„…da wünsch ich mir vom Weihnachtsmann dieses Jahr nicht viel, nur ein kleines
Konzert ganz in meinem Sinn…“ Nein, ich habe diese Liedzeile nicht
gesungen. Wirklich nicht. Mein Liebster kam von allein auf diese
Idee. Ein paar Tage vor Weihnachten überraschte er mich mit der
Mitteilung, er hätte sich gerade eine Karte für’s Konzert am 27.
bestellt. In Gedanken habe ich schnell sämtliche Veranstaltungskalender
durchgeblättert: Verflixt, welches Konzert hatte ich vergessen?
Doch sein Grinsen wurde immer breiter und mir schwante etwas: „Nee,
oder?! Du willst mit zu Küblböck?“ Er wollte. Und er bekam, was
er wollte. Das ganze Paket.
Auf der Autofahrt gibts zur Erwärmung
eine kleine musikalische Reise quer durch sämtliche Phasen und Zeitalter
des Fantums: „Hör doch mal! Was er da macht! Diese Stimme! Geht
dir das nicht durch und durch???“ Mein Mann sieht zwar etwas blass
aus, doch er ist tapfer und fährt nicht bei der nächsten Ausfahrt
raus, nach Rostock zurück. Dafür darf er in Berlin auch gleich an
einem großen Tisch voller vorfreudiger, aufgeregter, hibbeliger
Faniels Platz nehmen. Dazu so laute Daniel-Musik, wie sie der Familienrat
zu Hause nur duldet, wenn ich Geburtstag habe oder anderweitig beglückt
werden soll. Beglückt bin ich an Bettinas Küchentisch allerdings
wirklich restlos. Staunend sehe ich meinen Mann zwischen meinen
Freundinnen sitzen – erzählen, lachen, essen, trinken… Ganz normal
alles und irre schön. Etwas später marschieren wir alle zusammen
los, um uns von S- und U-Bahnen zur Kulturbrauerei schaukeln zu
lassen: Sechs Frauen und drei Männer. keine schlechte Quote!
Das Areal der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg hat mir schon immer
gut gefallen. Und mich freut es total, dass Daniel heute hier auftritt
– ich liebe dieses spannende Neben- und Miteinander der verschiedensten
kreativen und kommunikativen Unternehmungen. Hier gibt es Kneipen
und Ateliers, Festivals und Lesungen, Theater und Diskussionen…
und Musik in ihrer ganzen Vielfalt. So bunt wie das Leben. Ja, ich
finde Daniel passt hervorragend in die Kulturbrauerei! Heute sind
sämtliche Höfe und Gaststätten des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes
voller Faniels. Auch die Schlange vorm Kesselhaus ist schon ziemlich
lang. Ich freue mich so über die vielen bekannten Gesichter! Sie
sind alle wieder gekommen! Und das ist für mich immer das Allerschönste!
Man kommt irgendwohin – oft in eine wildfremde Stadt – und trifft
scharenweise Freunde und Bekannte aus allen Teilen des Landes! Ja,
wo gibt´s denn so was noch? Ich tauche ein in die Menschenmenge,
drücke hier und knuddle da. Bleibe immer mal stehen, um ein bisschen zu plaudern…
Irgendwann fällt mir mein Mann wieder
ein, der sichs unterdessen in der Fassbier-Ladehalle gegenüber gemütlich
gemacht. Und das ist eine gute Idee bei der Kälte! Wir rücken Tische
zusammen und bestellen Bier, Grog und Tee. Ringsum wieder andere
bekannte Gesichter, Nick-Namen schwirren hin und her, über die
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Tische wird sich gedrückt – und in meinem
Bauch wächst das warme Gefühl: Haben wir ein Glück! Mir ist wie
hüpfen! Daniel bringt uns immer wieder zusammen! Mit seinem Kampfgeist,
seinem Mut und seiner Energie. Durch diese ganze unglaubliche
Geschichte habe ich so wunderbare Menschen kennen gelernt: offene,
liebevolle Menschen, die ihre Träume und Sehnsüchte nicht verstecken.
Jetzt sitze ich mit meinem dampfenden Getränk unter der witzigen
Weihnachtsdekoration und fühle eine riesengroße Dankbarkeit aufsteigen.
Immerhin ist es schon der dritte Jahreswechsel, den ich quasi
mit einem Daniel-Konzert begehe. Ich erinnere mich an dichtes
Schneetreiben vor der Dreiländerhalle in Passau, da waren jegliche
Fan-Gefühle noch völlig ungewohnt und ich konnte auf Schritt und
Tritt etwas Neues lernen. Über mich, über andere Menschen, über
das Leben… Dann die berührenden Unplugged-Konzerte in München
und Hannover – auch in Eiseskälte. Aber wie warm war mir da ums
Herz! Und wie stark war dort auf einmal die Gewissheit: Daniel
Küblböck wird es schaffen! Er wird alles schaffen, was er will
und ich werde dabei sein!
Jetzt bin ich also wieder da und mein Mann ist bei mir. Wir stehen Hand in
Hand mitten in der gut gefüllten Halle. Und ich bin einfach nur
froh über die ungewohnte Konzert-Begleitung. Wir hatten einige
Krisen in den letzten Jahren und der Auslöser waren oft Konzerte
von Daniel. Ich wollte da so gern hinfahren. Am liebsten zu jedem.
Doch wie sollte meine Familie das verstehen? Klar, hab ich immer
viel erzählt von dem ganzen Drumherum, von meinen neuen Freunden…
Bettina und Stefan zum Beispiel haben wir dann getroffen und schließlich
auch unseren Urlaub miteinander verbracht. Sogar unsere Kinder
sind Freunde geworden. Das war auch für meinen Mann schön. Aber
die Faszination, die starken Gefühle, die Daniel bei uns Fans
auslöst, sind ihm fremd geblieben und immer ein bisschen unheimlich
gewesen. Nicht, das er nicht hingeguckt hätte… Damals vor dem
Konzert in Rostock hatten wir sogar das Glück Daniel kurz zu treffen.
Mein Mann meinte danach: „Okay, er ist sicher ganz nett und das
ist ein anstrengender Job: Im pinkfarbenen Anzug, immer grinsen,
sich von allen umarmen lassen… die Musik… na ja…geht so.“ In Folge
allerdings klagte mein Mann bei Daniels Gesang zunehmend über
Ohrenschmerzen - die leider proportional zu meiner Begeisterung
wuchsen.
Im Moment sieht mein Liebster jedoch ganz zufrieden aus. Daniel steht auf der
schlichten Berliner Bühne, und er hat angefangen zu singen: „Liebe
Nation“ klingt rockig und wild. Ich muss sofort tanzen, auch die
meisten Menschen um mich herum sind in Bewegung. Schlagartig füllt
eine kraftvolle Leichtigkeit die Halle bis in den letzten Winkel.
Schön ist das! Soviel Lebendigkeit und Freude! Aus den Boxen hallt
immer wieder: „…bewegt eure Hüften und stellt keine Fragen…“ Fragen?
Hatte ich irgendwann mal Fragen? Dann kommt „Bereit“ und das ist mein erklärtes
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