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Fortsetzung von Seite 9
Aus diversen Kommentaren von Daniel im Vorfeld wusste man bereits, dass er die Rolle des Orgon in Molières Tartuffe spielen würde. Ich habe es sehr bedauert, bei dieser Präsentation nicht selbst dabei sein zu können, denn für mich haben die Stücke von Molière - auch wenn sie komödiantisch verpackt sind - auch heute noch eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz und Brisanz.
Molière führt dem Leser und Zuschauer eindringlich vor Augen: Ideologen, die von sich behaupten, doch nur das Beste für alle zu wollen, sind oft genug von Habgier getriebene Tyrannen, die sich äußerst geschickt psychologischer Manipulationen bedienen.
Molière hat mit „Tartuffe“ eine Figur geschaffen, die die Wirklichkeit mit offenen Lügen zu seinen Gunsten verdreht. Und gerade weil seine unverhohlene Heuchelei und sein eifriges Streben nach Macht so erfolgreich sind, ist es umso erschütternder, dass es niemandem gelingt, sich gegen ihn zu stellen.
Der Orgon - dessen Rolle Moliére zu seiner Zeit auch selbst gespielt hat - ist das Abbild eines frommen Wohlstandsbürgers, ein schlicht gestrickter Patriarch, der - ebenso wie seine Mutter Madame Pernelle - sehr empfänglich ist für die frommen Botschaften des Betrügers Tartuffe.
Je verzweifelter Orgons Frau Elmire und seine Kinder Damis und Marianne versuchen, den Hausherrn von Tartuffes Scheinheiligkeit zu überzeugen, desto entschiedener stellt der sich hinter ihn. Die Verblendung geht sogar so weit, dass Orgon seine Tochter Marianne, die dem von ihr heiß geliebten Valère
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längst versprochen ist, nun mit Tartuffe verheiraten will und ihm sogar seinen kompletten Besitz überschreibt. Marianne ist nicht in der Lage, sich gegen ihren Vater zu stellen, kann aber auf die Hilfe ihrer gewitzten Zofe Dorine zählen.
Auch Mariannes Mutter Elmire versucht, Tartuffe von der geplanten Hochzeit mit Marianne abzubringen - und sieht sich nun ihrerseits dessen Avancen ausgesetzt.
Nachdem es auch Cléante, Orgons gebildetem Schwager, nicht gelingt, Tartuffe von seinem Treiben abzuhalten, greift Elmire zu einer letzten List:
Sie verabredet sich mit Tartuffe und überredet ihren Gatten, sich heimlich unter dem Tisch zu verstecken, um Tartuffe so zu entlarven.
Widerstrebend lässt sich Orgon darauf ein und muss so letztendlich erkennen, wie sehr er von Tartuffe hintergangen wurde.
In dieser Inszenierung des ETI bekam die Präsentation des Stückes noch einen musikalischen Rahmen:
Vor Beginn des Stückes erschienen alle beteiligten Schauspieler auf der Bühne und sangen "Belle, qui tiens ma vie" und nach dem Ende des Stückes erschienen sie paarweise in Form eines alten Schreittanzes, der Pavane, der dann in fetzigen Rock'n Roll überging.
Es sind ja einige Fans Daniels Einladung zu dieser Präsentation nachgekommen und berichteten im Anschluss über eine sehr gelungene Inszenierung und beeindruckende Leistungen aller Schauspielschüler.
Ich hoffe sehr, dass ich bei einer der nächsten Präsentationen auch selbst mal dabei sein kann.
Text: D. Luxa
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