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Lesung in Prüm 13/14
August 2004
Wenn Faniels zelten ...
Unterwegs gab es den ersten SMS-Kontakt mit Uschi, die vor uns gestartet war, und als wir in Frankfurt eine kleine Pause eingelegt haben, war Uschi schon 150 km weiter als wir. Im Regen. Wir fuhren weiter, und die paar kleinen Schauer unterwegs ließen den PE-Pegel nicht merklich einbrechen. Kurz vor Prüm, als es auf der Autobahn in einem Platzregen quasi nur noch im Schneckentempo vorwärts ging, kamen dann doch erste Zweifel, und langsam kam der Verdacht auf, dass die Online-Wetterdienste manchmal doch Recht haben könnten.
Kurz nach Mittag waren wir in Prüm. Ein kleiner beschaulicher Ort in der Eifel. Es regnete nicht. An der Schule setzte ich Wuschel bei Uschi ab und lud Andy und das Zelt in unser Auto, und wir fuhren auf den Waldcampingplatz Prüm, um unsere Zelte aufzubauen. Uschi und Andy haben extra ihr großes Zelt mitgebracht, da die kleinen Igluzelte sich in Lichtenfels nicht wirklich als gutes Regendomizil erwiesen hatten. Der Aufbau startete mit dem großen Zelt, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie man dieses Monstrum aufstellen sollte. Gott sei Dank hatte Andy das Teil schon einmal aufgestellt, und so war zumindest ein fachkundiger Zeltbauarchitekt anwesend. Nachdem wir das Gestänge in die dafür vorgesehenen Kanäle geschoben hatten und gerade verzweifelt versuchten, die Außenhaut des Zeltes aufzurichten, kam es, wie es kommen musste. Ein Platzregen ging nieder, und wir versuchten zu retten, was zu retten war, indem wir das Zelt weiter aufstellten. Der Boden war matschig aufgeweicht, und die Heringe sollten ohne Probleme in den Boden gehen. Zumindest die ersten 1-2 Zentimeter. Darunter war Stein. Somit kniete ich neben dem Zelt im Matsch, das T-Shirt und meine Hose bis auf den letzten Fleck durchweicht, und versuchte verzweifelt, die Heringe an den Steinen vorbei in den Boden zu hämmern. Irgendwann war es geschafft. Das Zelt stand. Im Zelt ein See aus Regenwasser. Das Zelt an einer anderen Stelle nochmal aufbauen? Der Plan wurde verworfen, da sich kein Freiwilliger gefunden hat, der die Heringe nochmals in den Boden hauen wollte, und somit wurde gewartet, bis das Wasser den Weg ins Erdreich gefunden hatte. Ach ja ... schließlich hatte es direkt nach dem Aufbau aufgehört zu regnen.
Während wir fix das zweite kleinere Zelt aufstellten, kamen unsere neuen Nachbarn auf dem Zeltplatz an. Asrael, Siddartha mit ihren Kindern und Goofy bauten ihre Zelte nebenan auf. Natürlich im Trockenen. Nachdem wir uns auf dem Zeltplatz von den völlig durchnässten Sachen befreit hatten, ging es frisch und neu eingekleidet zur Vorlesung in die Schule. Die Atmosphäre in der Aula entschädigte für die Strapazen der letzten Stunden. Faniels über Faniels. Die positive Energie lag in der Luft, und als "Teenage Tears" gespielt wurde und alle lautstark mitgesungen haben, war von den Anstrengungen im kalten Regen nur noch die Gänsehaut geblieben.
Beim anschließenden Fanieltreffen holte mich der ereignisreiche Tag mit der vorangegangenen kurzen Nacht wieder ein, und obwohl es sehr schön war, war ich irgendwann hundemüde, und wir fuhren zurück auf den Zeltplatz.
Der Samstag startete mit einem sonnigen Morgen. Frische Brötchen auf dem Zeltplatz und Uschis vollständige Campingausrüstung sorgten für ein leckeres Frühstück mit frischem Kaffee, und irgendwann hatte sich eine kleine Fanielgemeinde unter der Heckklappe des Faniel-Kangoo am Frühstückstisch versammelt. Unter der Heckklappe? Hab ich das vergessen? Der sonnige Morgen hatte ein jähes Ende gefunden, und nachdem wir immer mehr Faniels wurden, kam ein besonders netter Dauercamper und hat uns seinen Pavillon gegenüber als Frühstücksexil im Regen angeboten.
Foto: Andreas  Buselmeier
Auf der Suche nach "Trierischen Volksfreunden" erkundeten wir die Stadt von Prüm und anschließend Gerolstein und Umgebung. Schließlich wollten die Daheimgebliebenen oder schon wieder abgereisten Faniels mit Zeitungsausschnitten versorgt werden, und irgendwie waren wir wohl nicht die Einzigen, die das versuchten. Trotzdem hatten wir in Gerolstein schließlich Erfolg, und Uschi kaufte die Restbestände in einem Supermarkt auf.
Nachdem wir den Abend beim Italiener verbrachten, wurde ein lustiger Abend auf dem Zeltplatz eingeläutet. Auch hier zeigte sich wieder, dass die Menschen und auch die Urlauber in Prüm offensichtlich einem Fanielansturm gewachsen sind. Es wurde bis spät in die Nacht mit dem Opfertrunk der griechischen Wettergötter angestoßen und lange, laut und ausgiebig gelacht. Mit Erfolg. Es war trocken. Zumindest äußerlich.
Am Sonntag nach dem Frühstück haben wir das Zelt von Uschi und Andy abgebaut und alles trocken im Auto verstaut. Die beiden sind abgereist, und wir waren die letzten verbliebenen Faniels auf dem Waldcampingplatz Prüm. Ein seltsames Gefühl. Auch beim anschließenden Spaziergang in Prüm war von der positiven Energie der vielen Faniels nicht mehr viel zu spüren.
 
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