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Erlebnisberichte 8/15
Dezember 2004
Der Pferdeflüsterer
Er ist voll bei dem, was er gerade tut. Ich schieße Bilder. Die anderen Promis haben keine Chance.
Foto: Markus Bechtle
Ich schreie hinter ihm her. Er ist im Ziel. Erster. Sein Pferd ist nicht galoppiert. Es ist das beste Pferd der Welt.
Ich laufe Richtung Ziellinie und freue mich wie ein kleines Kind. Es sind viele ungläubige Gesichter auf der Tribüne, an der ich vorbeilaufe. Der Winnerscircle ist bereits dicht von Faniels umringt. Ich reiche die Kamera an Wuschel durch, weil sie weiter vorne steht. Den Schirm halte ich unter dem Arm. Ich stehe im Regen und bin naß. Daniel kommt mit seinem Gespann in den Winnerscircle. Ab und an kann ich einen Blick auf ihn erlangen. Er sieht glücklich aus. Stolz.
Foto: Markus Bechtle
Da ich nicht wirklich etwas sehen kann, stelle ich mich etwas Abseits unter einen riesigen Sonnenschirm. Ich bin happy. Lache vor mich hin. Kann es einfach nicht glauben. Auf der anderen Seite des Tische steht eine elegant gekleidete Frau um die 50. Zusammen mit ihr zwei Männer. Sie sehen nach Geld aus. Sie schauen mich an und führen ein Gespräch. Ich höre nur Bruchstücke. "Der ist doch eh schon weg vom Fenster. Das überhaupt noch einer den Idioten sehen will." Das Gespräch schaukelt sich hoch. "Singen kann er nicht. Eigentlich kann der doch gar nichts. Sogar sein mieser Film war ein Flop."
Ich lächele. "Sogar ein Buch hat der Spinner geschrieben. Ist ja auch egal. In ein paar Monaten hört man nichts mehr von dem." Ich lächele. Bin höflich. Die Leute kann ich nicht verstehen. Was wollen die? Daniel hat gerade gewonnen. Der Sprecher an der Rennbahn nennt es ein perfektes Rennen. Kann man das ignorieren? Ich bitte die Drei um Entschuldigung und habe prompt ihre Aufmerksamkeit. Ich frage die Frau, ob sie das Buch des Spinners denn gelesen hat. Sie verneint. Ich frage die Frau, ob sie den miesen Film denn gesehen hat. Sie verneint. Ich frage sie, wann sie Daniel das letzte Mal hat singen hören. Sie sagt: "Ich hab ihn viel zu oft gehört. Bei DSDS." Ich frage die Drei, worüber sie denn überhaupt reden, wenn sie doch gar keine Ahnung von dem haben, was Daniel eigentlich gerade macht. Die Drei starren mich an. Ich sage zu der Frau, dass sie wirklich etwas verpasst, weil sie ihn schon so lange nicht mehr gehört hat und dass er seitdem richtig tolle eigene Lieder gemacht hat. Die Drei starren weiter. Der eine Mann fragt mich, ob ich das ernst meine. Ich antworte mit ja. Er sagt zu mir, dass ich ja wohl von gar nichts eine Ahnung habe, wenn ich meine, dass Daniel Küblböck singen kann. Ich lächele. Er hat meine Fragen nicht verstanden. Ich resigniere. Meine gute Laune kann mir keiner Verderben. Ich denke an die Wettscheine. Ich frage den Mann, auf welches Pferd er denn gesetzt hat. Er fragt mich warum und ich antworte ihm, dass er ja recht offensichtlich nicht mal eine Ahnung von Pferderennen hat, wenn er auf das falsche Pferd setzt. Und lächele. Er schaut mich verdutzt an. Nachdem er sich gefangen hat, fängt er an rumzumotzen. Er hätte ja wohl von allem mehr Ahnung als ich und so weiter und so weiter. Ich lasse ihn stehen. Zusammen mit Andi gehe ich zum Wettschalter. Unterwegs gibt der Sprecher die Quote bekannt: 41€ für 10. Wir haben 41€ gewonnen.
Die Stimmung auf der Trabrennbahn ist magisch. Der Rennbahnsprecher schwärmt von Daniels Rennen. Seine Rennzeit wäre mit der Zeit der Profis zu vergleichen. Daniel hat gewonnen. Nicht, weil die anderen schlecht waren. Sie waren im Ziel dicht hinter ihm. Er war gut. Wirklich gut. Die anwesenden Faniels sind überglücklich und die Stimmung ist ausgelassen. Wir müssen gehen. Wir verabschieden uns von den Faniels und gehen mit den Hunden um die Rennbahn Gassi. Nach und nach wird mir bewusst, was eben passiert ist. Das Phänomen Daniel Küblböck hat sich in einen Sulky gesetzt. Später lese ich im Forum, dass er für die Veranstaltung nur zweimal mit einem Ex-Weltmeister trainiert haben soll. Vor dem Rennen hat er dem Pferd ins Ohr geflüstert. Das Pferd hat ihn verstanden. Die Niederbayern haben zusammengehalten und gewonnen. Daniel und Dänemark.
"Du kannst nichts und du wirst nicht werden". Dieser verhängnisvolle Ausspruch seiner leiblichen Mutter gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen und auch das Magazin Max wollte in einer Onlineumfrage von den Deutschen erfahren, was Daniel Küblböck ihrer Meinung nach eigentlich kann. An diesem Tag auf der Trabrennbahn in München Dagelfing wurde fast allen Anwesenden eines mehr als deutlich.
 
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