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Lustiges & Satire 5/8
Dezember 2004
Gerüchteküche
Es gibt keine Gerüchte mehr über Daniel
Zeichnung: Susanne Schulz-Bouchir
Zeichnung: Susanne Schulz-Bouchir

Den Medien sind die Gerüchte über Daniel ausgegangen. Weltweit wird darüber berichtet. Die Börse vermeldet einen radikalen Sturz der Daniel-Gerüchte-Aktie.
Man spricht vom tiefsten Wert, den eine Aktie je erreicht hat. Das deutsche, seriöse Gerüchte-Blatt BALD ist verzweifelt und soll angeblich kurz vor dem Konkurs stehen. Um das zu verhindern, hat man in einem stundenlangen Brainstorming beschlossen, für die nächste Ausgabe ausnahmsweise auf die Wahrheit zurück zu greifen. Im Bundestag geht es heftig zur Sache. Jede Partei macht die andere für diese Katastrophe verantwortlich. Ob dies wohl Einfluss auf die nächsten Wahlen nehmen wird? In einer Pressekonferenz des privaten Fernsehsenders LTR hat deren Pressesprecher versichert, dass der Sender alles Mögliche versucht hat, um diesen Ausnahmezustand zu verhindern. Noch heute Abend wird Spiegel TV mit Stern TV zusammengelegt und berichtet in einer 6-stündigen Sondersendung über die Situation. Doch am schlimmsten trifft es den Gerüchtekoch der IE-Redaktion. Er steht nun kurz davor arbeitslos zu werden. Und er hat doch sein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht, als Gerüchte gekocht... Hoffen wir auf bessere Zeiten.
Pascal Wrage
Daniel K. kann nicht singen
Lange, sehr lange, mussten wir davon ausgehen, es gäbe keine Gerüchte über Daniel K. mehr. Der Weltuntergang schien nahe. Doch halt! War da nicht noch was? Ein Gerücht, dass sich seit nunmehr zwei Jahren in die Köpfe der Menschen eingebrannt hat? Sozusagen das Gerücht aller Gerüchte. Wie hieß es denn noch gleich? Ach ja, genau, jetzt fällt es mir wieder ein: Daniel K. kann nicht singen!
Begeistert stürzt sich die Medienwelt auf dieses Gerücht und der Gerüchtekoch hat alle Hände voll damit zu tun, es immer und immer wieder aufzuwärmen und und ihm die nötige Würze zu verleihen. Hat der "K ü b e l b ö c k" nicht gerade wieder ein Konzert gegeben? Wie praktisch! Mein Gott, muss das wieder ein Geschrei gewesen sein. Und diese elendige Hopserei! 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer aller Altersklassen waren da? Na gut, sagen wir 100, 50 Teenies mit Zahnspangen und 50 alte Weiber. Deutschland soll sich an diesem Gerücht so richtig satt essen können.
Wer nichts mehr zu schreiben hatte, ist jetzt wieder wer. Zum Konzert von Daniel K. fahren? Sind Sie bekloppt? Das mache ich doch glatt vom Schreibtisch aus- ha,ha, ha! Da hol ich mir doch lieber noch ein Bier. Und wenn ich wirklich mal hin muss, dann kann ich mir ja immer noch meine Scheuklappen aufsetzen. Sehe sowieso schlecht. Ein Kumpel von mir ging neulich mit Tomaten auf den Augen zum Konzert. Recht hat er! Das wäre ja noch schöner! Wo kämen wir denn da hin? Ach übrigens, Sie da drüben, ja, Sie meine ich! Beherrschen Sie die Grundzüge des Alphabets? Na, so die wichtigsten Buchstaben. Hallo, warum gucken Sie denn so blöd? Ach so, Sie haben einen Hörschaden? Ja, das ist ja ganz h e r v o r r a g e n d ! Sie sind engagiert- als Musikredakteur! Das Gehalt ist ausgezeichnet.
Stolz klopft sich der Zeitungsfritze auf die Brust. Das m u s s die Welt erfahren: Daniel K. trifft die Töne nicht. Was das heißt? Ja, was weiß ich. Herrschaftszeiten, ich kann mich doch nicht um alles kümmern! Was, Daniel K. singt ganz hervorragend? Ja, Donnerwetter noch einmal. Sie bringen mich total aus dem Konzept. Hören Sie auf, mich mit Fakten zu verwirren. Schreiben Sie doch einfach, was ich sage!
Zeichnung: Susanne Schulz-Bouchir
Ein Rauschen geht durch den Blätterwald. Die Auflagen der Tageszeitungen steigen, das Boulevardfernsehen berichtet regelmäßig.Was für ein Skandal! Die Arbeitslosenzahlen sinken drastisch, die Börse erholt sich,verfeindete Parteien liegen sich weinend in den Armen - der Weltfrieden ist wieder hergestellt. Und Otto Normalo fällt vor Glück das Dosenbier aus der Hand.
Und Sie, werte Leserschaft, machen Sie sich Sorgen, Deutschland könnte irgendwann wieder ohne Gerücht dastehen? Nein, nein, keine Angst- das bekommen wir schon in den Griff. Schließlich habe ich noch 20 fertige Gerüchte in meiner Schreibtischschublade liegen. Und wenn es wirklich hart auf hart kommt, denke ich mir einfach etwas ganz Neues aus. Wie wärs denn beispielsweise mit folgender Schlagzeile: Daniel Küblböck - der sinkende Stern?

Text und Zeichnung:Susanne Schulz-Bouchir
 
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