Die Fans jubelten, als Daniel auf seiner HP bekanntgab, dass es auch jenseits
des Weißwurst-Äquators ein Best of-Konzert geben würde, und dies
auch noch mitten im Herzen der Hauptstadt Berlin, im urigen Kesselhaus
am Prenzlauer Berg. Und sie erschraken furchtbar, als am Vortag
des Konzertabends bekannt wurde, dass Daniel mehrere Morddrohungen
einer Stalkerin erhalten hatte und daher mit erhöhten Kontrollen
zu rechnen sei. Dank tatkräftiger Unterstützung konnte diese Gefahr
aber erfolgreich abgewehrt werden, und einem pünktlichen Konzertbeginn
stand nur noch Daniels kurzfristig angesetzter Auftritt bei MTV im Wege.
Die Wartezeit in streckenweise strömendem Regen verbrachten
die wartenden Fans (einige hatten vor dem Gebäude übernachtet) dennoch
in Hochstimmung. Alte Bekanntschaften wurden erneuert, neue geschlossen.
Man tauschte sich untereinander aus und vergaß nebenbei auch nicht,
durch den Erwerb von Fanzeitungen oder Konzertbuttons etwas für
die Community und für den guten Zweck zu tun. Der Einlass geriet
durch das rechtzeitige Agieren der hervorragenden Securities (die
Stalkerin, die Daniel bedroht hatte, erhielt keinen Zutritt zum
Konzert) entspannt und unverkrampft; sogar Handys durften mit in
die Halle genommen werden, solange sie ausgeschaltet waren.
Trotz des Sitzplatzarrangements kochte das Kesselhaus förmlich über, als
Daniel, lässig auf seinen Hocker gelehnt, mit "Superman" das Konzert
eröffnete. Die Sicht auf die Bühne war bis zur letzten Reihe sehr
gut, und so kamen alle Zuschauer in den Genuss, Daniels frisch erblondeten
Schopf unter einer witzigen Kappe zu erspähen. Dem Augenschmaus
folgte dann ein Hörerlebnis der Sonderklasse, denn vom ersten Song
an bewies Daniel, dass er sein Vorhaben, sich zu einem ernst zu
nehmenden Sänger und Musiker entwickeln zu wollen, sehr ernst nimmt:
Astrein und glockenklar bis in den letzten Refrain hinein seine
Stimme, die "I´m your superman forever" intonierte.
Mit "Papa don´t preach" und "Tragedy" konnten die Fans kurz darauf ausgiebig in
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Erinnerungen an Daniels Auftritte in den DSDS-Mottoshows schwelgen
– wenn auch die Stimme jetzt eine erwachsene war, so tändelte Daniel
weiterhin mit den englischen Texten, ganz genau wie damals. Von
dem damals 16jährigen, unbefangenen bayrischen Bub war freilich
nicht mehr viel übrig geblieben: Souverän auf seinem Sitz präsentierte
Daniel die Songs zunächst eher gemächlich, bis es ihn bei "Tragedy"
endlich vom Platz riss, was die Halle mit tosendem Applaus belohnte.
"Every Time" im Anschluss ließ dann vor den Augen der Zuschauer
die Bilder der Positive-Energie-Tour auferstehen, und nicht wenige
hielten sich bei diesem emotional so eindrucksvoll performten Song an den Händen.
Die Riffe von "Born to be Wild" erläuterten dann auch denjenigen unter den
Zuschauern, die es bis jetzt noch nicht mitbekommen hatten, dass
sich unter Daniels Musikern ein ganz besonderer Gitarrist "verbarg":
Walter Fischer von der Band "Starmix" setzte unter Daniels kraftvolle
Refrains die passenden Akzente, und wußte auch bei "Unchained Melody"
perfekt zu untermalen. "You drive me crazy", Daniels erster Nummer-eins-Hit
in den deutschen Charts, wurde diesmal wieder in der facettenreichen
Jazz-Version präsentiert, was Daniel die Gelegenheit gab, wieder
ausgiebig auf sein Publikum einzugehen (und seine ausgezeichnete
Background-Sängerin darauf hinzuweisen, dass er nicht jeden seiner
neuen Lippenpflegestifte persönlich ausprobiert). "The Lion sleeps
tonight", nicht wirklich Daniels Lieblingssong, wie er bekannte,
war dann nebst "Teenage Tears" eine kurze Reminiszenz an die Vergangenheit,
an Daniels Auftritt in der Dschungel-Show "Ich bin ein Star – holt
mich hier raus" und an die Zeit, als Regisseur Ulli Lommel mit ihm
zusammen an einem Video (und später an einem abendfüllenden Kinofilm)
arbeitete. Stationen, die allen Zuhörern spontan wieder vor Augen
führten, wie lang und abwechslungsreich Daniels Weg als Künstler
schon gewesen ist – und wie sehr sie selbst ein Teil dieses Weges waren.
Den ersten Teil des Konzerts beschloss dann "Stand by me"
– diesmal zwar nicht mit einer gesprochenen Message, dafür aber
mit viel kraftvollem Acapella-Gesang von Seiten Daniels, der diesen
für ihn und seine Fans so bezeichnenden Song wohl nicht oft weniger
inbrünstig und aus vollem Herzen intoniert hat. Die Pause nutzten
die Fans dann dazu, beim Fanshop vorbei zu schauen, um Erinnerungsfotos,
den neuen Lippenpflegestift, einen Kugelschreiber oder eines der
sehr erotischen Schwarzweiß-Poster käuflich zu erwerben, oder um
einfach mal zwischendurch kurz zu Atem zu kommen, denn was Daniel
da an Stimme losließ, konnte einem buchstäblich den Atem rauben.
Fortsetzung
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