größte, was Deutschland im Fußball zu bieten hat: "Kaiser"
Franz Beckenbauer. Als Spieler wurde er 1974 Weltmeister, als Trainer
schaffte er dies 1990 und nun hoffte man, daß er die WM zum dritten
Mal für Deutschland "gewinnt". Was bei der Konkurrenz nicht gerade
einfach war. Denn sowohl die erfolgreichen Fußball-Länder Brasilien
und England als auch die von FIFA-Chef Sepp Blatter favorisierten
Südafrikaner gaben eine Bewerbung für diese WM ab. Mit 12 zu 11
Stimmen konnte Deutschland sich dann 2000 ganz knapp den Sieg sichern
und stand von da an als WM-Ausrichter fest. Beckenbauer blieb als
Leitfigur und wurde Chef eines Organisationskomitees, das sich in
den 6 Jahren bis heute aus ehemaligen Fußballern und Politikern
des Sportausschusses aus dem Deutschen Bundestag zusammensetzt.
In der Zwischenzeit ist viel passiert,
u.a. der Aus- bzw. Neubau der WM-Stadien, der erste Verkauf einiger
WM-Tickets und natürlich der sportliche Teil in Form der WM-Qualifikation.
Diese blieb der Deutschen National-mannschaft ja erspart, da man
als Gastgeber automatisch qualifiziert ist. Wo genau wir nun stehen
weiß wohl niemand, nachdem wir zwei schlechte Europa-meisterschaften
(Vorrundenaus 2000 und 2004) als auch eine grandiose Weltmeisterschafft
2002 (Finalniederlage gegen Brasilien) gespielt haben. Mit dem aktuellen
Nationaltrainer und ehemaligen Topstürmer Jürgen Klinsmann erhofft
man sich, dass die DFB-Auswahl eine gute WM spielt. Und ein Großteil
hofft insgeheim sicherlich auf den Gewinn des Titels.
Aber man wird auf jeden Fall mehr erleben, als nur ein paar Spiele im Fernsehen,
auf Großleinwänden oder (mit etwas Glück) direkt im Stadion. Denn
das Ausrichten eines großen Sportereignisses bedeutet auch Besuch aus
aller Welt. Es wird mit einem ausländischen Besucherauf-
kommen von 3,2 Millionen gerechnet, was sich vor allem für die
Deutsche Wirtschaft lohnen soll. Die WM-Städte haben schon vor längerer
Zeit ihre Planungen begonnen. Hotels sind ausgebucht, die Gastronomie
rüstet (vor allem fernsehtechnisch) auf und es wird eine Menge Personal
benötigt, d.h. für viele Arbeiter in diesem Gewerbe Urlaubssperre
im Juni. Zusätzlich werden überall Aushilfskräfte für den Sommer
gesucht. Insgesamt sollen für die WM-Zeit 12.000 zusätzliche Arbeitsplätze
geschaffen werden. Zu der "Aufrüstung" gehört aber natürlich auch,
dass die Preise erhöht werden.
Damit das ganze Land von der WM profitiert
wurden die WM-Stadien nicht nur nach Größe und Qualität, sondern
auch nach der Lage ausgewählt. So kann man von Hamburg bis München
und von Köln bis Leipzig Fußballspiele und Fanaufkommen bestaunen.
Man sollte auch nicht vergessen, dass es das erste große Sportereignis
ist, das als gemeinsames Deutschland ausgetragen wird. Während die
Spiele in den schon
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erwähnten Orten und weiteren Großstädten stattfinden,
haben sich viele Nationalmannschaften kleine Städte als Vorbereitungslager
ausgesucht. So wie das hohe Fanaufkommen Begeisterung in der deutschen
Wirtschaft hervorruft, so erwarten natürlich viele Fußballfans die
Ankunft von Ronaldinho, Zinedine Zidane oder David Beckham, der
schon lange den Status eines "Popstars" hat.
Und vor allem die großen Fußballnationen haben sich kleinere Ortschaften als Trainingslager
ausgesucht. So zieht es z.B. den 5-maligen Weltmeister Brasilien
nach Königstein im Taunus, ein Ort der nur knappe 15.000 Einwohner
hat. Das erwartete Fan- und Medieninteresse an der brasilianischen
Nationalmannschaft wird ungefähr auf die selbe Zahl geschätzt. Zum
Trainieren werden die brasilianischen Stars auf das Sportgelände
des Königsteiner Gymnasiums gehen, womit die dortigen Schüler sicher
auch hautnah mitbekommen werden, was es heißt, WM-Ausrichter zu
sein.
Ganz Deutschland ist also in den Spielverlauf, Fanbesuch und die Präsenz der
Nationalspieler mit einbezogen und können es hoffentlich genießen.
Natürlich bewirkt die WM-Ausrichtung genau das Gegenteil bei Fußballgegnern
und Desinteressierten.
Zu guter letzt bleibt natürlich die Frage,
wer denn nun Weltmeister wird.
Dass man als Gastgeber automatisch in die Favoritenrolle gedrückt wird, ist klar. Ein Ausscheiden in
der Vorrunde würde die deutschen Fans doppelt so hart treffen. Aber
die Konkurrenz ist nun mal nicht zu unterschätzen. Brasilien muss
erst gar nicht erwähnt werden, da sie auch in den nächsten Jahrzehnten
sicherlich regelmäßiger Topfavorit sein werden. Hinzu kommen die
üblichen Verdächtigen wie England, Frankreich, Italien oder Argentinien.
Also alles ehemalige Weltmeisternationen. Deutschland hat aber auch
die Ehre, einige neue Länder wie Togo, Trinidad & Tobago, Angola
oder unsere Nachbarn Tschechien zu begrüßen, die ihre erste WM-Teilnahme
überhaupt feiern. Wer weiß, ob nicht vielleicht einer dieser Neulinge
den großen Nationen ein Bein stellen kann. Besondere Freude auch
bei den australischen Spielern, Spitzname "Socceroos", die sich
als letzte Mannschaft im Endscheidungsspiel gegen Uruguay nach über
30 Jahren mal wieder eine WM-Teilnahme sichern konnten. Das letzte
Mal waren sie im Jahre 1974 bei einer WM dabei. Und wo war diese
WM damals? Genau. In Deutschland.
Trotz der vielen Favoriten und Geheimtipps hoffen wir am 9. Juni natürlich
auf ein gutes Eröffnungsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen
Costa Rica in München und mit etwas Glück vielleicht genau einen
Monat später auf ein Finalspiel in Berlin.
Pascal Wrage
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