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Erlebnisberichte 11/20
September 2010
Gayvention 27. März 2010
durch dessen Halle er damals zu DSDS-Zeiten mit seiner Tasche zum Flugzeug gegangen ist.
Dann folgt "The love in me", ein mitreißender Song, den Daniel durch sehr kraftvolle, aber kontrollierte Phrasierung, Tempi- und Lautstärkenwechsel ungemein lebendig macht. Das Publikum springt begeistert auf, was uns einen nicht ganz ernst gemeinten Verweis von Daniel einbringt.
Die gewohnte Performance bei "A night like this" fällt schwer hinter den kleinen, eng zusammenstehenden Tischchen mit den störenden Stühlen, sorgt aber wie immer für Stimmung.
"Round and round and round" ist ein Lieblingslied von mir mit seinem starken Rhythmus und einprägsamen Refrain. Jedes Mal, wenn ich es höre, denke ich, das hätte bei entsprechender Promotion ein Super-Hit werden können!
Jetzt kommt "Warum" in der Version von 2010. Daniel singt es mit großer Ausdruckstärke, erzählend, beschwörend, fast wie ein Chanson. Gleiche Textzeilen vermitteln durch verschiedene Interpretationen und unterstreichende Gestik unterschiedliche Empfindungen. Wehmütige Erinnerungen wechseln mit frischer, wütender Verletztheit… „warum konntest du nicht ehrlich sein?!“ singt er anklagend. Ein toller Sänger und großartiger Darsteller!!
Der starke Rhythmus von "Great big mama" geht sofort ins Blut und direkt in die Beine. Daniel tanzt und bewegt sich wie schon lange nicht mehr. Man muss einfach mittanzen! Wir sehen an Ilses Gesicht, dass ihr das Konzert gefällt, was sie auch nachher bei der Rückfahrt bestätigt. Für sie ist das Konzert-Ticket eine Investition, die sich gelohnt hat. An einem nebenstehenden Bistrotisch bemerken wir ein junges schwules Paar in den gleichen hellen Anzügen, das zuerst ziemlich skeptisch wirkt. Sie kommentieren mit ironischer Distanz, später sehen wir sie aber heftig Beifall klatschen. Bei den gefühlvolleren, langsameren Teilen wiegen sich die Männer fest umschlungen im Takt. Auch für sie scheint sich das Konzert gelohnt zu haben.
Immer wieder unterhält uns Daniel zwischendurch mit kleinen Anekdoten. Er erinnert sich an seine grässliche Flugangst auf seiner Honkong-Reise: „Ich habe Flugangst, zittere und schwitze, alles nass gemacht, selbst den Nachbarn. Kein Land, nur Meer. Ich bin ein Choleriker im Flugzeug, da wollen Sie nicht neben mir hocken!“ Plastisch demonstriert er, wie sein Sitznachbar versucht, ihm die Angst zu nehmen, aus dem Fenster sieht und mit plötzlichem Schrecken bemerkt, dass die Tragfläche des Flugzeugs fast die Wasseroberfläche berührt: „Guck doch mal wie schön…… ooooooooooh!“ Man sieht direkt vor dem geistigen Auge, wie der vor eigener Angst kreidebleiche Nachbar heldenhaft versucht, den pitschnassen, bibbernden Daniel zu beruhigen. Daniel macht aus seinem Erlebnis einen urkomischen Sketch. Zum Schreien, wir biegen uns vor Lachen. Comedians Deutschlands, ihr könnt einpacken!!!
Daniel entlässt uns mit "Rebell" in die Pause, einem Song, der mir in der heutigen Version besser gefällt als früher.
Wir holen uns ein Getränk von der unbeleuchteten, dunklen Bar, an der der Barmann halbblind nach dem Wechselgeld tastet. Auch wieder so eine Organisationspanne! An der Bar sprechen wir mit einem jungen Mann, der eher ungeplant in das Konzert geraten ist. Er hatte vorher Daniel bei den Proben gehört und war völlig überrascht und begeistert, was da stimmlich von der Bühne kam. Er entschloss sich daraufhin, zu bleiben und sich das Konzert anzuhören. Immer wieder betont er, wie toll die Veränderung wäre und dass er sich so was nie hätte vorstellen können. Das hören wir nicht ungern, wie man sich denken kann.
Nach der Pause folgt "A thousand times". Sorry, Daniel, obwohl du es selbst geschrieben hast und es dir offenbar viel bedeutet, mit diesem Lied kann ich einfach nichts anfangen. Daniel kündigt "In dieser Stadt" an, „outet“ sich als große Verehrerin von Hildegard Knef und bemerkt den Lapsus erst am folgenden Lacher des Publikums. Daniel singt dieses Lied sehr pointiert, mir gefällt seine Interpretation sehr gut, manchmal meint man, Hildes tiefe Stimme zu erkennen. Die Gospelnummer "Oh happy day" schweißt das Publikum zusammen, gemeinsam wird der wunderschöne Refrain gesungen.
Was uns aber völlig umhaut, ist das zweite Gospellied "I will follow him". Den langsamen ersten Teil des Liedes singt er mit solch tiefer warmer und bewegender Stimme! Mein Zwilling und ich sind an sich keine Konzert-Heuler, aber bei diesem Lied (beim ersten, langsamen Teil) sind wir wirklich nahe dran, obwohl wir keine ausgesprochene Gospel-Fans oder Kirch-Gänger sind. Der erste Teil wird so gefühlvoll vorgetragen, dann wie eine Explosion der starke, schnelle Rhythmus bei "I love him, I love him…" sich steigernd in ständiger Wiederholung, Lautstärke und Ausdruck! Begeisterung pur beim Publikum und für uns das Highlight des Konzerts.
Daniel ist gesanglich noch besser geworden, hat wieder eine Schippe draufgelegt (wie die DSDS-Juroren sagen würden). Der Gesang hat bei dem Lied eine neue Qualität erreicht, wie wir sie bisher von ihm noch nicht gehört haben. Man spürt förmlich seine überfließende Freude an dem, was er tut. Klasse, Daniel! Er witzelt: „Wir wollten alle einmal Whoopi sein, ich auch! Ich kann Sie mir alle gut im Nonnenkostüm vorstellen!“ Ob das wohl ein Kompliment sein soll?
Dann geht es weiter mit "Liebe Nation", ein ziemlich harter Bruch, finde ich. Danach singt Daniel "A million dollar girl", eine flotte Jazznummer.
„Für den nächsten Song werden Sie Taschentücher brauchen“, warnt Daniel und kündigt den "Weg" von Grönemeyer an. Und damit hat er wohl recht, denn seine emotionale Interpretation treibt Vielen die Tränen in die Augen, überall sehen wir bewegte Gesichter. Daniel singt eindringlich, teilweise mit wie vor Schmerz rauer Stimme. Es ist unglaublich. Immer wieder überrascht es mich, wie schnell er gefühlsmäßig bei den Liedern umschalten kann.
Nun folgt "In the morning", ein sehr optimistisches Lied, das Daniel oft mit jungenhaft hoher und fröhlicher Stimme singt.
Als passenden Abschluss hatte sich Daniel die "Roten Rosen" von Hildegard Knef ausgesucht, aber natürlich ließen wir ihn nicht so ohne weiteres gehen.
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 21 · © 2003 - 2010 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe