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Erlebnisberichte 9/10
Mai 2004
Fortsetzung von Vom Anti zum Faniel
Ich begann nachzudenken über meine Taten im Sommer 2003, und ich schämte mich dafür. Auf die Mail antwortete ich nicht, weil ich dachte, dass dies keinen Sinn hat. Kurzerhand löschte ich meine E-Mail-Adresse bei AOL, die ich im Sommer für diese Seite eingerichtet hatte.
Ich wollte mit diesen Leuten einfach nichts mehr zu tun haben, weil diese den wahren Wert der Freundschaft offensichtlich nicht verstanden hatten. Ich sah mir die Dschungel-Show bis zu Ende an und litt mit Daniel mit, als er zu weiteren Prüfungen antreten musste. Die Wochen vergingen, und ich ließ Daniel Küblböck wieder Daniel Küblböck sein.

Der Gurkenlaster-Crash und die Zeit danach:
24. Februar 2004. Dieser Tag fing so schön an. Es war der Faschingsdienstag. Ich fuhr von der Arbeit nach Hause. Wie fast jeden Tag machte ich das Autoradio an. Der 80er-Hit "Take On Me" bestätigte meine gute Laune.
16:00 Uhr. Nachrichten. Eine männliche Stimme sagte emotionslos: "... Heute Mittag wurde der 18-jährige Daniel Küblböck bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt. Nach bisherigen Meldungen wurde der Eggenfeldener in das Klinikum Passau per Hubschrauber eingeliefert ...". Mir war so, als ob mir jemand mit einem 220-Volt-Kabel einen Stromschlag versetzen würde. Dieser Schock zog durch meinen ganzen Körper. Das Leben von Daniel Küblböck, den ich inzwischen schon etwas mochte, hing an einem seidenen Faden. Auf der Anti-Daniel-Seite, die ich am nächsten Tag das letzte Mal besuchte, bedauerten einige, dass Daniel bei dem Crash nicht ums Leben gekommen ist. Andere setzten Hoffnungen darauf, dass bei der zweiten Operation irgendetwas schief gehen würde. Ich verließ die Seite schnellstens. Ich surfte ein wenig im Netz herum. Da fand ich die Seite Danielwelt.de. Das Layout der Seite faszinierte mich. Bunte Luftballons stiegen hoch. Die Mitglieder des Forums verwendeten sehr oft Smilies, kleine Symbole und Danielbilder. Ein buntes und irgendwie fröhliches Layout. So etwas gab es auf der Anti-Daniel-Seite gar nicht.

Einige Tage später. Daniels Gesundheitszustand besserte sich, und schon bald war klar, dass er wieder ganz gesund wird. Die Medien machten sich Daniel Küblböck wieder zum Thema. Doch diesmal auf eine etwas andere Art und Weise. Die Fernsehsender, Zeitungen und sogar die Radiosender ließen plötzlich völlig andere Töne von sich hören. Diesmal richtete sich die Kritik nicht gegen seine Leistungen oder seine Art und Weise, wie er auftritt. Diesmal richtete sich die Kritik auf die Person Daniel Küblböck. Die Medien hatten eine neue Angriffsfläche gefunden. Comedy-Sendungen zogen über ihn her, er wurde als Hofnarr bezeichnet, ja sogar als Schwerverbrecher und als Ursache von jugendlichen Straftaten. Psychologen schalteten sich auf einmal ein. Wie ich allerdings erst später erfuhr, machte ein Radio-Sender aus Schleswig-Holstein über den Unfall Witze, auf die übelste Art und Weise.
Und das schon am Tag des Unfalls. Wieder schlug mir Hass und Neid entgegen, wie einst im Januar von einem Anti. Doch diesmal wollte ich etwas gegen diesen Hass tun. Ich wollte einfach nicht, dass Daniel von den Mühlen der Medienmaschinerie zermalmt wird. Ein Mensch, der so vielen anderen Menschen Freude und Glück bereitet hat (mich eingeschlossen), durfte nicht untergehen. Ich meldete mich auf der Seite Danielwelt.de als neues Mitglied an. Als Nickname wählte ich "Hund Lassie". Fortan schrieb ich Briefe und Mails an die Institutionen, die sich zu kritisch gegenüber Daniel verhielten. Einige Anstalten antworteten mir und entschuldigten sich. Jedoch hat es bis jetzt noch keiner geschafft, dies öffentlich in einer späteren Sendung bzw. Zeitung o.ä. zu machen.
Ich bin sehr gespannt, wie es mit Daniel weitergeht ...

Fazit:

Daniel Küblböck beschäftigt uns jetzt schon seit knapp 1 ½ Jahren. Nicht alle Menschen haben Freude an ihm. Nein. Es sind leider viel zu viele, die eine Abneigung gegen ihn verspüren. Das macht mich traurig. Traurig deshalb, weil diese Menschen es sehr schwer haben, Offenheit und Toleranz auszuüben. Traurig deshalb, weil diese Menschen ihre ganze Energie in Wut und Hass umlegen und somit keine oder nur noch ganz wenig Lebensfreude besitzen. Sie lassen sich zu sehr blenden. Sie sehen und hören die Welt nur mit ihren Augen und Ohren. Nicht aber mit ihrem Herzen. Auch ich habe anfangs nur mit meinen Augen gesehen, und auch nur das gesehen, was ich sehen wollte. Das war ein Fehler. Denn der erste Eindruck eines Menschen spiegelt nur seine Oberfläche wider. Nicht jedoch sein tiefstes Inneres. Dies musste ich lernen. Und ich habe gelernt. Ich habe gelernt, dass wenn man die Eigenschaften eines Menschen respektiert und achtet, dass man dann viel mehr Freunde am Leben hat als vorher.
Jens Bretthauer
Foto: Nicky Gruber · www.danielkuebelboeck.info
Foto: Nicky Gruber
 
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