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Gesellschaft & Medien 14/17
Dezember 2004
"Du sollst nicht fühlen..."

In der nächsten Ausgabe der „Im Endeffekt“ werden wir konkrete Beispiele für diese Erziehungsmethoden geben und auch konkret auf deren Auswirkungen eingehen. Dafür brauchen wir auch Eure Meinung!

Bitte schreibt uns Eure Gedanken, Fragen und Erfahrungen an: leserbrief@im-endeffekt.net

Corinna Kahl

Und er kann es doch
REPRÄSENTATIVE UMFRAGEN HABEN ERGEBEN...

Das leidige Thema "Radiosender und Daniel" dürfte wohl den meisten Daniel - Fans ein Begriff sein. Nehmen diese Daniel gelegentlich und aufgrund genügend Stimmabgaben zumindest in die Hörercharts auf, ist spätestens bei dem Wunsch, Daniels Musik wie die eines jeden anderen Künstlers auch im normalen Musikprogramm zu hören, Schluss. Dass die Radiosender ihre Hörer auf ihren Internetseiten und im Radio selbst dazu aufrufen, Musikwünsche zu äußern, tut dabei auch nicht viel zur Sache.
Foto: Philipp Gufler
Foto: Philipp Gufler
Erkundigt der Hörer sich dann, wieso sein Musikwunsch nie berücksichtigt wird oder warum Daniel Küblböck selbst dann nicht gespielt wird, wenn er in den Top 10 oder Top 20 der deutschen Singlecharts ist, könnte man meinen, sämtliche Radiosender hätten für solche Anfragen einen Standardtext vorbereitet und rege untereinander verbreitet: "Repräsentative Umfragen haben ergeben, dass der überwältigende Teil unserer Hörer seine Musik gar nicht leiden kann."

Gut. Was hat es nun mit diesen mysteriösen repräsentativen Umfragen auf sich... Auf Nachfrage versichern die Radiosender eifrig, die einzelnen Lieder würden, sogar ohne den Interpreten zu nennen, einem Hörerkreis vorgespielt und rund 80% würden sich dabei gegen Daniels Musik aussprechen. Antenne Bayern, der Sender, dessen soziales Projekt "Antenne Bayern hilft" Daniel vor einigen Monaten finanziell unterstützt hat, geht sogar so weit zu sagen: "Dieser Künstler polarisiert so extrem, dass uns der ganz große Teil unserer Hörerschaft bei seinen Songs ausschalten." Eine Spende sei zudem kein Grund für den Sender, aus Dankbarkeit die Songs zu spielen.

Halten wir also fest: Jeder neue Song, der auf den Musikmarkt kommt, wird zuerst einem repräsentativen Hörerkreis vorgestellt und dieser entscheidet dann darüber, ob der Song es durchs Radio in unser Wohnzimmer schafft oder eben nicht. Bedenkt man, wieviele Singles jede Woche neu in die Läden kommen und wieviele davon das Potenzial haben, zumindest in die Top 30 einzusteigen, müßten diese repräsentativen Hörerumfragen praktisch ständig stattfinden. An mir selbst, als langjährige Radiohörerin, die auch an diversen Gewinnspielen oder Hörerchart- Votings teilgenommen hat und die auch nicht unbedingt selten in der städtischen Fußgängerzone umherspaziert und am Telefon von Lottoangeboten bis Sportumfragen schon alles mögliche erlebt hat, sind diese repräsentativen Hörerumfragen bisher leider immer vorüber gegangen...

Kürzlich lief auf SWR 3 eine Dokumentation über Daniel und "Das Stargeschäft". Die Kernaussage der Dokumentation war, dass Daniel als Spielball der Medien hochgepusht worden sei, sich für diese illusionäre Medienwelt verkaufen würde und zwar ein recht liebenswerter Junge sei, aber nicht wirklich mit Talent gesegnet und der beim Singen nach wie vor keine Töne träfe. Um Letzteres zu untermalen, wurde eine Konzert-Live-szene gezeigt, in der Daniel Sinatras "My Way" sang. Was den Fans von Daniel schon auf den Konzerten der Tour Gänsehaut bereitete und Begeisterung entlockte, wurde von den Medien wieder einmal als "Nicht-Töne-Treffen" bezeichnet. Für die Fans eigentlich nichts Neues, hatte sich diese Urteil doch praktisch durch die gesamte Herbsttour gezogen. Wohlwollend berichtet hieß es "obwohl er die Töne nicht trifft" und nicht so wohlwollend sprach man von "musikalischen Exekutionen".
 
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