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Erlebnisberichte · 3/7
November 2003
 
Im ärmellosen, eher schon bauchfreien Armylook-Oberteil und passender knackig sitzender Hose legt er mit „Superman“ los und die Begeisterung plus Geschrei = Ekstase bei den Fans kennt keine Grenzen mehr. Es schnellen unzählige Plakate hoch: „Du hast so süße Ohren und schöne Hände“, „Nun bist du doch zurück nach Bayern, Berlin wird trotzdem mit dir feiern“, „Daniel – mach mich nass“ usw.; Faniels haben eine unendliche Fantasie. Und sie sind textsicher, manchmal noch textsicherer als ihr Idol selbst, das ab und an mal ein paar Zeilen austauscht oder einfach singt, was ihm in den Sinn kommt; nichtsdestotrotz oder gerade deswegen aber völlig professionell. Von Beginn an hat Daniel sein Publikum im Griff, er weiß, wie er die meist weiblichen Fans jeden Alters von 6 bis 60 in Rage bringt; er lüftet sein T-Shirt und zeigt seinen freien Bauch, um im nächsten Moment waldfeen- und ballettartig von einer Bühnenseite zur nächsten zu tanzen.

Nach „Superman“ erscheint Papa Küblböck auf der Bühne und schimpft mit seinem Sohn; er sei zu dünn angezogen und solle auch mal wieder was essen. „Papa don’t preach!“ ist Daniels lapidare Antwort und macht die perfekte Überleitung zum nächsten Song. Und wieder verursacht Daniel nächste Stäääärbeanfälle im Publikum; er schmeißt sich auf die Knie, robbt sich lasziv an den Bühnenrand und muss auch bei seiner nächsten Tanzeinlage seine Brille festhalten, damit sie ihm nicht jetzt schon um die Ohren fliegt.

Schließlich begrüßt Daniel sein Publikum, sieht unser Plakat und ruft „Oh, die Nordlichter sind auch schon da – Grüß Gott!“ – herrjeh, wenn wir bisher noch nicht gestäärbt sind, so war es jetzt soweit, auch wenn man bei uns im Norden „moin“ sagt, aber das das lernt er auch noch! Daniel spricht mit dem Publikum routiniert wie ein alter Hase, und wer ihn trotz des endlosen Geschreis der Teenies (und sicher auch mancher Grufties) verstehen kann, ist fasziniert von der unglaublichen Bühnenpräsenz dieses 17jährigen Newcomers.

Daniel beim Konzert in Kassel, 17. Juli 2003. Foto mit freundlicher Genehmigung von Kasselcity.de

Es folgt eine rockige Nummer des aktuellen Albums: „I don’t want to live another life“ und spätestens hier sollte auch der letzte Kritiker gemerkt haben: Daniel KANN singen; er ist sogar sehr viel besser geworden seit den Mottoshows bei DSDS; die Stimme hält, ist kräftiger, männlicher und vielfältiger geworden.

Die Show geht weiter; bei „Everytime“ lässt sich Daniel als liebeskranker Patient im Bett von seinen als Krankenschwestern verkleideten Tänzerinnen auf die Bühne rollen; dann reißt er sich das weiße Leibchen vom Körper und stimmt „Pretty Woman“ an. Plötzlich ruft Daniel „STOP – STOP!“; die Band8 pariert. „Kann ich bitte mal den Tonmann haben?“ – das Kabel des In-Ear-Systems ist lose und Daniel meint: „Das Kabel muss wieder rein in die Hose; soll ja alles dahin, wo es hingehört“; ein scherzhaftes „Danke Schätzchen“ an den Mann vom Ton und schon geht die Show weiter, als sei nichts gewesen. Daniel lässt sich von seinen Tänzerinnen umgarnen, guckt mal frech, mal traurig, mal sexy, mal lasziv; er hat es einfach drauf – und singt gleich noch seinen Nr. 1 Hit „You drive me crazy“.
Diese zwei Stunden werden in meinem Gedächtnis zu einem glänzenden Wirbel mit ab und an hoch zuckenden bunten Flecken.......Daniel nimmt mich mit, eine Achterbahn durch die Emotionen.......er winkt ins Publikum, wir winken frenetisch zurück und bekommen sofort Feedback, weil er sich kringelt vor Freude, dass das klappt und es gleich noch mal versucht – ja, Spielen macht Spaß, mir auch.....er steht am Bühnenrand, kriegt schmale Augen und zieht sich langsam das Shirt hoch - warum habe ich jemals behauptet, Gucken mache mich nicht an? Und wieder löst unsere Reaktion diese strahlende Freude aus, die mir erlaubt, deswegen nicht verlegen zu sein.....er singt „Unchained Melody“, trägt es perfekt vor – und ich fühle mich allem und jedem entgegenfließen, Lieben ist schön…

Mit einem Kasseler Chor zur Unterstützung und „We have a dream“ geht’s weiter, und wie bei allen Songs singen die Zuschauer aus vollem Halse mit.
Es folgt Daniels Lieblingssong „Tragedy“, und er erzählt, dass Juliette ihm dieses Lied für die Musical-Mottoshow empfohlen hat. Irgendwie ist es auch Daniels Geschichte, und er singt diesen Song wieder aus vollem Herzen. Plötzlich springt Daniel von der Bühne, rennt am Kindergraben vorbei; versucht sogar, sich durch die Kiddies einen Weg zur „Erwachsenenabsperrung“ zu bahnen (oh Gott, gleich kommt er!!), doch die erbarmungslose Meute umzingelt ihn, und Daniel resigniert kopfschüttelnd und wühlt sich zur Bühne zurück.
Schließlich erzählt Daniel von seinem allerersten Casting, schnappt sich eine Gitarre und ruft mit „Proud Mary“ in einer schönen, langen Version Erinnerungen wach.
Nach einer weiteren Pause ertönen plötzlich Motorradgeräusche, und natürlich weiß jeder: „Born to be wild“! Papa Günther ganz lässig in Lederkluft am Lenker, kutschiert Daniel plus langmähniger Tänzerin auf die Bühne. Daniel rockt sich und seine Fans um Sinn und Verstand; reckt sein nacktes Bauchi in die Luft, guckt lasziv und schwer atmend ins Publikum, um im nächsten Moment wieder dieses schelmische Grinsen aufzusetzen, weil er erreicht hat, was er will: Die Meute unten ist nicht nur im Koma, sie ist dauergestääärbt!
Da hilft auch die nächste Ballade „Heartbreaker“ nichts; welch eine Ironie, wenn Daniel schmachtend singt „I’m NOT a heartbreaker“.
Bei „Stand by me“ unterbricht Daniel die Strophen immer wieder, um aus seiner DSDS-Zeit zu erzählen und auch, um das Publikum mit einzubeziehen. Wieder wird klar: Daniel ist nicht nur ein Sänger, er ist wirklich ein Entertainer.
Schließlich erscheint Daniel im Nena-Outfit, doch er fängt nicht gleich an zu singen, sondern sagt, er wolle den 100. Luftballon, den er bei sich trägt, Carlo Karges widmen, dem Bandmitglied von Nena, der im letzten Jahr zu jung gestorben ist. „Denkst du vielleicht grad an mich, so singe ich ein Lied für dich“ und am Ende des Songs lässt Daniel unter einer Mischung von tosendem Gejohle und gerührter Ergriffenheit diesen Ballon steigen.
Ein echtes Überraschungserlebnis, nicht nur für die Kids, ist der jetzt aus Konfettikanonen geschossene Glitterregen, der in der späten Dämmerung im Scheinwerferlicht seine volle Wirkung entfaltet. Und auch die 100 Luftballons, die dem einen folgen, sind keineswegs – wie es von der feindlich gesonnenen Presse oft dargestellt wird – billige Kindergeburtstagsunterhaltung, sondern entfalten WEGEN Daniels Authentizität und Intensität beim Performen des Stückes eine die Herzen wirklich berührende Wirkung. Die Leute rasten nicht aus wegen ein paar Luftballons, sondern wegen der poetischen Dichte des Augenblicks...

Soll das jetzt alles schon zu Ende sein?! Nein, alle rufen „Zugabe, Zugabe“ und die Band 8 feuert uns alle, die wir eh schon heiser sind vom Mitsingen, Brüllen und Kreischen, weiter an, Daniel noch mal auf die Bühne zu holen.
Da wird er auch schon, bekleidet mit Bademantel und im Strandkorb sitzend, auf die Bühne geschoben und stimmt seine zweite Single „Heartbeat“ an. „Do you want to see my perfect body?“ braucht er singend die Menge nicht zweimal zu fragen, und – schwupps – fliegt der Bademantel, und Daniel singt und tanzt in Badeshorts weiter. Ganz frech schnappt er sich dann einen Wasserschlauch und spritzt die Zahnspangenfraktion in der ersten Reihe der Kinderabsperrung voll – viel eher hätten diese Abkühlung wohl die Grufties weiter hinten vertragen können. Da schließe ich mich nicht aus.
 
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