Goody's Kolumne
Wir sind überall!
Schon einmal versucht, mit welchen erstaunlichen Situationen man konfrontiert wird, wenn man mit einem „Daniel Küblböck“-Button an Jacken- oder Mantelaufschlag unterwegs ist? Irgendwie stellt sich sehr schnell der Gedanke ein, Teilnehmer eines breit angelegten Feldversuchs über soziales Massenverhalten zu sein.
So verschieden wie die lieben Mitmenschen um uns rum, so verschieden sind auch ihre Reaktionen auf diesen kleinen Anstecker, der einem Offenbarungseid gleichkommt. Das reicht von erstauntem Stutzen, über freundliches Lächeln und glückliches Wiedererkennen bis zu unflätigem und primitiven Anpöbeln. Die ganze Palette. Ein echtes Erlebnis mit nachhaltiger Wirkung und bleibendem Eindruck.
An Sammelpunkten zu Danielevents wie Bahnhöfe, Flughäfen, Innenstädte von Konzertorten oder Rastplätze auf der Autobahn sammeln sich Menschen, um sich in die Arme zu fallen und sich erfreut glücklich über das Wiedersehen auf, speziell für distanzierte Deutsche, ungewohnt herzliche Weise zu begrüßen. Da gibt es dann von den erstaunten Passanten beim Erblicken der verräterischen Buttons schon einmal schnell ein wissendes „ach, das sind Küblböckfans“. Genau, denn
Wir sind überall!
Wir leuchten im Dunkeln,
doch du hast uns noch nicht erkannt.
Uns schickte der Himmel,
vielleicht sind wir mit dir verwandt.
Als Gruppenerlebnis noch amüsant und einfach zu handhaben, wird es als persönliche Individualerfahrung noch interessanter und spezieller. Im Lift starrt jemand ganz unverblümt mit erstauntem Gesichtsausdruck ausnahmsweise mal nicht auf meinen Busen, sondern direkt auf meinen Danielbutton, um mit erstaunter Miene an mir hochzublicken und in dem Moment zu erröten, als ich ihn frech angrinse. Sofort ist jeder Anflug von Kommentar im Keim erstickt bzw. im Hals stecken geblieben. Schade, hätte diesen Ausdruck gerne zu deuten gewusst.
Wir sind überall!
Wir kommen von den Sternen,
um dir ganz nah zu sein.
Wir woll'n dich kennen lernen.
Du bist nicht allein!
Pubertierende Möchtegern-Männchen fühlen sich beim Anblick des Buttons plötzlich ganz stark. Besonders häufig anzutreffen bei der Spezies „kahlköpfig und Springerstiefel-beschuht“ sind dann so geistreiche Äußerungen wie „wenn ich den erwische, haue ich ihm eins aufs Maul“. Muss es denn wirklich so offensichtlich sein, dass mit dem Verschwinden der Hauptbehaarung auch das Hirn abhanden gekommen ist? Meine Entgegnung, die immer von der jeweiligen Tagesform bzw. Kampfstimmung abhängig ist, bewegt sich dann in einem Spektrum zwischen eisigem, verächtlichen Blick bis zu einem deutlichen „Schnauze, du Halbgarer“ und führt dann schon einmal zu der einen oder anderen weiteren „Konversation“.
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Wir sind überall!
Im Taxi und in Bankfilialen -
wir sind überall!
Im Kaufhaus und in Werkzeughallen -
wir sind überall!
Am Flughafen fasst die detektorbewaffnete Dame von der Sicherheitsfraktion das gute Stück mit spitzen Fingern an und weist ihren Kollegen mit einem angewiderten Gesichtsausdruck, als hätte sie in etwas Saures gebissen, auf das Corpus Delikti am Revers hin. Auf mein „Na, der Blick sagte ja wohl alles“ rudert sie ganz schnell zurück mit einem „Na, ich mag ihn halt nicht besonders“. Ein Button der Toten Hosen oder mit dem Konterfei von Metallica wäre ihr sicher noch nicht einmal aufgefallen - und das nicht, weil sie diese Künstler mag. Zu ihrem Entsetzen steht der nächste Daniel-Button schon hinter mir.
Wir sind überall!
Uns schickt die Raumzentrale,
um dich jetzt einzuweihn.
Der Kosmos gibt Signale.
Du bist nicht allein!
Man nimmt völlig unbedarft in einem Café irgendwo in Deutschland Platz und fühlt sich plötzlich beobachtet, kann die Blicke förmlich spüren. Sich suchend umblickend, trifft man plötzlich auf zwei wissende Augen, die zu einem lächelnden Gesicht und einem Menschen gehören, der wenig später am gleichen Tisch sitzt und mit dem man sich angeregt über einen jungen Mann aus Eggenfelden unterhält, obwohl man sich bis zu diesem Moment noch nicht einmal kannte ...
Wir sind überall!
Wir suchen dein Lächeln,
weil es uns viel von dir verrät.
Dann siehst du so schön aus,
genauso schön wie dein Planet.
Offensichtlich gedankenlos hat man den Button noch am Revers, als man sich auf dem Weg in die Geschäftsbesprechung befindet. Ein Kollege, seines Zeichens „leitender Angestellter“, hat plötzlich einen äußerst intelligenten Gesichtsausdruck und presst ein „Sie mögen den?“ hervor. Im Geiste geht er dabei gerade die Liste der zu befördernden Mitarbeiter durch und streicht einen Namen gerade laut und deutlich. Der Einkäufer ist eine Frau und war in Passau dabei. Beim Mittagessen tauscht man die interessantesten Neuigkeiten und Web-Adddies aus. Vielleicht doch nicht so gedankenlos?
Wir sind überall!
Im Stadtpark und in Chefetagen -
wir sind überall!
Im Hochhaus und in Tiefgaragen -
wir sind überall!
Die Dame beim Einwohnermeldeamt schaut etwas unentschlossen, während der Antrag auf einen neuen Pass ausgefüllt wird, bis sie sich schließlich ein Herz fasst und sich outet, Daniel auch zu mögen.
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