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Gesellschaft & Medien 5/7
November 2005
Warum Männer nicht zuhören, ...
Dass also in der frühen Menschheitsgeschichte die Jagd mehr und mehr zur Aufgabe der Männer wurde, ist eine Folge ihrer genetisch bedingten körperlichen Überlegenheit – diese aber nicht umgekehrt eine Folge der Jagd!
Ursache ist immer eine Veränderung des genetischen Materials – Wirkung ist die sich daraus ergebende neue Möglichkeit für das betroffene Lebewesen.
Ganz gleich, welche Verhaltensschemata wir von unseren Eltern geerbt haben...es ist sehr wahrscheinlich, dass wir sie an unsere Kinder weitergeben...Wenn sie eine neue Fertigkeit erwerben, können sie diese erfolgreich an ihre Kinder weitergeben.
Erworbene Verhaltensweisen, Fertigkeiten oder Eigenschaften können niemals vererbt werden. Wenn dem so wäre, müssten wir unseren Kindern nicht das Sprechen beibringen. Jeder von uns hat die Fertigkeit zu sprechen erworben. Wäre diese vererbbar, müssten unsere Kinder bereits mit einem vollständigen Wortschatz auf die Welt kommen.Wer das glaubt, der glaubt auch, dass die Erde eine Scheibe ist und Schweine fliegen können...
Die Augen einer Frau eignen sich besser für alle Aktivitäten im Nahbereich, weshalb sie länger über Feinarbeiten sitzen kann als ein Mann. Außerdem ist ihr Gehirn auf koordinierte, feinmotorische Bewegungen in ihrem direkten Umfeld eingerichtet...
Nun, offensichtlich gibt es keine männlichen Uhrmacher, Mikro-Chirurgen, Modelleisenbahnbauer...haben wir doch gerade gelernt, dass Männer solche Arbeiten eigentlich gar nicht ausüben können, weil ihre Augen dafür nicht geeignet sind und ihnen die dazu nötige Feinmotorik fehlt...
In unserer Primatenvergangenheit sahen unsere Ohren ähnlich wie die bestimmter Hunde, einer Katze oder eines Pferdes aus.
In unserer Primatenvergangenheit sahen unsere Ohren wie die eines Primaten aus – und die sehen immer noch so aus! Oder hat schon mal jemand einen Schimpansen mit einem Pferdeohr gesehen?
Dies sollte genügen um zu zeigen, was von dem Buch zu halten ist. Kaum eine Seite, auf der es nicht von wissenschaftlich haltlosen Thesen wimmelt. Nun könnte man darüber schmunzeln oder es achtlos beiseite legen. Aber so einfach ist das leider nicht, denn dieses Buch ist beispielhaft für eine sehr bedenkliche Entwicklung in unserer Gesellschaft. Tatsächlich handelt es nämlich von Vorurteilen (tpyisch Mann / typisch Frau), die als Tatsachen hingestellt werden. Und genau das verleiht dem Buch einen ärgerlichen Beigeschmack.
In dem von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) herausgegebenen Informationsheft Vorurteile – Stereotypen – Feindbilder (Heft 271, erschienen 2001) heißt es:
Vorurteile sind vielfach vergröbernd, verallgemeinernd und vereinfachend... Sie verletzen das Gebot, über andere Menschen nur auf der Basis eines möglichst sicheren und geprüften Wissens zu urteilen.
Es wird auch auf Gründe für die Entstehung von Vorurteilen eingegangen. So deutet die Tatsache, dass Vorurteile so schwer aufzugeben sind, darauf hin, dass sie wichtige psychische Funktionen für die Lösung emotionaler Konflikte besitzen, mit denen die Person anderweitig nicht fertig wird:
Während eine starke Persönlichkeit Konflikte eher rational löst..., tendiert ein schwächeres Ich eher entweder zu passiven Lösungen des Konflikts ... oder es benutzt aktiv vorurteilsfördernde Abwehrmechanismen: Es verschiebt seine Aggression auf Ersatzobjekte oder sieht seine eigenen negativen Züge vornehmlich in anderen.
Psychologen sehen darin einen Hinweis auf unterdrückte eigene Triebwünsche, die auf andere projiziert und dann dort bekämpft werden.
Der beste Weg, gar nicht erst Vorurteilen zu erliegen, liegt in der Bildung. Wissen und intellektuelle Flexibilität bestimmen nicht unerheblich die Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen und andere Standpunkte einzunehmen, was mit einer geringeren Vorurteilsneigung einhergeht.
Medien spielen bei der Manifestierung von Vorurteilen eine ganz entscheidende Rolle. Auch damit setzt sich das Heft der bpb auseinander. So heißt es dort u.a.:
- Informationen werden gefiltert und nie wertfrei an die Medienrezipienten weitergegeben;
- im Mittelpunkt stehen generell eher Negativereignisse (Krisen, Kriminalität, Unfälle etc.), unter anderem auch, weil sie auf das gesteigerte Interesse des Publikums treffen
Eigentliche Aufgabe der Medien ist es, möglichst objektiv zu berichten, was eine wirklichkeitsnahe Berichterstattung, Ausgewogenheit, Fairness und Neutralität voraussetzt. Der Pressekodex des deutschen Presserates fügt dem noch weitere Punkte hinzu, u.a. die Achtung vor Wahrheit und Wahrung der Menschenwürde sowie des Privatlebens und gründliche Recherche.
Dazu der WDR-Rundfunkrat 1994: "Journalistinnen und Journalisten sind nicht nur beschreibende und darstellende Chronisten der politischen und gesellschaftlichen Realität, sie sind auch Akteure und können gar zu Tätern werden. Sie haben ... auch Eigenverantwortlichkeit wahrzunehmen."
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 8 · © 2003 - 2005 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe