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Erlebnisberichte 4/19
Februar 2006
Denn ... ich bin ein Rebell!
mit innerlich zittrigen Knien). Für mich steht er wirklich zu dem, was er grad macht, gerade und aufrecht, in aller Unsicherheit, mit allen Risiken, und ich find's echt stark. Meinen Respekt hat er sicher.
Bei „Supernova“ und „Neue Menschen“ hätte man vielleicht noch etwas besser präsentieren können, wobei mir genau diese beiden Lieder nicht besonders viel sagen und ich die meist auf der CD überspringe, und so war diese leere Bühne für mich auch sehr stimmig in diesem Moment, spacig, unheimlich und gefühllos. Vielleicht wollte er Selbiges ausdrücken. Ich hab mir dazu keine weiteren Gedanken gemacht.
Ich glaube, vor „Aliens“ steht er da und sagt grinsend: „Wir sind ja eine esoterische Vereinigung“, und wir sollen nun loslassen und mit ihm ins Weltall fliegen, raus aus allen Sorgen und Nöten und Druck usw. ... und das tun wir und tanzen, brüllen, flippen rum und brüllen mit: „ Raus aus dem grauen Leben ...“ , hurra! Irgendwann stutze ich, weil er dann so inbrünstig wiederholt zum Ende hin: “Bin so weit weg ... von Zuhaus“,... und er singt immer wieder richtig klagend: „Von Zuhaus ... von Zuhaus ... von zu Haus ... von Zuhaus. ...“. Dabei verkrümmt er sich am Mikroständer, geht immer mehr in die Knie. ... Wouwh, also ich find' s sehr eindringlich, wie er seufzend „von Zuhaus ...“ ewig wiederholt, und mir kloßt es wieder in der Brust, aua, das kenne ich ... sich von „Zuhaus“ weg fühlen, weg von einem „Zuhause“, ob dem inneren oder äusseren spielt keine Rolle, alles gehört eh zusammen. Dann endlich scheint das Lied zu verklingen, aber er stöhnt natürlich doch noch los: „Ich düse mit den Alieeeeennnnns ... mit den Alieeeeeeeeeennnnns“ ... AUA! Schmerz! „... durch Raum und Zeit.“ Wir explodieren wieder, ich schmeiße meine Haare ... so viele Emotionen, Gefühle werden frei ...„Ich weiß nicht wohin ... ich weiß nicht woooohiiiin ... ich weiß nicht, woooohiiiiiin ...“ stöhnt er. Ich weiß auch manchmal nicht, wohin mit mir. Hach, ja, als er sich aufrichtet und sein Gesicht wieder aus dem Schmerzgesicht zum lächelnden wird, da jubeln wir, pfeifen, hören nicht auf zu klatschen, und er freut sich, grinst, sagt mehrfach: „Danke! Danke!“
Er wundert sich, warum so viele Frauen auf Konzerte gehen. „Ihr seid so toll angezogen.“ Und flirtet ein bisschen und wundert sich weiter: „Warum gehen so viele Frauen auf Konzerte?“ Wir rufen: „Wegen Daniel Küblböck!“ Er sagt erst ernst: „Gell, ich werde auch immer männlicher.“ Und dann grinsend: „Ja, die Schultern werden immer breiter ... und so“ und lacht dann los. Ich finde ihn klasse und könnte ihm stundenlang zuhören.
„Ich gehöre nicht jedem“ singt er nicht anklagend, nicht verurteilend, sondern ich empfinde es ganz positiv, ganz konstruktiv, so als wolle er sagen: Da geht es für mich weiter ... für jeden von uns ... niemand gehört jemandem ... jeder ist nur er selbst ... jeder gehört nur sich selbst, und er guckt viel in die Reihen, und er und wir reißen immer zur   Bekräftigung   dieser  Entscheidung : Ich  gehöre  nur
Ich hass mich mirrrrr!!!! einen Arm in die Luft schlagend hoch. Und dann fragt er am Schluss blank, unbegleitet, pur, laut und klar: „Und? Wonach steht EUCH der Sinn?“, und diese Frage bleibt im Raum stehen. Ich schlucke, wonach steht mir der Sinn? Ich weiß es nicht. Nichts Bestimmtes, was ihn angeht. Was er jetzt macht, find ich sehr mitreißend, begeisternd, geil. Super Tanzmusik noch dazu. Wonach steht mir der Sinn? Die Frage hallt in mir nach. Darüber muss ich direkt mal nachdenken
In einer Pause erzählt er vom Alkohol, vom Rausch, dass er nachher an der Bar 'nen Caipi nehmen würde. Da denk ich, damit wirst Du wieder in den Fanielreihen bei Einigen Empörung auslösen, aber er ist auch hier ehrlich und gibt zu: Er mag Alkohol. Dann prahlt er ein bisschen, er sei zwar klein, würde aber viel vertragen „Nicht wahr?“ dreht er sich um zu einem Bandmitglied. Die Band grinst: „Oh, ja, jaja, natürlich.“ Gelächter. Ich muss an die Fotos denken aus der Wirtschaft: Eis an der Nasenspitze, Geblödel, ein lachender Daniel, mag er auch mal blau sein. Ich kann auch das gut verstehen, trinke selbst gern Rotwein und Bier und mit 20 Jahren? Nun, dazu werde ich jetzt lieber nichts schreiben.
Daniel Küblböck (Müchen 26.11.2005) / Foto: Hannelore Milsman
Dann wird er wieder ruhig, ernst ... konzentriert. ... Mir gefällt das total gut. Ich kann so schön sein Gesicht beobachten, herrlich. „Ist denn niemand bereit“ ist wunderschön vorgetragen, ja, getragen. Er singt es ernsthaft, die Welt nicht verstehend und doch nicht aufgebend: „Hey!!!! Wacht auf!“ Wieder singt er von den Kindern. Ja, Daniel, ich weiß, dein Lachen mit den Kindern, auch das bist Du, immer noch, die Kinder dieser Welt sind dir wichtig. Viele Seiten hast Du, und das ist schön, dass Du sie immer noch so zeigst. „Ist denn niemand bereit, mal was zu sagen ... ist denn niemand bereit? ... und er vertraut so auf unsere Begeisterung für seine neue Lieder, dass er auch jetzt schon das Mikro zu uns hält, und es klappt tatsächlich: „zu kämpfen oder zu wagen“, schreien wir mit. Klar können wir diesen Text. Ich liebe „Bereit“, finde tolle Metaphern darin: Politiker spielen Soldaten auf einem Schachbrett der Grausamkeit! Wouwhhh, mir kribbelt' s da, ich liebe solche Texte, solche Wortspiele. ... Und ernst guckt er, singt supergut - verständnislos  und  ungläubig  fragt er am Schluss immer
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 9 · © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe