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Aktuelles 5/20
August 2004
"What you get is what you see..."
Weitere Höhepunkte sind sämtliche Passagen, in denen Daniel mit Ablehnung konfrontiert wird, der er stets mit umwerfendem, buchstäblich entwaffnendem Charme begegnet:
Urkomisch ist die Kuchenszene in Opa Winters Konditorei, in der Daniel seine Finger in sämtliche Torten steckt, um alle berechtigte Empörung ob dieser Unverfrorenheit mit einem Satz vom Tisch zu fegen: „Ich nehm sie alle!“ Angesichts des bommelmützig-kindlich wirkenden „Kunden“ ist es nur zu verständlich, dass Opa Winter für einen Moment vergaß, dass dieser ja das dicke Portemonnaie eines erfolgreichen 50jährigen in der Tasche trägt. Köstlich!
Hinreißendstes Danielhighlight ist der Moment der geplanten Exekution. Mit königsseetiefem Unschuldsblick, der die Anziehungskraft kosmischer ‚schwarzer Löcher’ besitzt, verunsichert er seine vermeintlichen Attentäter und sprengt dadurch ihre zielgerichtete Entschlossenheit. Die Verwirrung schafft Raum für andere Gefühle, der konzentrierte Hass wird verwässert und verliert seine handlungsbestimmende Wirkung. Und kaum, dass Daniel dies registriert hat und sich auf sicherem Terrain zurück wähnt, wird er gleich wieder zum liebenswerten Frechdachs, für den das Leben ein überdimensionaler Abenteuerspielplatz ist.
Es ist faszinierend und goldrichtig, dass die Filmemacher Daniel alle Zeit der Welt lassen, seinen Part zu spielen, die Kamera beobachtet ebenso gebannt wie der Kinozuschauer, was geschieht – und Daniel nimmt sich viel Raum, um dann mit perfekter Authentizität genau das zum Ausdruck zu bringen, was er ausdrücken will. Bei ihm gibt es keine oberflächlichen emotionalen Versatzstücke, keine GZSZ-Maskenmimik – hochgespannt verfolgt man jede der subtil und präzise platzierten Gemütsregungen auf seinem feinen, schönen Gesicht - ach, würde der Film doch nie enden! Doch jeder neue Schnitt entschädigt für den Verlust der vergangenen Szene, wieder gibt es so viel zu entdecken von Daniel und seinen neuen, mitreißenden Songs.
Dieser Film ist ein Kleinod, an dessen Erschaffung und Schliff jeder Beteiligte seinen unersetzlichen Beitrag geleistet hat. Aber vollkommen wird er erst, wenn der Zuschauer seinen Anteil dazugibt: volle Aufmerksamkeit. Wenn Gedanken, Gefühle und Körper nicht, wie üblich, an verschiedenen Orten weilen, sondern eine Einheit bilden, dann entsteht auch in uns diese Kraft, die Daniel Küblböck ausmacht, der ganz da ist, wo er gerade ist. Es ist, wie der Kraftunterschied zwischen einem Flussdelta mit vielen mäandrierenden Ärmen und einem einzigen, mächtigen Strom, bei dem kein Tropfen in eine andere Richtung fließt. Wenn wir auf diese ganze Weise mitschauen, mithören, mitsingen, mitspielen, mitstaunen, mitleiden, mitlachen und mitlieben – im Film wie im Leben –, dann wird buchstäblich alles möglich. Und ist nicht gerade das ist die Botschaft des Daniel Küblböck bei allem, was er tut?
Gila Mahlberg
Interview mit Daniel Küblböck
Das Gute nicht mit dem Bösen bekämpfen
Daniel Küblböck: Ihr seid aus Hamburg? Und extra runtergeflogen oder gefahren aus Hamburg? Oh Gott! *kichert erfreut*
IE: Wie war das Kennenlernen mit Ulli Lommel?
DK: Das war einfach, ich glaube das war Schicksal. Ich hab Ulli vorher nicht gekannt, ich hab vorher nicht gewusst, wer er war, hab mich auch nicht mit Fassbinder beschäftigt. Ich wusste nicht, was auf mich zu kommt, ich bin da wirklich in eine Grube gesprungen, wo ich nicht wusste, auf was ich mich einlasse! Ich hab einfach gemerkt, was Herr Lommel für ein Mensch ist, der anders ist als andere Medienmenschen. Er ist nicht so aufs Geld aus, nicht so, dass er jetzt sagt:" Ich will jetzt viel Kohle verdienen mit Küblböck", sondern er hat gesagt, er will den Leuten zeigen, dass Küblböck eine wichtige Persönlichkeit ist für Deutschland. Und dann hatte er mir eben das Filmprojekt vorgestellt und ich hab gesagt: " Okay, dann schaun mer mal wie das wird" und dann hab ich mich drauf eingelassen und viel Spaß dran gefunden.
IE: Wie ist das Verhältnis heute zu ihm?
DK: Sehr innig, er versteht mich, er weiß, was ich meine und was ich den Leuten sagen möchte. Das hat er einfach in mir gefunden und damit nicht versucht, etwas Künstliches draus zu machen, sondern einfach versucht, den Küblböck Daniel zu beschreiben, wie er ist. Und das fand ich gut. Die meisten, wie RTL etcetera wollen den Küblböck immer anders hinstellen, wie er eigentlich gar nicht ist oder wie ich gar nicht bin. Der das große Geld bringt und dass die Leute sich aufregen können und das hat er eben nicht gemacht, der Herr Lommel.
IE: Wie war das Drehen? Haben Sie eigene Ideen einbringen können?
DK: Kannst ruhig "Du" sagen… ich bin ja noch jung… *kichert*
Am Anfang hab ich mir gedacht, so, jetzt spielst du ne Rolle, jetzt bist du Star, der gehasst wird, und da dacht ich:" Das bin ja eigentlich ich, das ist ja gar keine Rolle, das trifft ja auf dich zu" und auf einmal hab ich versucht meine Gefühle auszudrücken, wie ich das ausdrücken würde, wenn ich jetzt wirklich in der Situation wär. Also, wie würde ich jetzt meine Gefühle ausdrücken, wenn mich jetzt wirklich jemand entführen würde und umbringen würde, wie würde ich mich verhalten? Wie könnte ich den Kidnappern oder den Jugendlichen beweisen, dass ich nicht so schlecht bin wie sie meinen. Und in diese Rolle habe ich mich versetzt und auch meine Interpretation hinzugedichtet.
 
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