zurück zur Startseite
Gesellschaft & Medien 8/11
Mai 2006
Deutschland sucht den Superstar
Je geschickter sich die Macher der Sendung anstellen – und das ist wohl auch in diesem Fall so – desto weniger kommen wir an den außergewöhnlichsten Stimmen, den wildesten Tänzern und den harten Urteilen der Jury vorbei.
Mittlerweile ist auch die dritte Staffel der RTL-Erfolgsshow vorbei. Im Oktober 2005 startete diese mit einem aufgefrischtem Konzept der Show. Deutlich konnte man sehen, dass RTL das Studio umgebaut hat. Neben der verblüffenden Live-Band und einer neuen Anordnung der Sitzplätze gab es auch eine viel größere Bühne mit Licht- und pyrotechnischen Effekten. Die Live-Musik hatte es in den vergangenen zwei Staffeln nur zum Anlass des Mottos "Big Band" gegeben, ansonsten kam die Musik vom Band.
Dieter Bohlen durfte als Einziger der altbekannten Jury weiterhin auf seinem Jury-Stuhl sitzen bleiben. Ex-BMG-Boss Thomas Stein, Journalistin Shona Fraser und Radiomoderator Thomas Bug mussten für die Musikexperten Sylvia Kollek und Heinz Henn Platz machen. Das Moderatorenpaar Michelle Hunziker und Carsten Spengemann wurde gegen Tooske Ragas, die schon zweimal die niederländische Variante von DSDS moderierte, und Marco Schreyl, der beim ZDF unter anderem "Hallo Deutschland" moderiert, ausgetauscht.
Auch beim Finale gab es Neuerungen: Diesmal durften die Finalisten Tobias und Mike zwei unterschiedliche Siegertitel singen. "I still burn", der Siegersong, wurde diesmal nicht von Dieter Bohlen geschrieben, sondern von Peter Wright und Jess Cates. Produziert wurde der Titel vom Berliner Valicon-Produktions-Team.
Fragt sich noch, ob die Betitelung "Superstar" jemals jemandem geholfen hat, sich in den Unendlichkeiten der Medienwelt durchzukämpfen und längerfristig auf die einschlägigen Teenie-Organe wie BRAVO und YAM zu wirken. Kaum ist ein neuer Superstar gekrönt, verschwinden die alten Superstars hinter einem großen Mediengewitter.
Der Gewinner der ersten DSDS Staffel – Alexander Klaws – gewann 2003 einen Plattenvertrag bei Sony/BMG. Mit der Debütsingle "Take me tonight" und der Singleauskopplung "Free like the wind", sowie mit den ersten zwei Alben "Take your chance" und "Here I am", schoss er auf Platz 1 der deutschen Charts. Weitere Singles wie "Stay with me", "Behind the sun", "Sunshine after the rain", "Here I am", "All (I ever want)" und "Not like you" erreichten Chartplatzierungen zwischen Platz 2 und 19 in den deutschen Mediacontrol Charts. Mit dem neuen Album "Attention!" hingegen landete er, 3 Jahre nach seinem Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar", auf Platz 15.
Auch wer denkt, Elli – Gewinnerin der zweiten Staffel – hätte sich aus dem Musikbusiness zurückgezogen, der hat sich getäuscht. Ihr Siegersong "This is my life" stieg in Deutschland auf Platz 3 ein und auch die Singles "In my dream" und "Not my type" konnten sich in den deut-
schen Charts halten. Ihr Album "Shout it out" stieg nach der Veröffentlichung im Oktober auf Platz 33 ein.
Doch nicht nur Gewinner mit dem Titel "Superstar" haben Erfolge. Auch die Zweitplatzierte der ersten Staffel, Juliette Schoppmann, glänzte mit den Singles "Calling you", "Only Uh Uh…" und "I still believe" und dem ersten Album "Unique" auf den oberen Rängen, während Vize-Superstar der zweiten Staffel, Denise Tillmanns, heute noch an den ersten Erfolgen in der Musikbranche arbeitet.
Auch von den Drittplatzierten hört man bis heute noch etwas. Daniel Küblböck kann neben einem Kinofilm, vielen Konzerten, einem Comic und einer Biographie insgesamt fünf Singles aufweisen: "You drive me crazy" (Platz 1 der deutschen Charts), "Heartbeat", "The lion sleeps tonight", "Teenage tears" und "König von Deutschland". Auch seine Alben "Positive Energie" und "Liebe Nation" landeten weit oben in den Charts.
Philippe Bühler hingegen zog sich erst einmal nach seinem Ausscheiden bei der zweiten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" zurück und brachte im Dezember 2005 seine Single "Warum" auf den Markt, die auf Platz 28 in die Charts einstieg.
Wo man hinschaut also nur noch Superstars, die Jugendlichen wahrscheinlich bekannter sind, als mancher Politiker. Ist dies also noch duldbar für das Allgemeinwissen der Jugendlichen oder werden zukünftige Stars über Schulbücher, Zeitschriften und Fernsehsendungen regieren und Deutschland weiterhin für jeden Anruf und jede SMS 49 Cent abkassieren? Aber es sind oft nicht nur 49 Cent, die für die neuen Superstars ausgegeben werden, sondern viel mehr. Denn auch die gemeinsamen Alben der zehn Finalisten, die es bei allen drei Staffeln gab, schossen ganz klar sofort auf die Nummer 1 der deutschen Charts, und auch die DVDs, die stundenlanges Backstagematerial zeigen, verkaufen sich nicht schlecht. Aber damit ist es nicht getan.
Unter http://dsds.shirtcity.com kann man Fanartikel zu der RTL-Castingshow bekommen. Da ist für jeden etwas dabei – T-Shirts, Tassen und sogar Tragetaschen.
Auch gesorgt ist für Musik auf dem Handy, denn alle Titel aus den Shows kann man sich als Klingelton auf sein Handy laden. Es gibt unter anderem auch ein "DSDS-Wap-Portal", bei dem man sich für 49 Cent zzgl. GPRS Verbindungskosten der verschiedenen Netzbetreiber aktuelle Infos, Star- und Jurybilder, Videos und vieles mehr auf sein Handy holen kann.
Nicht nur in der Vergangenheit war es so, dass die Singles der verschiedenen Teilnehmer wie eine Bombe in die Charts eingeschlagen sind. Auch in diesem Jahr, in dem Sieger Tobias seine Single "I still burn" veröffentlicht hat, steht diese schon kurz nach der Veröffentlichung auf Platz 1 der Musicload-Charts.
Es bleibt abzuwarten, ob "Deutschland sucht den Superstar" im nächsten Jahr mit einer weiteren Staffel weitergeht. Und wer weiß - vielleicht hat Deutschland im Jahr 2030 dann endlich einen Superstar gefunden, der keine Nachfolger benötigt…
Jasmin De Stefano
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 10· © 2003 - 2006 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe