Ein braunes Auge, umrandet von einem weinroten Brillengestell. Die Kamera zoomt es heran, bis schließlich nur noch die schwarze Pupille zu sehen ist. Plötzlich „sieht“ sie Bilder von UN-Soldaten, feuernden Panzern, Bränden ...
Das ist nur eine der erschütternden Szenen aus dem Musikvideo zur Single „Don’t Close Your Eyes“, die am 22.11.04 bei Smd Bro (Sony) erschien. Es ist die Debütsingle der Gruppe „4 United“, zu der sich Daniel Küblböck, Nektarios, Gracia und Steffi, vier Freunde schon seit DSDS-Zeiten, zusammengefunden haben. „Don’t Close Your Eyes” ist keine gewöhnlich eintönige Schmuseballade – weder musikalisch noch textlich. Nein, diese Popballade ist ein Appell, trotz Armut, Krieg, Hunger und Umweltkatastrophen nicht die Augen zu schließen, nicht aufzugeben, bevor man Hoffnung gefunden hat. In den Strophen thematisiert der Text, der von John O’ Flynn geschrieben wurde, ganz allgemein weinende Kinder, die Frage von Betroffenen „Was habe ich denn getan?“, Lügen, Mutlosigkeit, Liebe als „leere Phrase“, Schmiergelder und Drohungen von „Propheten des Hasses“. Der Refrain fordert dann aber auf, nicht gleichgültig zu werden, und es keimt zugleich Hoffnung auf, dass man nicht aufgeben soll, bis die Seele einen „besseren Traum“ gefunden hat und man alles gesehen hat – das Elend und auch die Hoffnungsschimmer. Beim ersten Hören ist es leicht zu denken: Da geht es um Hunger und Krieg, davon sind wir hier in Deutschland Gott sei Dank nicht betroffen. Aber was ist mit bedeutungslos gewordener Liebe, Schmiergeldern und den Hass-Propheten? Der Text ist so angelegt worden, dass er auch Probleme der reicheren Länder dieser Erde direkt thematisiert. Jeder ist betroffen, jeder wird vom Text angesprochen und jedem soll er Hoffnung geben, sich weiter einzusetzen. Gerade weil der Text nicht auf ein konkretes Ereignis wie den Irak-Krieg Bezug nimmt, sondern allgemein gehalten ist und mehrere Probleme anspricht, wird er über diese einzelnen Ereignisse hinaus immer wieder aufs Neue ansprechen.
David Brandes, der z.B. schon für Vanilla Ninja arbeitete, hat dieses Lied produziert. Charakteristische Instrumente für diese Ballade sind das Klavier und Streicher. Die erste Strophe wird hauptsächlich von Klavierakkorden, hin und wieder Gitarre und langsamem Beat begleitet. Nur einer der vier Gruppenmitglieder singt die jeweilige Zeile. Daniels Solopart ist „Too many lonely people ask what have I done“. Zum Refrain leitet jeweils ein kurzes Echo „Be the one“ bzw. “More to come“ über, das auch von Daniel gesungen wird. Der Refrain beginnt, indem Nektarios „Don’t close your eyes“ anfangs ohne Begleitung singt. Ab der zweiten Zeile wird der Refrain dann kraftvoller, alle Vier singen ihn gemeinsam, begleitet von verschiedenen Instrumenten und einem kraftvolleren Schlagzeug. Das Ende des Refrains „You’ve seen it all“ wird wieder solo gesungen, untermalt von Klavier, das diesmal das Ticken einer Uhr nachahmt.
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Streicher leiten zur zweiten Strophe über. Die Melodie wird jetzt von allen Instrumenten gespielt und nicht mehr nur durch Klavierakkorde charakterisiert. Auch hier hat Daniel einen Solopart: „Faces of sadness say that all belief has gone“. Nach dem Refrain wiederholt Steffi nur von Streichern begleitet „Don’t close your eyes“, alle Vier singen dann noch einmal die Refrainzeile „Your soul’s not found a better dream for you“. Zum Schluss beginnt Gracia den Refrain solo, und alle singen ihn noch einmal in voller Länge gemeinsam zu Ende. Insgesamt wird der Song von vier gut zusammen passenden, charaktervollen Stimmen gemeinsam und gleichberechtigt getragen.
Als weitere Tracks gibt es auf der CD eine „Extended Version“ mit längeren Instrumentalparts und E-Gitarren-Solo, eine „Unplugged Version“ und den Videoclip. Einige Szenen des Clips, der in Berlin gedreht wurde, können etwas minimalistisch vorkommen: Die Mitglieder von „4 United“ wurden singend vor weißem Hintergrund, alleine oder als Gruppe zusammenstehend gefilmt. Es wird aber sehr mitreißend durch viele Einblendungen von Ereignissen des letzten Jahres zwischen die schlichten Szenen mit den Sängern. Zum Teil direkt, zum Teil aber auch nach Heranholen eines Auges des Sängers, wie eingangs beschrieben, werden Bilder aus Nachrichten-Sendungen gezeigt. So sieht man hungernde, nackte Kinder im Kontrast zu Bildern von Fast Food und Modenschauen, einen Bombenabwurf, ein Kind, das mit seinem Holzgewähr Krieg spielt, Bush, der eine Rede hält, Blair, Saddam Hussein, Brände, Nachtaufnahmen vom Krieg, einen ölverschmierten Vogel oder ein in der Flut zusammenstürzendes Haus. Das Video liefert zahlreiche solcher Beispiele und konkretisiert damit den Liedtext. Der dargestellte Kontrast und die schnelle Folge von Bildern unterschiedlichster Problemfelder rütteln auf und lassen den Zuschauer nicht gleichgültig.
Fortsetzung
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