IE: Du wolltest gerne dieses Interview machen, weil Du Deine Fans auch an Deiner Schauspielausbildung teilhaben lassen möchtest. Deshalb sind die Fragen auch genau darauf ausgerichtet.
Daniel: Schön, das ist ja auch momentan mein Hauptthema, das Thema Theater beschäftigt mich ja jeden Tag: 38, manchmal 42 Stunden die Woche.
IE: Nach 12 Jahren als Musiker auf der Bühne besuchst Du nun eine Schauspielschule. Wie kam es zu der Entscheidung?
Daniel: Das ist eigentlich eine ganz interessante Frage. Ich hab mir immer gedacht, jetzt bin ich eigentlich zu alt für eine Ausbildung: ich bin 30, ich hatte ja schon mal eine Ausbildung, ich hab einen Echo zuhause stehen, habe eigentlich auch schon viel erreicht - kann ich jetzt wirklich dahin gehen und einfach sagen: Hallo, ich bin Daniel Küblböck, habt Ihr Lust, dass Ihr mich ausbildet? Das hielt ich zuerst einmal für einen total schrägen Gedanken, weil ich auch ein bisschen Angst hatte: Wie reagieren die Dozenten, wie reagieren die Mitstudenten? Aber ich hab dann irgendwann den Gedanken über Bord geworfen, dass es etwas Negatives an sich hat. Ich hab dann einfach gedacht: Das ist doch auch cool, du bist jung, du bist aber trotzdem auch schon erfahren und kannst ja damit auch zeigen, dass man nie auslernt im Leben. Probier es einfach mal, geh dahin, schau was passiert - und wenn es klappt ok, und wenn nicht, dann ist es halt so, dann soll es nicht sein.
IE: Warum ETI? Heißt das eigentlich "die" oder "das" ETI?
Daniel: Wir nennen uns ja Etianer, es ist das Europäische Theaterinstitut in Berlin, das spezialisiert ist auf internationale Studenten. Die Schule ist erstmal im Sektor Theater angesiedelt, das heißt Sprache, Ausdruck auf der Theaterbühne, lautes Sprechen. Das kennt Ihr ja vielleicht auch selbst: da stehen Leute auf der Theaterbühne und reden so, dass jeder alles hört. Das ist eigentlich das, was das Europäische Theaterinstitut ausmacht, dass Du noch diese klassischen Elemente lernst. Was ich am Anfang gar nicht wusste und mir jetzt sehr wichtig ist: die haben auch einen sehr großen musikalischen Sektor. Ich mache momentan Notendiktat und fange an, am Klavier zu sitzen, um eigene Melodien zu spielen, da werden wir auch ausgebildet. Das Europäische Theaterinstitut ist eine der ältesten Theaterschulen in Berlin, in den 90er Jahren gegründet, nach der Wende in Ost-Berlin, es ist ja jetzt
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das ganze Berlin, aber es ist trotzdem von dieser Ost-Mentalität geprägt: Dieses doch etwas strengere Regiment. Aber das finde ich ganz gut, ich brauch das auch. Meine erste Dozentin, eine Russin, die viele Jahre am Moskauer Theater gespielt hat und in Russland eine große Schauspielerin war: „Nein Daniel, nicht fünf Minuten zu spät, sondern pünktlich um xx Uhr musst Du hier erscheinen!“ Wir haben auch viel mit Körperhaltung, Yoga, Körperkontrolle zu tun: wie steht man, wie baut sich der menschliche Körper auf? Das muss man sich so vorstellen, als hätte man oben so einen Faden, der einen hoch zieht und dann nimmt man so eine gewisse Haltung an. Das sind alles so Dinge, die ich auf der Schule so spannend finde und finde es nach wie vor super geil, dass ich diesen Weg gegangen bin. Und ich WILL auch am Theater irgendwann mal spielen, da habe ich echt Bock dazu.
IE: Du hast gerade Deine Bedenken erwähnt, wie Deine Dozenten und Mitschüler reagieren. Wie war das dann letztendlich?
Daniel: Total unkompliziert! Die haben sich da erstmal gar nicht interessiert, ich war da fast schon total traurig (lacht). Wir saßen da in einer Runde zusammen, alle haben sich vorgestellt „ich bin der, ich bin der“ usw. Und dann war ich dran: Ich bin Daniel Kaiser-Küblböck und komme aus Deutschland - wie viele andere dort ja nicht... das sind so viele unterschiedliche Menschen, aus Frankreich, aus Palästina, aus Bayern, aus Berlin, alle unterschiedliche Dialekte - ja und die haben sich zuerst gar nicht interessiert. Die haben zwar schon gefragt:„Warst Du nicht mal irgendwo bei Bohlen oder so? Ach ja, aber ist ja auch egal, ist ja eh unwichtig.“ - Und das fand ich eigentlich ganz cool.
IE: 38 bis 42 Wochenstunden hast Du gerade gesagt: So ein Schülerdasein hat ja gewisse Strukturen, wie muss man sich das vorstellen? Gibt es da einen Stundenplan oder flexible Zeiteinteilung?
Daniel: Meinen Stundenplan könnt Ihr gerne abfotografieren, wenn Ihr wollt. Doch wirklich, den könnt Ihr gerne abdrucken, so als Gag. (holt ein dickes Buch hervor): Ich hab hier meine "Bibel", wie ich sie immer nenne, das ist mein Notizblock, dieser ist jetzt relativ neu, den hab ich nach dem ersten Trimester schon einmal ausgewechselt.
Fortsetzung
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