Daniel macht Dampf im Kesselhaus
Fortsetzung von Seite 9
"Born in Bavaria" eröffnete schwungvoll die zweite Halbzeit des
Konzerts, und wieder zeigte sich, dass Sitzplätze für Daniels Konzerte
eine vergebliche Liebesmüh' darstellen, da es schon nach den ersten
Takten die meisten Zuhörer erneut von ihren Sitzen riß. Teilweise
eng umschlungen tanzten die Fans zu "Man in the Moon" oder "Skin
I’m in", Meilensteine aus der Mitte von Daniels Kinofilm "Daniel,
der Zauberer", einem halbdokumentarischen Märchenensemble mit surrealistisch-pittoresken
Zügen, die vielen langjährigen Daniel-Fans bis heute nachvollziehbar
präsent sind und sie zu Tränen rühren – genau so wie "Hey", einer
der eindrucksvollsten Songs, die Daniel jemals performte. Auch diesmal
verfehlte "Hey" seine Wirkung nicht, ebenso wenig wie "Good time",
den viele Fans auf dem Konzert sich als B-Seite seiner neuen Single
herbei sehnten, weil dort so wunderbar musikalisch ausgedrückt wird,
was viele von uns mit Daniel verbinden.
Daniel rockte sich kurz durch "Liebe Nation", bevor er sein Publikum darauf
aufmerksam machte, dass nun folgen würde, was zur Zeit sein Herz
bewegt, oder – wie Daniel selbst es gewollt flapsig ausdrückte:
"Wie ich grad so druff bin." Weil er nicht nach dem beurteilt werden
möchte, was er alles einmal war, sondern nach dem, was er heute
ist: Ein Sänger und Entertainer, der hart an sich arbeitet, der
seine Stimme in den letzten Jahren durch hartes Training kontinuierlich
verbesserte, der ausmerzte, was einst von der Medienöffentlichkeit
so gern als "Frosch-Musik" bezeichnet wurde. Der an seinem Ausdruck
ebenso arbeitete wie an dem, was er aus sich herauslässt. Und es
folgten zwei Songs, die jeden, der sie zuvor noch nicht gehört hatte,
sofort unlöschbar in ihren Bann zogen.
Zwei Songs, in denen Daniel wieder auf seinem Barhocker saß, beim Singen größtenteils die Augen
geschlossen hatte, und dennoch seinen Zuhörern nie näher war als
in diesen Momenten. Zwei Songs, in denen Daniel aber auch ganz "bei
sich" war. Stimmig, einig. Und klar. Text und Musik vereinten sich
in bislang in dieser Form noch nicht erfahrener Innigkeit. Gebanntes
Lauschen begleitete Daniel, als er uns teilhaben ließ an intensiv
erlebter "Entflammter Freundschaft" und an dem bezaubernd unschuldigen
"Fliegen". Wen auch immer Daniel bis zu diesem Punkt im Saale noch
nicht erreicht hatte – von diesen Songs waren alle Anwesenden überwältigt.
Und es überwältigte sie umso mehr, was Daniel im Anschluss mit "Fly
me to the moon" in jazzigen Rhythmen von der Bühne auf sie los lies!
Die "alte" Einigkeit, dieses plötzliche Empfinden, mit allen Anwesenden
im Saal eins zu sein, gleich zu fühlen, im Gleichklang zu ticken,
dirigiert nur von dem einem da vorn auf der Bühne, es übertrug sich
über die folgende Bandvorstellung hinaus bis hin zu Frank Sinatras
Klassiker "Cheek to Cheek". Wieder sah man Faniels Hand in Hand,
Arm in Arm, die im Takt swingten, klatschten, schnippten, feierten.
Ein bißchen kam es zurück, das Gefühl längst vergangener Tage, und
es entstand ein Bewusstsein, wie es werden könnte, und vielleicht auch werden wird.
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"Proud Mary" schließlich rundete den offiziellen
Teil des Konzertes ab, Daniels erster Auftritt auf den Brettern,
die einige das Leben nennen, andere schlicht und einfach "Bühne",
und wieder andere "15 Minuten Ruhm". Daniel hat es uns mehr als
deutlich bewiesen, dass er sich mit dieser klassischen Medien-Viertelstunde
nicht zufrieden geben wird. Er hat mit seinem unbändigen Willen
erreicht, dass er auch nach vier Jahren immer wieder durch Weiterentwicklung
beeindrucken und Herzen gewinnen wird. Harte Arbeit und ein gesunder
Glaube an sich selbst werden diesen Ausnahmeentertainer auch durch
seine weitere Entfaltung begleiten, denn Daniel ist gestern wie
heute wie morgen nicht dazu bereit, sich den Vorstellungen des Mainstreams klaglos unterzuordnen.
Natürlich haben die Fans Daniel und sein
Ensemble danach nicht so einfach in den wohlverdienten Feierabend
entlassen – erst nach einer erneuten Performance von der avisierten
nächsten Single "Born in Bavaria" sowie nach dem erneut perfekt
performten "My Way" fand ein unglaublich intensives Konzerterlebnis
sein wohl verdientes Ende. Ein Ende, welchem für alle, die es erleben
durften, auch ein neuer Anfang innewohnt, den "Entflammte Freundschaft"
und "Fliegen" versprechen: Daniel, der am authentischsten ist, wenn
er sich selbst performt. Der nicht in Vergangenem lebt, der nach
vorn schaut. Der kämpft für das, was in erster Linie seinem eigenen
Empfinden nach das Richtige ist. Der sich auch in Zukunft nicht
wird unterkriegen lassen. Und der noch viele überraschende Wendungen
für uns parat hat.
Daniel, viel Glück und ganz viel Erfolg auf Deinem
ganz persönlichen, so unnachahmlichen Weg, den zu teilen uns so
viele, unvergängliche Momente beschert hat und danke dafür, dass
Du sie mit uns teiltest.
Text: Corinna Kahl
Fotos: Bettina Lietz+Sandra Janke/Im Endeffekt
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