Gayvention 27. März 2010
Fortsetzung von Seite 8
Wie soll man denn da kochen!!” Daniel kriegte sich kaum mehr ein, das sei ja das reinste Panoptikum (Wachsfigurenkabinett) da und selbst im Altenheim seien die organisierter und peppiger als hier. Er würde jetzt noch ein cooles Konzert machen, aber dann: Arrividerci!
Als ich ihm das Erlebnis mit der großen Stewardessen-Transe erzählte, lachte er und wollte wissen, welche es denn genau wäre. Wir haben dann nach ihr gespäht und Daniel sagte dann: „Die Sache hat ein Gutes: Jetzt könnt ihr euch wenigstens nicht gegenseitig verpfeifen!” Er meinte wohl, dass es ein jetziger Schüler von mir wäre und auf dieser Messe waren ja teilweise ganz schön scharfe Sachen ausgestellt, wie auf der Reeperbahn, oh-lala!
Daniel sprach mit fast allen Fans und interessierte sich auch für die „Mitgeschleppten“, wie z.B. unsere Nachbarin und die eines anderen Fans. Ich kenne keinen Star, der derartig fannah ist wie Daniel.
Inzwischen wurde langsam gedrängelt, dass er kommen solle, weil noch ein Interview für eine Zeitung geplant war, aber Daniel ließ sich nicht hetzten. Er meinte ganz trocken: „Die können doch warten, ich habe jetzt ein Meet & Greet!” und weigerte sich auch standhaft, in diese rosa Stretch-Limousine einzusteigen: „Dann nehmen wir ein Taxi!!”
Es wurde über Musicals gesprochen, auch über „Tarzan“. Daniel ließ sich nicht dazu hinreißen, irgend etwas Negatives über Alexander zu sagen, was ich sehr gut fand und empfahl uns unter anderem das Musical „Ich war noch niemals in New York”, das sei ganz toll. Einige Meet & Greetler sahen das allerdings ganz anders. Wir haben uns noch über alle möglichen Sachen unterhalten, unter anderem habe ich ihm gesagt, dass er Eigenschaften hat, die ihn von anderen Künstlern unterscheiden. Ich sagte ihm, dass es wohl viele Künstler geben würde, die Lieder schreiben wie er das Bodenmais-Lied und auch eine gute Stimme haben, aber sofort den Touristik-Manager von Bodenmais anzurufen und etwas auszumachen, dazu gehört eine ganze Menge Entschlossenheit, Tatkraft und Geschäftssinn; das in Verbindung mit Musikalität und Kreativität sei doch eher selten bei Künstlern.
Daniel freute sich über dieses ernst gemeinte Kompliment und fing ganz süß an zu strahlen. Übrigens hatte sich zu der Zeit ein Radio-Frühstücks-Sender in Mitteldeutschland ausgedacht, zukünftig seine Hörer morgens mit Hahnen-Gekrähe aus dem Bett zu schmeißen und hatte dafür ein Hahnen-Casting initiiert. Der Hahn, der am schönsten krähte, sollte den Weckjob bekommen. Als er danach gefragt wurde, bestätigte Daniel, dass er in der Jury wäre und sich unheimlich viele Hähne anhören müsste. Er fand das total witzig und war erstaunt, dass die Hähne tatsächlich so unterschiedliche Stimmen hätten. Er machte nach, wie der eine Hahn, offenbar schon ein älteres Semester, klingen würde, fing an zu krähen und es klang wirklich wie ein sterbender Schwan (äh... Hahn!). Ein paar Fans stellten dann ihr diesbezügliches Können auch unter Beweis und bald klang unsere Meet & Greet- Ecke wie ein aufgedrehter Hühnerhof.
Vorübergehende Leute guckten nicht wenig irritiert.
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Daniel erzählte noch, dass Niederbayern ihn jetzt auch irgendwie als Werbeträger oder Aushängeschild haben wolle; scheinbar soll da tatsächlich irgendeine Einfahrt nach Niederbayern ein Schild bekommen, auf dem (auch?) Daniel verewigt ist. So ganz verstanden, was da genau sein soll, haben wir das nicht. Daniel fand diese Ehrung amüsant, da ihnen das erst eingefallen wäre, nachdem er dort längst nicht mehr wohnte.
Da nun schon vom Aufbruch gesprochen wurde, war es auch Zeit, Daniel die Mitbringsel zu geben, die einige Fans mitgebracht hatten (hauptsächlich Oster-Kleinigkeiten etc.) Das dauerte dann auch noch eine kleine Weile, weil Daniel von jedem einzelnen Teil ungeduldig wie ein kleiner Junge das Einwickelpapier sofort abriss. Ein bisschen wehmütig sahen wir unserem kunstvoll verzierten Geschenkpapier nach, das uns viel „Blood, Sweat und Tears” gekostet hatte und nun unbeachtet zu Boden flatterte. Daniel, bei der nächsten Gelegenheit bekommst du dein Geschenk in Packpapier!! Daniel sah sich die Sachen ganz genau an. So was finde ich immer gut, dann kann man Demjenigen (besonders Daniel) gleich ansehen, ob es ihm gefällt oder nicht! Wir haben ihm einen Schokoladen-Osterhasen geschenkt (mit einer gelben Hose auf dem Fahrrad fahrend) und ein kleines Büchlein über die lustigen Pannen des Alltags, das den Titel trägt: „Wenn möglich, bitte wenden”.
Meine Schwester hat ihn dann gefragt, ob sein Navi das nicht auch manchmal sagt, weil er den Text etwas verständnislos vorlas und Daniel dann ganz empört: „Natürlich, was meint ihr, wie oft ich mir das anhören muss!” Dann erzählte er, dass sein Navi eine Macke hätte und machte diese ganz niedlich nach: „An der nächsten Kreuzung bitte rrreeeeelinks oder: „An der nächsten Kreuzung bitte llliiiiirechts!” Und dann in komischer Verzweiflung: „Das Ding kann sich einfach nicht entscheiden, ob es nach links oder rechts will!” Meine Schwester daraufhin frech zu ihm: „Dann ist es doch genau das Richtige für dich!” Und Daniel mit einem Rippenstoß und breitem Grinsen zu ihr:„Wie kommst du denn jetzt daaaaarauf?” Unsere Nachbarin Ilse saß die ganze Zeit sehr aufmerksam auf ihrer Bank, sagte aber nichts dazu.
Dann kam die große Pause bis zum Konzert. Wir wanderten über das Messegelände und waren eigentlich ein bisschen enttäuscht. Es war kleiner, als wir uns vorgestellt hatten, eigentlich nur zwei mittelgroße Hallen mit ein paar Ständen und überwiegend gab es Sachen zu kaufen wie bei anderen Messen auch, Handtaschen, übliche Klamotten, aber auch netten Modeschmuck, der uns teilweise ganz gut gefiel. Wir hatten uns die Messe viel bunter und auch interessanter vorgestellt. Auch die Besucherzahl schien uns überschaubar zu sein.
Ansonsten gab es nur zwei, drei Stände, die anders als andere waren. An einem wurden Hochzeitsartikel für schwule und lesbische Paare verkauft, z.B. auch diese Figürchen für Hochzeitstorten, (zwei Bräutigame oder zwei Bräute, die sich umarmten etc.) Das war ganz niedlich. Dann gab es noch so eine kleine Sado-Maso-Abteilung mit den entsprechenden Klamotten für Leder-Kerle und eine Abteilung für Sexspielzeug; alles nicht so wahnsinnig aufregend, besonders oder neu.
Fortsetzung
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