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Erlebnisberichte 10/20
September 2010
Gayvention 27. März 2010
Wir warfen einen Blick auf unsere Nachbarin Ilse, eine ehemalige Verwaltungsangestellte, die aber ohne große Irritation munter neben uns einher schritt und nur ihr Handtäschchen etwas fester an sich drückte. Ab und zu kreuzten ein paar Transen bzw. Transvestiten unseren Weg, die, meist sehr groß, mit hohen Schuhen, bunten Perücken und teils seltsam gewandet an den Ständen vorbeistöckelten.
Inzwischen hatten wir Hunger bekommen und da es bei der Messe nichts Besonderes zu essen gab (nur Sushi und selbstgebackenen Kuchen) und das auch noch sehr teuer war, beschlossen wir, das Flughafengelände zu ver-
lassen und in ein „Blockhouse“ zum Steakessen zu gehen.
Konzert
Die Messe machte sowieso schon um 19.00 Uhr dicht und öffnete erst spät abends wieder für die Konzertbesucher, was wir sehr schade fanden. Wir hätten es schöner gefunden, wenn auch andere Messebesucher ein bisschen von Daniels Gesang mitbekommen hätten.
Puni kam zum Essen mit, das sehr lecker war und es wurde ein sehr unterhaltsames Essen, bei dem natürlich Daniel und das anstehende Konzert Haupt-Thema war.
Nach unserer Rückkehr reihten wir uns in die lange Schlange ein, die in der kühlfeuchten Luft fröstelnd vor dem Eingang stand. Der Einlass verzögerte sich auch noch um etwa eine halbe Stunde, weil die super durchorganisierten Leute dort noch am Saubermachen waren und anscheinend auch Schwierigkeiten hatten, beim Soundcheck die Technik in den Griff zu kriegen.
Nach stundenlangem Warten empfing uns eine nüchterne, ungemütliche Halle, die nicht mal mit Vorhängen von dem restlichen Messegelände abgegrenzt war und sehr kleine Tische hatte. Hübschere habe ich schon in jeder Bratwurstbude gesehen und sie waren auch für vier Leute zu klein. Man konnte kaum sein Glas darauf abstellen. Obwohl die Idee, ein Konzert in einem ehemaligen Flughafen-Terminal zu machen, wirklich etwas Kultiges hat. Unsere Nachbarin Ilse saß sehr viel weiter hinten und der grellbunte Scheinwerfer strahlte ihr mitten ins Gesicht. Auch nach mehrmaligem Bitten wurde das nicht abgestellt und die Angestrahlten waren so geblendet, dass sie überhaupt nichts auf der Bühne sahen (wir zuerst auch). Erst nach relativ langer Zeit wurde das dann geändert.
Kurz vor dem Konzert haben wir Daniel noch einmal vor der Toilette getroffen und er wollte wissen, was unsere Nachbarin über ihn gesagt hätte.
Ich habe ihm dann erzählt, dass sie ihn sehr nett und gutaussehend fände, aber über seinen Gesang natürlich noch nichts sagen könne, da sie ihn noch nicht gehört hätte.
Zunächst wurde Steffi List angekündigt. Wie wir hörten, wird sie von Daniels Agentur betreut. Sie kam mit ihrer Gitarre auf die Bühne und stellte auf eine direkte und sehr erfrischende Art den Kontakt mit dem Publikum her. Steffi List hat uns völlig überrascht: Das Mädchen besitzt Bühnenpräsenz, eine starke, schöne, ungewöhnliche Stimme und Entertainment-Talent. Dazu sieht sie gut aus (vom Typ her eine gewisse Ähnlichkeit mit Elli) und hat
eine sehr anziehende Art von Androgynität, bei der auch der weibliche Charme nicht völlig flöten geht. Sie war Dritte bei Stefan Raabs Casting-Show 2008.
Sie sang Deutsch-Englisch-Rock und stellte eigene Texte und Kompositionen vor, sang einen Song über Gefangensein und gestutzte Flügel. Bei allem positiven Eindruck und der schönen Stimme würden wir jetzt kein Album von ihr kaufen. Ich fand ihre eigenen Lieder sowohl vom Inhalt als auch von den Melodien her für unseren Geschmack nicht massenkompatibel genug, die Melodie ging ohne Spannungsbogen oder eingängigen Refrain einfach hoch und runter. Auch mit den Texten konnten wir nicht soviel anfangen wie jemand, der die gleichen Erfahrungen wie sie gemacht hat. Zum Beispiel sang sie darüber, nach welchen Irrungen sie ihren Musikstil durchsetzen konnte. Das ist eine ganz spezielle Erfahrung von ihr, die vielleicht Leute, die an ihr persönlich interessiert sind oder andere junge Musiker interessieren könnten, die aber nicht von allgemeinem Interesse sind, wie zum Beispiel Daniels "Warum", in dem er von einer Erfahrung singt, die so ziemlich jeder Zweite nachvollziehen kann. Ich fürchte, ihr neues Album, auf das sie so sichtlich stolz war, wird kein Verkaufserfolg werden. Komposition gehört anscheinend nicht gerade zu ihren Stärken.
Nach ihrem Abgang, es ist inzwischen 22.00 Uhr, kämpft sich Daniel nach der Band durch den Vorhang (mit dem er wohl einige Schwierigkeiten hat) auf die Bühne. Er trägt schwarze Hosen, ein schwarz-weißes, großkariertes Hemd und einen kleinen schwarzen Hut, unter dem sich dunkle Löckchen hervorkringeln.
Auftritt · © Peter Bischoff
"Anytime we touch…" Daniels weiche, zärtliche Stimme füllt den ungemütlichen Raum mit Wärme und Leben. Ich liebe dieses Lied!
Weiter geht`s mit "Fly me to the moon" und etwas später, nach langer Zeit wieder "Somewhere over the rainbow". Ein wunderschönes, romantisches Lied, das mich damals schon bei Judy Garland beim „Zauberer von OZ“ so fasziniert hat.
Zwischendurch erzählt Daniel vom Crazy Cooking: „Ich habe ein Menü hingekriegt, meine Damen und Herren“ ……Pause…… „nämlich gar keins!“ Er gestikuliert empört: „Es war nichts da, Kühlschrank leer, alles durcheinander!“
Daniel findet es witzig, dass er gerade hier im Terminal Tango (früher Terminal 1) ein Konzert gibt,
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 21 · © 2003 - 2010 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe