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Kunterbuntes 4/9
Februar 2006
FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 - Die Welt zu Gast bei Freunden
größte, was Deutschland im Fußball zu bieten hat: "Kaiser" Franz Beckenbauer. Als Spieler wurde er 1974 Weltmeister, als Trainer schaffte er dies 1990 und nun hoffte man, daß er die WM zum dritten Mal für Deutschland "gewinnt". Was bei der Konkurrenz nicht gerade einfach war. Denn sowohl die erfolgreichen Fußball-Länder Brasilien und England als auch die von FIFA-Chef Sepp Blatter favorisierten Südafrikaner gaben eine Bewerbung für diese WM ab. Mit 12 zu 11 Stimmen konnte Deutschland sich dann 2000 ganz knapp den Sieg sichern und stand von da an als WM-Ausrichter fest. Beckenbauer blieb als Leitfigur und wurde Chef eines Organisationskomitees, das sich in den 6 Jahren bis heute aus ehemaligen Fußballern und Politikern des Sportausschusses aus dem Deutschen Bundestag zusammensetzt.
In der Zwischenzeit ist viel passiert, u.a. der Aus- bzw. Neubau der WM-Stadien, der erste Verkauf einiger WM-Tickets und natürlich der sportliche Teil in Form der WM-Qualifikation. Diese blieb der Deutschen National-mannschaft ja erspart, da man als Gastgeber automatisch qualifiziert ist. Wo genau wir nun stehen weiß wohl niemand, nachdem wir zwei schlechte Europa-meisterschaften (Vorrundenaus 2000 und 2004) als auch eine grandiose Weltmeisterschafft 2002 (Finalniederlage gegen Brasilien) gespielt haben. Mit dem aktuellen Nationaltrainer und ehemaligen Topstürmer Jürgen Klinsmann erhofft man sich, dass die DFB-Auswahl eine gute WM spielt. Und ein Großteil hofft insgeheim sicherlich auf den Gewinn des Titels.
Aber man wird auf jeden Fall mehr erleben, als nur ein paar Spiele im Fernsehen, auf Großleinwänden oder (mit etwas Glück) direkt im Stadion. Denn das Ausrichten eines großen Sportereignisses bedeutet auch Besuch aus aller Welt. Es wird mit einem ausländischen Besucherauf-
kommen von 3,2 Millionen gerechnet, was sich vor allem für die Deutsche Wirtschaft lohnen soll. Die WM-Städte haben schon vor längerer Zeit ihre Planungen begonnen. Hotels sind ausgebucht, die Gastronomie rüstet (vor allem fernsehtechnisch) auf und es wird eine Menge Personal benötigt, d.h. für viele Arbeiter in diesem Gewerbe Urlaubssperre im Juni. Zusätzlich werden überall Aushilfskräfte für den Sommer gesucht. Insgesamt sollen für die WM-Zeit 12.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Zu der "Aufrüstung" gehört aber natürlich auch, dass die Preise erhöht werden.
Damit das ganze Land von der WM profitiert wurden die WM-Stadien nicht nur nach Größe und Qualität, sondern auch nach der Lage ausgewählt. So kann man von Hamburg bis München und von Köln bis Leipzig Fußballspiele und Fanaufkommen bestaunen. Man sollte auch nicht vergessen, dass es das erste große Sportereignis ist, das als gemeinsames Deutschland ausgetragen wird. Während die Spiele in den schon
erwähnten Orten  und  weiteren  Großstädten  stattfinden, haben sich viele Nationalmannschaften kleine Städte als Vorbereitungslager ausgesucht. So wie das hohe Fanaufkommen Begeisterung in der deutschen Wirtschaft hervorruft, so erwarten natürlich viele Fußballfans die Ankunft von Ronaldinho, Zinedine Zidane oder David Beckham, der schon lange den Status eines "Popstars" hat.
Und vor allem die großen Fußballnationen haben sich kleinere Ortschaften als Trainingslager ausgesucht. So zieht es z.B. den 5-maligen Weltmeister Brasilien nach Königstein im Taunus, ein Ort der nur knappe 15.000 Einwohner hat. Das erwartete Fan- und Medieninteresse an der brasilianischen Nationalmannschaft wird ungefähr auf die selbe Zahl geschätzt. Zum Trainieren werden die brasilianischen Stars auf das Sportgelände des Königsteiner Gymnasiums gehen, womit die dortigen Schüler sicher auch hautnah mitbekommen werden, was es heißt, WM-Ausrichter zu sein.
Ganz Deutschland ist also in den Spielverlauf, Fanbesuch und die Präsenz der Nationalspieler mit einbezogen und können es hoffentlich genießen. Natürlich bewirkt die WM-Ausrichtung genau das Gegenteil bei Fußballgegnern und Desinteressierten.
Zu guter letzt bleibt natürlich die Frage, wer denn nun Weltmeister wird.
Dass man als Gastgeber automatisch in die Favoritenrolle gedrückt wird, ist klar. Ein Ausscheiden in der Vorrunde würde die deutschen Fans doppelt so hart treffen. Aber die Konkurrenz ist nun mal nicht zu unterschätzen. Brasilien muss erst gar nicht erwähnt werden, da sie auch in den nächsten Jahrzehnten sicherlich regelmäßiger Topfavorit sein werden. Hinzu kommen die üblichen Verdächtigen wie England, Frankreich, Italien oder Argentinien. Also alles ehemalige Weltmeisternationen. Deutschland hat aber auch die Ehre, einige neue Länder wie Togo, Trinidad & Tobago, Angola oder unsere Nachbarn Tschechien zu begrüßen, die ihre erste WM-Teilnahme überhaupt feiern. Wer weiß, ob nicht vielleicht einer dieser Neulinge den großen Nationen ein Bein stellen kann. Besondere Freude auch bei den australischen Spielern, Spitzname "Socceroos", die sich als letzte Mannschaft im Endscheidungsspiel gegen Uruguay nach über 30 Jahren mal wieder eine WM-Teilnahme sichern konnten. Das letzte Mal waren sie im Jahre 1974 bei einer WM dabei. Und wo war diese WM damals? Genau. In Deutschland.
Trotz der vielen Favoriten und Geheimtipps hoffen wir am 9. Juni natürlich auf ein gutes Eröffnungsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Costa Rica in München und mit etwas Glück vielleicht genau einen Monat später auf ein Finalspiel in Berlin.
Pascal Wrage
 
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