Fall. Emotionen sind schwer in Worte zu fassen, trotzdem versteht sie jeder. Und anders als emotional kann man diese Ballade, in die Daniel scheinbar all seine Gefühle gelegt hat, nicht bezeichnen. Er gibt sich ganz der Musik hin, lässt seine Stimme einfach fließen und transportiert mit ihr all diese Emotionen nach außen, wo sie mich als Zuhörer tief berühren.
Ich bin noch ganz gefangen von dem Lied, als ich mich auch schon wieder auf neue Rhythmen einstellen muss. Will ich das? Ja, denn "Camino" stellt zwar einen starken rhythmischen Kontrast zu der zuvor gehörten Ballade dar, aber ohne dass der Übergang dabei sprunghaft wirkt. Der scheinbar unbeschwerte, chillige Song ist irgendwo die logische Konsequenz zu "Eres amor". Ich merke, dass die Unbeschwertheit Oberhand gewinnt und ich mich einfach bewegen will, was hier im Zug natürlich schwierig ist. Für mich steht gleich fest, dies wird einer meiner „Laufsongs“. Ich stelle es mir herrlich vor, mit diesem Lied im Ohr über die herbstlichen Waldwege zu joggen und bei aller Anstrengung die Musik zu genießen.
Die CD läuft weiter und als ich nach den ersten Tönen "El tiempo" erkenne, bin ich wirklich überrascht. Diese Überraschung wächst im Laufe des Songs noch. Es ist weniger eine Überraschung über den Song, mehr eine über mich selbst. Unzählige Male habe ich dieses Lied im Laufe des vergangenen Jahres nun schon live von Daniel gehört. Unweigerlich fallen mir meine Gedanken ein, die ich hatte, bevor ich anfing, das Album „Diez años Kúblbóck …“ zu hören. „Live ist er für mich unschlagbar, “ habe ich gedacht. Und nun? Nun stelle ich plötzlich fest, dass mir ausgerechnet diese Studioversion unglaublich gut gefällt. Warum? Vielleicht weil sie für mich ein klein wenig sanfter klingt, als die bisher gehörten Live-Versionen. Etwas versöhnlicher. Daniel verzichtet
auf die ganz große Dramatik und das macht mir den Song sympathischer als je zuvor!
Ganz erschrocken mustere ich anschließend meinen Uralt-Discman. Was ist los? Es dauert einen Moment, bis ich realisiere, dass es bewusst arrangiert ist, dass die ersten Töne des nächsten Songs klingen, als höre man sie über ein altes Grammophon. Begleitet von flotten Congas-Rhythmen, stellt eine Stimme im Hintergrund erstaunt fest: „Ich versteh’ nur Spanisch“ und während Daniel die ersten Töne singt, wird wie eine Erklärung dazu eingeworfen: „Diez años Kúblbóck“. Es klingt auf jeden Fall witzig. Dann geht es im Originalton weiter. "Amo el mar" ist eine Samba-Nummer, die sich hinter keinem anderen Partykracher verstecken muss! Ich muss mir eindringlich in Erinnerung rufen, dass ich in einem Zug sitze, und dass es ziemlich dumm aussehen würde, wenn ich mich jetzt einfach diesen mitreißenden Klängen hingeben würde. Aber schwer fällt es mir auf jeden Fall, dabei still sitzen zu bleiben.
Zum Glück lässt mich der folgende Song dann wieder etwas tiefer in meinen Sitz rutschen. "Berlin" – man möge mir verzeihen, ich war nicht gerade begeistert, als ich das erste Mal gelesen habe, dass auf dem Album ein Song vertreten sein wird, den Daniel über die Hauptstadt geschrieben hat. Irgendwie habe ich nie einen besonderen Bezug zu dieser Stadt gehabt, mich auch gar nicht näher mit ihr beschäftigen wollen! Beim Konzert gestern fand ich das Lied „nett“, nicht mehr und nicht weniger. Umso erstaunter bin ich über die Wirkung, die es nun auf mich hat. Ich gehe einfach mit, als es erst ganz ruhig und erklärend anfängt und sauge die dann folgende Dramatik förmlich in mir auf. Das Merkwürdigste aber ist, dass ich, obwohl ich ja jedes einzelne Wort dieses deutschen Chansons verstehe, meine ganz eigenen Assoziationen aufbaue, genauso wie ich es bei den spanischen Songs getan habe. Es spricht mir in ganz persönlichen Dingen, die so gar nichts mit Berlin zu tun haben, aus dem Herzen und berührt mich deshalb unheimlich.
Während ich noch meinen Gedanken nachhänge, höre ich beruhigend wirkendes Meeresrauschen, Wellen, die sanft auf den Strand zulaufen. Dieser verzaubernden Geräuschkulisse angepasst, singt Daniel darüber, wie hart manchmal der Alltag ist, und wie simpel es trotzdem sein kann, sich daraus eine Auszeit zu nehmen. "The music come" – ich schaue aus dem Zugfenster. Es hat aufgehört zu regnen, vorsichtig lassen sich einzelne Sonnenstrahlen sehen und verwandeln das Grau dort draußen in kräftige bunte Herbstfarben. Ich lausche Daniels Stimme. „Let the music come – let it shine like the sun! Let the music come – and let’s take all the fun....” Diese Textzeilen fassen treffend zusammen, was ich beim Hören des gesamten Albums empfunden habe.
Noch liegen fast fünf Stunden Zugfahrt vor mir. Genügend Zeit, gleich noch einmal auf „repeat all“ zu drücken, und dann noch einmal und noch einmal…. Ja, es stimmt, live ist Daniel unschlagbar. Aber mit dem Album „Diez años Kúblbóck - Ich versteh’ nur Spanisch!“ fasziniert, fesselt und begeistert er mich genauso sehr wie auf der Konzertbühne!
P. Grabienski
Foto: Positive Energie GmbH, Fotografin Nicky Gruber
 
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