In den letzten Jahren kommen uns in den Medien neue Bands entgegen, deren Mitglieder
singen und tanzen, einfache Melodien und Texte trällern. Musik,
die schnell zu merken und mitzusingen ist. Keine tiefgründigen Lieder,
aber eingängige, die sich kaum voneinander unterscheiden.
Die Gesichter dieser Bands lächeln uns auf Titelblättern der Jugendzeitschriften
entgegen, begegnen uns in Werbepausen, in Talk-Sendungen und Musik-Events.
Immer wieder werden ihre Lieder gespielt, bis einem nicht mehr bewusst
ist, ob sie gut gefunden werden, weil sie einem gefallen oder sie
gefallen, weil sie so oft gehört werden und vertraut erscheinen.
Doch die Lebensdauer dieser Gruppen ist gering. Nach zwei, drei
Jahren verschwinden sie langsam von der Bildfläche. Gelegentlich
erscheinen noch kurze Auftritte, die oft nur vorhersagen, dass sie
sich trennen wollen, anders entwickeln, neue Ziele verfolgen oder
eine Pause einlegen werden, um sich zu finden, sich ihren Soloprojekten
zu widmen. Jedoch tauchen sie dann tatsächlich nur in den seltensten
Fällen wieder auf, meist mit geringem Erfolg, um dann endgültig
zu verschwinden. Musikalische Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe
werden auch oft als Trennungsgrund genannt. Und dann erscheint eine
neue Band oder parallel dazu, mit ähnlichem Schema, welche die "alte" Gruppe ersetzt.
Hinter diesen Gruppen stehen Produzenten, Plattenfirmen,
große Konzerne, die sie mit viel Promotion versorgen, um sie dann
doch gegen eine andere auszutauschen, wenn sie nicht mehr die erwünschten
Einnahmen erbringen. Ein professionelles Management gestaltet alles
für sie, hat die Fäden in der Hand. Sie sorgen für die Kompositionen,
Texte, Produktion, stellen das Musikprogramm zusammen, legen Termine
fest und geben die Musikrichtung vor, daher ist es erstaunlich,
dass oft als Trennungsgrund musikalische Differenzen innerhalb der
Gruppe genannt werden.
|
Die Produzenten und Plattenfirmen stellen
aus jungen SängerInnen und TänzerInnen nach Marketing-Gesichtspunkten
eine Band zusammen, die gezielt vermarktet wird. Für dieses Konzept
ist es nicht nur wichtig, dass die Mitglieder singen und eventuell
tanzen, sondern dass sie einen bestimmten Menschentyp repräsentieren,
und zwar sowohl äußerlich, als auch charakteristisch, dem Image
entsprechend. Ein Image, das oft von den Gestaltern geprägt wird.
So kann sich jeder der überwiegend jungen Fans - größtenteils Mädchen
- ein Mitglied aussuchen, das zu seinem Idol wird, sich mit diesem
identifizieren oder auch zum Objekt einer Schwärmerei werden.
Schlagzeilen, Storys, Skandale und manchmal auch Biografien in Boulevard-Blättern
sorgen dafür, dass ihr Image konstant bleibt. Es wird darauf geachtet,
dass die eigene Persönlichkeit nicht zu sehr herausragt und dass
sie nicht zu außergewöhnlich ist, sondern einer gewissen Norm entspricht.
Unikate werden gemieden, da sie schwer austauschbar sind.
Als No Angels, Bro'sis, Overground, Preluders u.v.a. zusammengestellt wurden,
wurde auch verstärkt auf das Aussehen geachtet, sie wurden nicht
nur nach Gesang und Tanz ausgesucht, sondern auch nach dem Schönheitsideal
der deutschen Teenies, mit dem diese sich identifizieren konnten
und wollten. Auch verschiede Haar- und Hauttypen spielten eine Rolle,
ein breites Spektrum von Publikum sollte angesprochen werden. So
kann jeder sein persönliches Mitglied verehren und eine Art "Bindung"
zu ihm ausbilden, um eine Art "Abhängigkeit" zu erzielen, die dazu
führt, alles von dieser Person besitzen zu wollen (CDs , Poster, Merchandising-Artikel).
Ständige Medienpräsenz war und ist wichtig,
da diese Bands schnell in Vergessenheit geraten, weil auch die Zielgruppe
oft sehr jung und sprunghaft ist, wechselhaft in ihren Interessen.
Fortsetzung
|