Im Zeichen der Sicherheit
Fortsetzung von Seite 5
IE: Es laufen hier ja unzählige Leute durch die Halle. Hat schon einmal jemand versucht, Sie zu bestechen?
Jürgen: Das ist nicht nur bei Danielkonzerten so, das ist bei allen Konzerten so. Teilwiese bieten die sogar Geld, um eher reinzukommen. Aber das machen wir nicht. Sicher gibt es Leute, die das schnelle Geld verführerisch finden, wir machen das nicht. Es gibt klare Anweisungen. Da gibt es kein vorher. Man kommt in Teufels Küche und die bieten da schon Geld und gute Worte auf. Es gibt aber feste Regeln, von denen wir auch nicht abrücken. Die Produktionsleitung sagt, Einlass um 18.00 Uhr. Sind wir nicht fertig, verzögert sich das Ganze. Da gibt es kein vorher! Wenn da jemand rumläuft, den keiner kennt, kommt man zu mir und fragt mich, was da los ist. Sofort kommen die Fragen und du kannst dich rechtfertigen. Was ist da los. Da kommen nicht nur bei mir, sondern bei jedem Securitymann sofort die Fragen. Das Schlimmste ist aber, wenn du noch nicht einmal etwas davon weißt. Schulterzucken? Wie, Schulterzucken, Sie müssen doch wissen, wer hier rumläuft. Wie gesagt, gibt es bei uns einfach nicht!
IE: Wie sehen denn sonst Ihre Aufträge aus?
Jürgen: Der Daniel ist nicht der Einzige. Wir hatten z. B. den Personenschutz für Demi Moore und Arnold Schwarzenegger bei der Eröffnung von Planet Hollywood in München. Das war schon etwas Besonderes. Bernd macht selbst noch sehr viel Personenschutz. Ihn kennt man, weil er groß und gut aussehend ist. Wobei ich eigentlich öfter dabei bin als Bernd. Ich bin eben kleiner. Bernd hat immerhin eine Körperlänge von fast 2 Metern. Sagen wir es, wie es ist, er ist halt sehr groß und gut aussehend. Da fällt man schon auf. Bernd ist der Geschäftsführer und für alles verantwortlich. Er kennt Gott und die Welt und holt auch die meisten Aufträge. BOS ist nicht eine kleine Hütte. Das ist in Schwabach ein richtig großes Unternehmen, eine GmbH mit Buchhalterin, Sekretärin und Angestellten. Bernd hat das aufgebaut und ist im 17. Jahr dabei. Er hat bereits mit 18 Jahren angefangen. Ist also noch relativ jung und unverheiratet.
IE: Das hören die Mädels sicher gerne, jetzt bekommt er ein Problem.
Jürgen: Unverheiratet, 2 Kinder. (grinst dabei) Nein, das ist ein richtig bekanntes Unternehmen. Sie haben vor 17 Jahren angefangen mit so kleineren Geschichten, Diskotheken usw. Irgendwann hat er dann gesagt, dass machen wir nicht mehr und so hat man hiermit angefangen. Es läuft richtig gut! Personenschutz ist Bernds bevorzugter Bereich.
IE: Wie kommt eine Demi Moore zu euch als Personenschützer?
Jürgen: Es gibt Veranstalter, die müssen das organisieren und für den reibungslosen Ablauf sorgen. Bernd kennt Gott und die Welt und Gott und die Welt kennt Bernd. Da erinnert man sich dann, wenn Security benötigt wird, da war doch mal jemand, irgendwoher hat man noch die Visitenkarten. Das kann schon 1 Jahr oder länger her sein. Bernd hat seine Handynummer nie geändert und so kennt man ihn halt.
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Bernd Sprockhoff und Demi Moore in München
Ein guter Geschäftsmann muss seine Visitenkarte nicht ändern und so kommt der Kontakt zustande. Es kommen Anfragen, die werden bearbeitet, und wenn es passt, machen wir das.
IE: Flippt man noch aus bei besonderen Leuten oder Veranstaltungen?
Jürgen: Wir haben eigentlich schon alles gesehen, was es gibt. Wir sind, wie sagt man, einfach zu satt. Man flippt da nicht mehr aus, freut sich aber vielleicht, wenn man dann jemanden nochmals hat. Super, den haben wir jetzt wieder. Wir machen ja nicht nur Stars, sondern auch Politiker. Auf der Homepage kann man das auch lesen. Wir hatten z.B. den russischen Minister, den Tschernomyrdin zu betreuen. Das sag ich bei jedem Interview, denn von dem hat Bernd wirklich geschwärmt. Der hat sich bei uns immer nach jedem Einsatz mit Handschlag bedankt. Das ist absolut nicht üblich und freut uns dann natürlich auch. Das ist aber nicht üblich. Campino z. B. macht das auch. Einige bedanken sich am Ende der Show, wenn das Publikum noch da ist, auch bei der Security. Daniel tut das auch bei uns persönlich, nicht in der Show, sondern bei uns persönlich. Das freut uns dann natürlich. Bernd und ich, die auf Konzerten sind, geben das letzte OK, wir sind die letzte Instanz vorm Einlass. Wir geben das letzte OK. Wenn Sicherheitslücken da sind, müssen wir dafür sorgen, dass sie geschlossen werden. Die Produktion kann sagen, wir sind fertig, aber wenn bei der Bühne etwas fehlt, oder die Crash Barriers noch nicht stehen, kann ich keinen Einlass machen.
Meistens ist es so, dass wenn an etwas gespart wird, wird als erstes, so ist die Erfahrung, an der Sicherheit und am Sicherheitspersonal gespart. Das ist gefährlich. Das sind Kosten und wenn etwas passiert, sind wir verantwortlich.
IE: Was redet man untereinander, wenn man Feierabend hat? Was redet man über die Fans oder ist das kein Thema mehr?
Jürgen: Die Arbeit ist ein Thema, bis wir im Hotel sind. Klar spricht man später noch über besondere Dinge, aber eigentlich ist es vorbei, wenn das Konzert vorbei ist.
IE: Gibt es etwas, was für euch toll war? Woran man sich erinnert?
Jürgen: Das hängt sehr mit den Gästen zusammen. Wenn die gut drauf sind, ist es besser als umgekehrt. Dann gibt es weniger Probleme.
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