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Gesellschaft & Medien 5/11
Mai 2006
Sexualität – Gesellschaft - Daniel
Als ich vor einiger Zeit meinen Artikel zur TV-Serie Queer as Folk in der Redaktion zur Diskussion stellte, entstanden lebhafte Gedanken rund um das Thema Sexualität, Daniel und seine Fans, Einflüsse, Einstellungen und gesellschaftliche Wertung. Fragen wie: hat Daniel jemanden in seiner Einstellung zu sexueller Orientierung beeinflusst? Welche Wirkung hat Daniel auf seine Fans? Wie sind die Fans selbst zu diesem Thema eingestellt?
Die Idee zu einem weiteren Beitrag war geboren. Schnell war eine Art Interviewbogen entstanden, rund um die Fragen, die uns spannend genug erschienen, in einem Fanzine aufgegriffen zu werden. Anonym haben wir Daniels Fans die Möglichkeit gegeben, auf unsere Fragen zu antworten. Einen Querschnitt aus den überaus interessanten Antworten haben wir für euch aufbereitet: Befragte:
Männlich, 21 Jahre, homosexuell
Weiblich, 33 Jahre, bisexuell
Weiblich, 57 Jahre, hetereosexuell
Weiblich, 45 Jahre, heterosexuell
1. Was glaubst Du, warum Bi- oder Homosexualität in der Gesellschaft immer noch nicht akzeptiert wird?
Das liegt denke ich an der Engstirnigkeit vieler unserer Mitmenschen. Viele kommen auch nicht mit etwas klar, was sie nicht sofort verstehen oder in eines ihrer dafür vorgefertigten Schemata pressen können. Schubladen-Denken ist in Deutschland ein großes Problem. Einige finden Homosexualität auch eklig, ohne einen Homosexuellen zu kennen oder sich für die Hintergründe zu interessieren! Homosexualität ist doch auch nur eine Lebensweise wie jede andere. Ich verstehe nicht, warum Viele ein Problem daraus machen. Meine Eltern haben leider auch eins damit. Sie sagen zwar immer, es ist okay, aber wenn der eigene Sohn schwul ist, dann ist es wohl was anderes...
Grundsätzlich finde ich, dass die Akzeptanz in der Gesellschaft schon besser geworden ist. Ich glaube alles, was Menschen als "nicht normal" empfinden, ist ihnen fremd und alles, was Menschen befremdet, wollen sie von sich weisen. Die Folge ist Ablehnung gegenüber anders gearteten Gruppierungen.
Ich finde, dass viele, besonders aus der älteren Generation, damit nicht klar kommen, dass jemand mit zwei Geschlechtern schläft, also bisexuell ist. Ich denke, dass wenn man "nur" schwul ist, man es nicht so schwer hat.
Ich glaube, das ist für viele irritierend, weil es nicht der Natur zu entsprechen scheint. Sexualität hat ja - ganz sicher nicht nur - aber auch etwas mit Fortpflanzung zu tun. Bei Homosexualität funktioniert die dann eher weniger... wobei es ja auch im Tierreich zumindest vereinzelt Beispiele für homosexuelles Verhalten gibt. Ganz "unnatürlich" ist Homosexualität also auch in der Natur nicht. Aber sie ist dort doch die Ausnahme. Die gesellschaftlichen Konventionen, die von der heterosex-
uellen Beziehung als Standard ausgehen, prägen uns sicher auch. Das ist aber m.E. nicht wirklich entscheidend. Homosexualität, zumindest männliche, genoss zum Beispiel im alten Griechenland ein hohes gesellschaftliches Ansehen. So starr und unveränderlich ist die gesellschaftliche Einstellung also gar nicht. Aktuell habe ich auch den Eindruck, dass vielleicht nicht bei Otto Normalverbraucher, aber zumindest in gebildeteren bzw. kulturell aufgeschlosseneren Bevölkerungskreisen Homosexualität recht gut akzeptiert wird, mehr noch, fast schon trendy ist.
2. Wie wichtig ist dir die sexuelle Orientierung eines Menschen bzw. wie sehr fällt diese bei der Beurteilung eines Menschen für dich ins Gewicht?
Ich nehme jeden Menschen erstmal so an, wie er eben auch ist! Die sexuelle Gesinnung ist dabei ohne Bedeutung. Ich wäre ja ganz schön oberflächlich und anmaßend, wenn ich z. B. mit Heteros nicht reden würde oder befreundet sein will, nur weil ich schwul bin. Der Mensch dahinter ist mir wichtig, nicht seine sexuelle Orientierung. Ich beurteile einen Menschen danach, wie er sich gegenüber mir verhält und anderen und nach seinen Einstellungen und Ansichten.
Die sexuelle Orientierung ist für mich bei der Beurteilung eines Menschen völlig irrelevant. Für mich spielt viel mehr der Charakter und die Ausstrahlung eines Menschen eine entscheidende Rolle.
Für mich zählt nur der Mensch, egal ob bi, hetero oder schwul! Jeder soll seine Sexualität ausleben und glücklich werden.
Nun ja. Wenn ich einen netten Mann kennenlerne und erfahre, dass er schwul ist, dann finde ich das schade. Andersrum - ich kann mich an eine Lesbendisco erinnern, auf der ich mal gelandet bin, weil ich an dem Abend in dem Laden im Internetcafé gearbeitet habe. Die Frauen da haben mich vermutlich auch für lesbisch gehalten. Das war schon irgendwie eine fremdartige Erfahrung. Erotische Ausstrahlung ist für mich selbst allerdings auch nicht geschlechtsgebunden. Es gibt auch Frauen, die ich erotisch finde. Und ich habe auch schon erlebt, dass es spannend ist, das ein bisschen auszuleben. Aber ich würde jetzt nicht die Fahnen wechseln. - Im Grunde glaube ich, dass wir alle ein bisschen bi sind, in dem Sinne, dass erotische Ausstrahlung per se nicht geschlechtsgebunden ist. Wie jemand für sich dann seine Präferenzen definiert und auslebt, homo- oder heterosexuell, oder eben bi, das muss er selbst wissen. Das ist meine allgemeine Einstellung dazu. Also ich denke schon, dass ich da grundsätzlich ziemlich tolerant bin. Ich merke aber, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen mir nicht egal ist - sie spielt schon eine Rolle im Bild, was ich mir von ihm mache. Sie ist irgendwie im Hinterkopf bei mir. Wie, kann ich nicht genau sagen. Das kommt auch ganz auf den jeweiligen Menschen an, wie er selbst damit umgeht. Ob ich das bei diesem Menschen als stimmig erlebe z.B. und es dann einfach so nehme, wie es ist. Oder ob ich das Gefühl habe, er geht damit hausieren... Zur Zeit habe ich ein bisschen den Eindruck, dass Homosexualität schon fast eine Modeerscheinung
 
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