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Aktuelles 16/20
August 2004
Goody's Kolumne
Wo hört Erfolg auf und fängt Misserfolg an?
Diese Frage drängt sich hinsichtlich Daniels ersten Kinofilms unweigerlich auf. Langsam relativiert sich erwartungsgemäß die künstlich aufgeputschte Erwartungshaltung gegenüber dem Film. Nachdem die Presse und die Medien im Vorfeld dafür gesorgt haben, dass völlig unrealistische und überzogene Besucherzahlen als möglich erschienen, kehrt man jetzt auf den harten Boden der Realität zurück. Selbst vor so abwegigen Vergleichen wie zwischen Bully Herbigs Millioneninvestion „Traumschiff Surprise" und Peter Schamonis low-budget Filmexperiment „Daniel der Zauberer" schreckte man nicht zurück.
Veranlasst durch dieses Medienspektakel sorgte auch der Verleiher mit ziemlich lauten Tönen hinsichtlich der Größe der ausgewählten Kinos, und der in Umlauf gebrachten Anzahl der Kopien nicht gerade dafür, dass man auf dem Boden der Tatsachen blieb. Angesichts der tatsächlichen Zuschauerzahlen werden diese Töne jedoch äußerst schnell sehr leise. Ganz abgesehen davon, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung in den Schulferien und, bedingt durch das Sommerwetter, der sowieso leeren Kinosäle, doch etwas unglücklich gewählt war, bestätigte sich einmal mehr, dass der Wind, der Daniel als Künstler hier in Deutschland ins Gesicht weht, auch vor bekannten Namen aus vergangenen, besseren Tagen der deutschen Filmkultur nicht Halt macht.
Obwohl der Film und seine Darsteller unerwartet gute Kritiken erhalten, bleiben die Zuschauerzahlen hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück und schon werden Rufe laut, die ihn als „Flop" abgestempelt wissen wollen. Hallo, liebe Kritiker, angesichts der tatsächlich anerkannten deutschen Filme, die sich jenseits von Tuntenparodie und lächerlichen Komödien bewegen, ist eine Besucherzahl von 12.000 durchaus respektabel und alles andere als ein Misserfolg. Das deutsche Publikum lässt sich eben lieber von getunten Katzenweibern und computeranimierten Actionschinken berieseln, denn Filmen mit einer kritischen Aussage die Mühe ungeteilter Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist aber leider nicht erst seit gestern so und mit Sicherheit ein gewichtiger Grund für viele Schauspieler, Regisseure und Produzenten, ihr Heil fern der Heimat zu suchen. Zumal auch das Gespann Schamoni und Lommel wirklich nur noch den etwas Älteren ein Begriff ist.
Schnell ist dann für die einschlägige Presse auch ein Sündenbock gefunden: „Die Fans haben Daniel im Stich gelassen!" Bilder von leeren Kinos machen die Runde und Schlagzeilen wie „Küblböck jagt die Kinobesucher in die Flucht" arbeiten kontinuierlich daran, den Film von Beginn an in die Verliererecke zu schieben. Leider vergisst man dabei ganz zu erwähnen, dass die Kinos gegenwärtig allgemein sehr spärlich besucht sind.
Aber wen interessiert das schon, wenn man nur einen Grund hat „diesen unsäglichen Küblböck" wieder einmal zu verreißen, seinen kurzfristigen Abgang in die Bedeutungslosigkeit zu prophezeien und ganz nebenbei das Sommerloch zu stopfen. Vor dem künstlich geschaffenen Hintergrund, dass Daniel die letzten Fans weglaufen, ist es dann doch mehr als verwunderlich, dass man sich für die Vorstellungen, zu denen Daniel persönlich erscheint, in langen Schlangen der „untreuen Fans" wiederfindet, die Daniel und seinen Film sehen wollen.
Ein wenig Objektivität und Zurückhaltung bei den verantwortlichen Journalisten und Reportern im Hinblick auf die offensichtliche Fehleinschätzung der Zielgruppe des Films, der nur bedingt für eine breite Masse geeignet ist, wäre wünschenswert und angebracht gewesen. Darauf jetzt und in Zukunft zu hoffen, dürfte allerdings vergeblich sein. Wie bei allem, was mit Daniel Küblböck zu tun hat, geht es um Effekthascherei, Einschaltquoten und Auflagezahlen, koste es, was es wolle. Dass seriöser Journalismus in Deutschland mehr und mehr zu einem Fremdwort wird, dürfte jedem klar sein, der die Medienberichte und Schlagzeilen rund um Daniel über die letzen zwei Jahre verfolgt hat. Daniels eigene Einschätzungen der Erfolgsaussichten seines Films waren da schon von Beginn an deutlich realistischer. Er betont immer wieder, dass der ganz große Erfolg nicht beabsichtigt war und der Film eben etwas extravagant und speziell sei.
Ziemlich auffallend ist, dass man vor lauter Gerede über Erfolg oder Misserfolg des Films die allgegenwärtigen Kritiken an Daniels Unvermögen zu singen beinahe vermisst. Das kann doch nur daran liegen, dass man die drei neuen Songs in Daniels Film zugunsten des Flopgeredes unbeachtet gelassen hat, denn so naiv und realitätsfremd, daran zu glauben, dass man diese wundervollen, von Daniel selbst geschriebenen Songs wirklich einmal anerkennen könnte, kann selbst der größte Fan nicht sein. Liebe Presse, daran arbeiten wir aber nochmal, da sind wir von euch doch Besseres gewohnt.
Die Medien bilden sich immer noch ein, dass sie Daniel gemacht haben und auch nur sie bestimmen, wann und wie er wieder zu verschwinden hat. Wie kann es da sein, dass dieser kleine mutige und zähe Kerl sich diesem ungeschriebenen Gesetz widersetzt und immer noch da ist? Es kann nicht sein, was nicht sein darf, also wird weiter daran gearbeitet, die alte Ordnung wieder herzustellen.
Die Zukunft wird hoffentlich beweisen, dass diese Rechnung ohne Daniel und seine Fans gemacht wurde.
Jutta Reuß

 
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