Sexualität – Gesellschaft - Daniel
Als ich vor einiger Zeit meinen Artikel zur TV-Serie Queer as Folk in der Redaktion
zur Diskussion stellte, entstanden lebhafte Gedanken rund um das
Thema Sexualität, Daniel und seine Fans, Einflüsse, Einstellungen
und gesellschaftliche Wertung. Fragen wie: hat Daniel jemanden in
seiner Einstellung zu sexueller Orientierung beeinflusst? Welche
Wirkung hat Daniel auf seine Fans? Wie sind die Fans selbst zu diesem Thema eingestellt?
Die Idee zu einem weiteren Beitrag war geboren.
Schnell war eine Art Interviewbogen entstanden, rund um die Fragen,
die uns spannend genug erschienen, in einem Fanzine aufgegriffen
zu werden. Anonym haben wir Daniels Fans die Möglichkeit gegeben,
auf unsere Fragen zu antworten. Einen Querschnitt aus den überaus
interessanten Antworten haben wir für euch aufbereitet: Befragte:
Männlich, 21 Jahre, homosexuell
Weiblich, 33 Jahre, bisexuell
Weiblich, 57 Jahre, hetereosexuell
Weiblich, 45 Jahre, heterosexuell
1. Was glaubst Du, warum Bi- oder Homosexualität in der Gesellschaft immer
noch nicht akzeptiert wird?
Das liegt denke ich an der Engstirnigkeit vieler unserer Mitmenschen.
Viele kommen auch nicht mit etwas klar,
was sie nicht sofort verstehen oder in eines ihrer dafür vorgefertigten
Schemata pressen können. Schubladen-Denken ist in Deutschland ein
großes Problem. Einige finden Homosexualität auch eklig, ohne einen
Homosexuellen zu kennen oder sich für die Hintergründe zu interessieren!
Homosexualität ist doch auch nur eine Lebensweise wie jede andere.
Ich verstehe nicht, warum Viele ein Problem daraus machen. Meine
Eltern haben leider auch eins damit. Sie sagen zwar immer, es ist
okay, aber wenn der eigene Sohn schwul ist, dann ist es wohl was anderes...
Grundsätzlich finde ich, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft
schon besser geworden ist. Ich glaube alles, was Menschen als "nicht
normal" empfinden, ist ihnen fremd und alles, was Menschen befremdet,
wollen sie von sich weisen. Die Folge ist Ablehnung gegenüber anders gearteten Gruppierungen.
Ich finde, dass viele, besonders aus der älteren Generation,
damit nicht klar kommen, dass jemand mit zwei Geschlechtern schläft, also bisexuell
ist. Ich denke, dass wenn man "nur" schwul ist, man es nicht so schwer hat.
Ich glaube, das ist für viele irritierend, weil es nicht der Natur zu entsprechen
scheint. Sexualität hat ja - ganz sicher nicht nur - aber auch etwas
mit Fortpflanzung zu tun. Bei Homosexualität funktioniert die dann
eher weniger... wobei es ja auch im Tierreich zumindest vereinzelt
Beispiele für homosexuelles Verhalten gibt. Ganz "unnatürlich" ist
Homosexualität also auch in der Natur nicht. Aber sie ist dort doch
die Ausnahme. Die gesellschaftlichen Konventionen, die von der heterosex-
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uellen Beziehung als Standard ausgehen, prägen uns sicher auch. Das ist
aber m.E. nicht wirklich entscheidend. Homosexualität, zumindest männliche,
genoss zum Beispiel im alten Griechenland ein hohes gesellschaftliches
Ansehen. So starr und unveränderlich ist die gesellschaftliche Einstellung
also gar nicht. Aktuell habe ich auch den Eindruck, dass vielleicht
nicht bei Otto Normalverbraucher, aber zumindest in gebildeteren
bzw. kulturell aufgeschlosseneren Bevölkerungskreisen Homosexualität
recht gut akzeptiert wird, mehr noch, fast schon trendy ist.
2. Wie wichtig ist dir die sexuelle Orientierung eines Menschen bzw.
wie sehr fällt diese bei der Beurteilung eines Menschen für dich ins Gewicht?
Ich nehme jeden Menschen erstmal so an, wie er eben
auch ist! Die sexuelle Gesinnung ist dabei ohne Bedeutung. Ich wäre
ja ganz schön oberflächlich und anmaßend, wenn ich z. B. mit Heteros
nicht reden würde oder befreundet sein will, nur weil ich schwul
bin. Der Mensch dahinter ist mir wichtig, nicht seine sexuelle Orientierung.
Ich beurteile einen Menschen danach, wie er sich gegenüber mir verhält
und anderen und nach seinen Einstellungen und Ansichten.
Die sexuelle Orientierung ist für mich bei der Beurteilung eines Menschen völlig
irrelevant. Für mich spielt viel mehr der Charakter und die Ausstrahlung
eines Menschen eine entscheidende Rolle.
Für mich zählt nur der Mensch, egal ob bi, hetero oder schwul! Jeder soll
seine Sexualität ausleben und glücklich werden.
Nun ja. Wenn ich einen netten Mann kennenlerne und erfahre, dass er schwul ist, dann finde ich das
schade. Andersrum - ich kann mich an eine Lesbendisco erinnern,
auf der ich mal gelandet bin, weil ich an dem Abend in dem Laden
im Internetcafé gearbeitet habe. Die Frauen da haben mich vermutlich
auch für lesbisch gehalten. Das war schon irgendwie eine fremdartige
Erfahrung. Erotische Ausstrahlung ist für mich selbst allerdings
auch nicht geschlechtsgebunden. Es gibt auch Frauen, die ich erotisch
finde. Und ich habe auch schon erlebt, dass es spannend ist, das
ein bisschen auszuleben. Aber ich würde jetzt nicht die Fahnen wechseln.
- Im Grunde glaube ich, dass wir alle ein bisschen bi sind, in dem
Sinne, dass erotische Ausstrahlung per se nicht geschlechtsgebunden
ist. Wie jemand für sich dann seine Präferenzen definiert und auslebt,
homo- oder heterosexuell, oder eben bi, das muss er selbst wissen.
Das ist meine allgemeine Einstellung dazu. Also ich denke schon,
dass ich da grundsätzlich ziemlich tolerant bin. Ich merke aber,
dass die sexuelle Orientierung eines Menschen mir nicht egal ist
- sie spielt schon eine Rolle im Bild, was ich mir von ihm mache.
Sie ist irgendwie im Hinterkopf bei mir. Wie, kann ich nicht genau
sagen. Das kommt auch ganz auf den jeweiligen Menschen an, wie er
selbst damit umgeht. Ob ich das bei diesem Menschen als stimmig
erlebe z.B. und es dann einfach so nehme, wie es ist. Oder ob ich
das Gefühl habe, er geht damit hausieren... Zur Zeit habe ich ein
bisschen den Eindruck, dass Homosexualität schon fast eine Modeerscheinung
Fortsetzung
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