Androgyn
Androgyn kommt aus dem Griechischen und bedeutet zweigeschlechtlich; sowohl weibliche, als auch männliche Eigenschaften aufweisend.
Man könnte sich den androgynen Menschen als „Urmenschen“ von der Geschlechterverteilung vorstellen, vor der Differenzierung in Mann und Frau.
Wir alle sehnen uns nach Vollständigkeit, nach einem Einheitsgefühl und darum verlieben wir uns so gerne in das andere Geschlecht.
Viele indoeuropäische Religionen versuchten, männliche und weibliche Anteile im Ur-
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Androgynen zu vereinen, beide Geschlechter in einem Körper, oft mit zwei Köpfen und 4 Armen. Shiva und Skakti-Kali erschienen zum Beispiel als der androgyne Ardhanarisvara, die rechte Seite männlich, die linke weiblich.
Die Chinesischen Taoisten kannten das Mandala von Ying und Yang, um das Androgyne zu repräsentieren.
Auch die westlichen Mythen ordneten den älteren Gottheiten oder ersten Menschen Androgynität zu. Im orphischen Schöpfungsmythos war der erstgeborene Gott der zweigeschlechtliche Phanes oder Eros, dessen weibliche Hälfte Psyche war, die Seele.
Der ägyptische höchste Sonnengott war häufig androgyn: die Sonne war sein rechtes Auge, der Mond sein linkes. Verschiedene Formen des Sonnengottes wurden so dargestellt, dass sie eine enge, körperliche Vereinigung mit der Mondgöttin brauchten.
Die Zusammenführung der Geschlechter und die Aufhebung der Polarität gehört zu den wichtigsten Zielen der mystischen Alchemie.
Als „Herr des Yoga“ oder auch „Herr des Tanzes“ steht Shiva für einen feinsinnigen hinduistischen Gedanken: Shiva kontrollierte durch den Rhythmus die ständige Bewegung aller Materie in Zeit und Raum. Shiva vollzog diesen Tanz an einem Ort, der zwar Chidambaram (Zentrum des Universums) genannt wurde, sich jedoch im menschlichen Herzen befand. Die Weisen legten diese Vorstellung folgendermaßen aus: Der Herzschlag ist der Grundrhythmus, auf den sich alle menschliche Musik bezieht, weil sogar das ungeborene Kind im paradiesischen Zustand des vorgeburtlichen Lebens ihn hört und niemals vergisst. Und außerdem betrachtet jeder Mensch insgeheim sein eigenes Herz als das Zentrum des Universums. Darum ist die Gottheit oder Einheit im innersten Kern eines jeden Menschen zu finden.
Ein androgyn aussehender Mensch zeigt die Integration/bzw. Vorliebe der andersgeschlechtlichen Energie gern durch seine Kleidung und sein Styling, stylt sich also gern als Mann mit weiblichen Zügen, als Frau mit männlichen Zügen.
Bettina Lietz Foto: Uschi Buselmeier
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