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Kunterbuntes 9/11
November 2005
Can’t Stop the Signal
gemacht hätte, sie den Zuschauern vorzustellen. Im Film für die Fans wäre nicht soviel gestorben worden –dafür hätte es (er zwinkert) viel mehr Sex gegeben." Die Filmbranche wunderte sich noch, dass man nach einer "missratenen" Fernsehserie einen Film machen wollte, als sich die begeisterten Fans bereits mit allen Kräften mobilisierten, um sicherzustellen, dass das Studio an seinem Vorhaben festhielt, grünes Licht für das Projekt gab und die notwendige Marketingunterstützung bereitstellte, die ein großer Spielfilm zum Erfolg benötigte.
Regisseur Whedon selbst hatte seiner gesamten "Firefly"-Crew geschworen, nicht zu rasten und zu ruhen, bis er eine Fortsetzung der "Serenity"-Abenteuer erreicht hatte, und nie den Kontakt zu den einzelnen Mitgliedern verloren. Ein halbes Jahr später waren die Ent-scheidungsträger von Universal Pictures nicht wirklich darauf vorbereitet, was sie bei einer ohne Filmtitel-nennung angesetzten Sneak Preview erlebten – die "Browncoats" hatten nämlich Wind davon bekommen, den Kinosaal durch ihre Massen fast zum Platzen gebracht und den Film während der kompletten Aufführung durch lautstarkes Johlen und Applaudieren gefeiert. Sie erreichten damit, dass das Studio den Kinostart verschob, um den Film mit verbesserter Nachbearbeitung sowie einem innovativen Marketing-Konzept aus dem B-Movie-Bereich herauszuheben und ihm eine reale Chance auf dem Blockbuster-Markt zu ermöglichen.
Weitere Sneak-Previews zu den verschiedenen Stadien des Produktionsprozesses wurden durch Whedon im Internet angekündigt, und wiederum sorgten die Fans dafür, dass jede Vorstellung ausverkauft war. Bei E-Bay erreichten die Tickets astronomische Höhen, und die "Browncoats" kampierten bereits Tage im Voraus auf den Gehwegen vor den Kinos, obwohl sie ihre Tickets natürlich schon in der Tasche hatten. Nicht zuletzt dieser außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte –und vor allem den unverwüstlichen Fans- verdankt "Serenity" seinen zweiten Platz in den US-Kinocharts Anfang Oktober, getoppt nur von Jodie Fosters "Flight Plan".
"Serenity" ist kein typischer Action-Film, obwohl einem die phantasievollen tricktechnischen Effekte mehrfach den Atem rauben. Es ist kein Heldenepos, obwohl es an außergewöhnlichen Menschen nicht mangelt.  Es  ist kein
Liebesfilm, dennoch erleben wir zu Herzen gehende Szenen, in denen nicht zuletzt durch die ausgefeilt, genialen Dialoge Zwischenmenschliches auf sparsamem Raum wirkungsvoll inszeniert wird. "Serenity" ist ein Film, der sich in kein bekanntes Schema hineinpressen lässt, weil er den Zuschauer immer wieder überrascht und staunen lässt – und dies, obwohl der Plot zunächst alles andere als außergewöhnlich anmutet:
Wir schreiben das Jahr 2507. Die Besatzung des Raumfrachters "Serenity" nimmt zwei Passagiere an Bord, die auf  der  Flucht  vor  der  die  Galaxis  beherrschenden, übermächtigen "Allianz" sind. Schon bald wird die Crew auf ihrer Reise an die äußeren Ränder des Universums nicht nur in Kämpfe mit kannibalistischen Wilden verwickelt – sondern hat auch bald die militärische Großmacht der Allianz auf den Fersen. Captain Malcolm Reynolds (Nathan Fillion spielte bereits den "falschen Ryan" in "Der Soldat James Ryan" und hat wiederkehrende Gastrollen in "Buffy"), ein desillusionierter Veteran, der im galaktischen Bürgerkrieg auf der Verliererseite gekämpft hat und sich nun seinen Lebensunterhalt mit kleineren Gesetzesübertretungen und dem Transport von Passagieren und nicht immer legaler Fracht verdient, sieht sich plötzlich von Gefahren umgeben, die nicht nur von außerhalb an die "Serenity" herantreten…
Wer aufgrund des Plots nun einen weitestgehend einfach gestrickten Kampf des Guten gegen das Böse erwartet, wird enttäuscht, denn eventuell aufkommender Heldenethos wird mit schöner Regelmäßigkeit durch Whedons unvergleichlichen Humor gebrochen, der bereits in seiner Serie "Buffy" die Fans entzückte. Whedon hat einen Sinn für das Alltägliche, der seine Crew nach erfolgreich überstandenen Abenteuern auch erstmal das Raumschiff säubern und reparieren lässt, bevor es seine Fahrt fortsetzt. Die bis ins letzte Wort ausgefeilten Dialoge erwecken den Anschein, als wäre hier tatsächlich ein sich, über mehrere Bücher erstreckendes Skript, auf Spielfilmlänge komprimiert worden, ohne dass dies jedoch dem Genuss des Zuschauers Abbruch tut. Dabei geht der Autor nicht gerade zimperlich mit seinen Figuren um…
"Joss, Du magst wohl keine glücklichen Paare, oder?" Joss Whedon: "Doch, ich mag sie – denn ich habe schon während meiner Autorenausbildung gelernt, dass nichts
Daniel´s Hairstylings 4 - Grafik: Karin Bejvl
 
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