Denn ... ich bin ein Rebell!
Fortsetzung von Seite 3
mit innerlich zittrigen Knien). Für mich steht er wirklich zu dem, was er
grad macht, gerade und aufrecht, in aller Unsicherheit, mit allen Risiken,
und ich find's echt stark. Meinen Respekt hat er sicher.
Bei „Supernova“ und „Neue Menschen“ hätte man vielleicht noch etwas besser
präsentieren können, wobei mir genau diese beiden Lieder nicht besonders
viel sagen und ich die meist auf der CD überspringe, und so war
diese leere Bühne für mich auch sehr stimmig in diesem Moment, spacig,
unheimlich und gefühllos. Vielleicht wollte er Selbiges ausdrücken.
Ich hab mir dazu keine weiteren Gedanken gemacht.
Ich glaube, vor „Aliens“ steht er da und sagt grinsend: „Wir sind ja eine esoterische
Vereinigung“, und wir sollen nun loslassen und mit ihm ins Weltall
fliegen, raus aus allen Sorgen und Nöten und Druck usw. ... und
das tun wir und tanzen, brüllen, flippen rum und brüllen mit: „
Raus aus dem grauen Leben ...“ , hurra! Irgendwann stutze ich, weil
er dann so inbrünstig wiederholt zum Ende hin: “Bin so weit weg
... von Zuhaus“,... und er singt immer wieder richtig klagend: „Von
Zuhaus ... von Zuhaus ... von zu Haus ... von Zuhaus. ...“. Dabei
verkrümmt er sich am Mikroständer, geht immer mehr in die Knie.
... Wouwh, also ich find' s sehr eindringlich, wie er seufzend „von
Zuhaus ...“ ewig wiederholt, und mir kloßt es wieder in der Brust,
aua, das kenne ich ... sich von „Zuhaus“ weg fühlen, weg von einem
„Zuhause“, ob dem inneren oder äusseren spielt keine Rolle, alles
gehört eh zusammen. Dann endlich scheint das Lied zu verklingen,
aber er stöhnt natürlich doch noch los: „Ich düse mit den Alieeeeennnnns
... mit den Alieeeeeeeeeennnnns“ ... AUA! Schmerz! „... durch Raum
und Zeit.“ Wir explodieren wieder, ich schmeiße meine Haare ...
so viele Emotionen, Gefühle werden frei ...„Ich weiß nicht wohin
... ich weiß nicht woooohiiiin ... ich weiß nicht, woooohiiiiiin
...“ stöhnt er. Ich weiß auch manchmal nicht, wohin mit mir. Hach,
ja, als er sich aufrichtet und sein Gesicht wieder aus dem Schmerzgesicht
zum lächelnden wird, da jubeln wir, pfeifen, hören nicht auf zu
klatschen, und er freut sich, grinst, sagt mehrfach: „Danke! Danke!“
Er wundert sich, warum so viele Frauen auf Konzerte gehen. „Ihr
seid so toll angezogen.“ Und flirtet ein bisschen und wundert sich
weiter: „Warum gehen so viele Frauen auf Konzerte?“ Wir rufen: „Wegen
Daniel Küblböck!“ Er sagt erst ernst: „Gell, ich werde auch immer
männlicher.“ Und dann grinsend: „Ja, die Schultern werden immer
breiter ... und so“ und lacht dann los. Ich finde ihn klasse und
könnte ihm stundenlang zuhören.
„Ich gehöre nicht jedem“ singt er nicht anklagend, nicht verurteilend, sondern
ich empfinde es ganz positiv, ganz konstruktiv, so als wolle er
sagen: Da geht es für mich weiter ... für jeden von uns ... niemand
gehört jemandem ... jeder ist nur er selbst ... jeder gehört nur
sich selbst, und er guckt viel in die Reihen, und er und wir reißen
immer zur Bekräftigung dieser Entscheidung : Ich gehöre nur
|
mirrrrr!!!! einen Arm in die Luft schlagend hoch. Und dann fragt er am Schluss
blank, unbegleitet, pur, laut und klar: „Und? Wonach steht EUCH
der Sinn?“, und diese Frage bleibt im Raum stehen. Ich schlucke,
wonach steht mir der Sinn? Ich weiß es nicht. Nichts Bestimmtes,
was ihn angeht. Was er jetzt macht, find ich sehr mitreißend, begeisternd,
geil. Super Tanzmusik noch dazu. Wonach steht mir der Sinn? Die
Frage hallt in mir nach. Darüber muss ich direkt mal nachdenken
In einer Pause erzählt er vom Alkohol, vom Rausch, dass er nachher an der Bar
'nen Caipi nehmen würde. Da denk ich, damit wirst Du wieder in
den Fanielreihen bei Einigen Empörung auslösen, aber er ist auch
hier ehrlich und gibt zu: Er mag Alkohol. Dann prahlt er ein bisschen,
er sei zwar klein, würde aber viel vertragen „Nicht wahr?“ dreht
er sich um zu einem Bandmitglied. Die Band grinst: „Oh, ja, jaja,
natürlich.“ Gelächter. Ich muss an die Fotos denken aus der Wirtschaft:
Eis an der Nasenspitze, Geblödel, ein lachender Daniel, mag er
auch mal blau sein. Ich kann auch das gut verstehen, trinke selbst
gern Rotwein und Bier und mit 20 Jahren? Nun, dazu werde ich jetzt
lieber nichts schreiben.
Dann wird er wieder ruhig, ernst ...
konzentriert. ... Mir gefällt das total gut. Ich kann so schön
sein Gesicht beobachten, herrlich. „Ist denn niemand bereit“ ist
wunderschön vorgetragen, ja, getragen. Er singt es ernsthaft,
die Welt nicht verstehend und doch nicht aufgebend: „Hey!!!! Wacht
auf!“ Wieder singt er von den Kindern. Ja, Daniel, ich weiß, dein
Lachen mit den Kindern, auch das bist Du, immer noch, die Kinder
dieser Welt sind dir wichtig. Viele Seiten hast Du, und das ist
schön, dass Du sie immer noch so zeigst. „Ist denn niemand bereit,
mal was zu sagen ... ist denn niemand bereit? ... und er vertraut
so auf unsere Begeisterung für seine neue Lieder, dass er auch
jetzt schon das Mikro zu uns hält, und es klappt tatsächlich:
„zu kämpfen oder zu wagen“, schreien wir mit. Klar können wir
diesen Text. Ich liebe „Bereit“, finde tolle Metaphern darin:
Politiker spielen Soldaten auf einem Schachbrett der Grausamkeit!
Wouwhhh, mir kribbelt' s da, ich liebe solche Texte, solche Wortspiele.
... Und ernst guckt er, singt supergut - verständnislos und ungläubig
fragt er am Schluss immer
|