Skandal, oder beginnt die Manipulation ...
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stand kann sich jeder denken, dass für die Künstler und Produzenten
mehr hinter einem Chartplatz stecken muss, als die einfache Gewissheit,
welchen Hitparadenplatz der jeweiligen Woche eine Platte belegt.
Vielmehr ist ein guter Platz in den Charts für die Künstler und Produzenten die beste
und vor allem kostenschonendste Möglichkeit, ihr Werk über Rundfunk und vor allem
Fernsehen einem großen Publikum zu präsentieren. Neben Sendungen, die speziell
auf die chartbesten Acts ausgerichtet sind, spielt der Videoplay
auf den bekannten Musiksendern VIVA & MTV eine noch bei weitem größere
Rolle.
Mit einem Musikvideo, auf VIVA beispielsweise, hat ein Song schon
vor der CD - Veröffentlichung durch Videoplay die Chance, sich Konsumenten
zu sichern. Um soweit zu kommen, muss ein Lied, Clip und Künstler
allerdings die Programmkomission von VIVA überzeugen, die mit ihrer
Entscheidung maßgeblich Erfolg oder Nichterfolg eines Songs beeinflussen.
Schafft der Song es in die Rotation, spielt ab Single - Veröffentlichung
die Chartplatzierung die Hauptrolle. Hier gilt: Je höher die Platzierung,
desto öfter wird der Clip gespielt. Erreicht der Song nicht mindestens
die Top 65, fliegt er gnadenlos aus der Rotation und verschwindet
damit ebenso schnell aus den Köpfen der Konsumenten.
Fürs Radio gilt ähnliches. Je besser der Hitparadenplatz, desto häufiger wird
ein Titel on air gespielt. Und selbst im Plattenladen haben die
bestplatzierten Songs die größten Vorteile, denn auch dort sind
die CDs nach Chartpositionen ausgelegt.
Aber zurück zum Thema Manipulation.
Einen interessanten Denkansatz lieferte der STERN in einem Beitrag
zum Thema:
"Die Tatsache, dass manipuliert wird, gilt als offenes
Geheimnis. Öffentliche Schuldzuweisungen sind selten in einer Branche,
die sich selbst kontrolliert und gegenseitig stützt."
Momentan zeigen Künstlerkollegen der Branche mit dem Finger auf David Brandes und
die Acts, deren Songs von ihm produziert wurden. Aber was ist dran
an dem Zitat des STERNs?
Nehmen wir einmal an, ein Song oder Künstler mißfällt aus irgendeinem
Grund der Programmkomission von VIVA, was nicht zwangsläufig von
der Qualität des Musikclips abhängt. Dann erhalten andere Künstler,
deren CD zum gleichen Zeitpunkt erscheint, wochenlang vorher durch
VIVA Promotion vor der wohl kauffreudigsten Zielgruppe, nämlich
Jugendlichen.
Ist es da nicht nur logisch, dass solch ein Song besser in die
Charts einsteigen muss, als ein Titel, den bis dahin kaum einer
gesehen hat?
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Ohne Videoplay bleiben als Promotionmöglichkeit nur noch Auftritte
in Musiksendungen oder teure Werbe-spots in Radio und TV, bei denen
wiederum Plattenfirmen nur investieren, wenn sie sich den gewünschten
Erfolg davon versprechen. Was ohne Videoplay wohl ein Fass ohne
Boden ist.
Um es doch noch in die Rotation von VIVA zu schaffen, wäre ein
guter bis sehr guter Chartplatz für einen Titel aber unumgänglich.
So schließt sich der Kreis. Also bestimmen von vorneherein einige,
verhältnismäßig wenige Leute, nämlich die Programmkomission bei
VIVA, was wir als Konsumenten überhaupt zu sehen bekommen.
Manches präsentieren uns die Medien im Überfluss, nach anderem muss
man als Interessent schon gezielt suchen, um überhaupt etwas von
der Veröffentlichung mitzubekommen.
Ist das nicht ebenso Manipulation? Können wir denn kaufen, was wir
nicht kennen?
Stehen die Charts einmal, orientieren sich die Radiosender ebenfalls
daran. Die meisten Sender bedienen den Mainstream und da die Charts
die besten Verkäufe angeben, stehen sie für eben diesen.
Bedeutet im Gesamten: Einige Künstler haben das Glück, dass ihr
Song ständig auf verschiedenen Kanälen in Radio und TV präsentiert
wird und die Promotion so praktisch zum Selbstläufer wird, andere
müssen von vorneherein mit weniger Publikum den Wettbewerb um die
Charts antreten.
Eher extravagante Musikgeschmäcker wie Volksmusik,
Metal oder Kinderlieder etc. haben ebenfalls, außer in speziellen
Shows oder Sendungen keine Möglichkeit, in der Form ein Publikum
zu erreichen, wie ein Song in der Rotation bei den Musiksendern.
Also treten auch diese den Wettbewerb um die offiziellen deutschen
Charts mit anderen Voraussetzungen an.
Insofern stellt sich doch fast zwangsläufig
die Frage: Sind die Charts nicht eher eine Hitparade der besten
Promotion - Möglichkeiten, denn eine Hitliste, die den Musik- geschmack
unseres Landes repräsentativ wiederspiegelt?
Das Chartermittlungsverfahren von
Media Control - wie sicher ist es wirklich und vor allem: Wie repräsentativ?
Mehr zum Thema Charts unter:
Aktuelles
Der saubere Weg in die Charts
Nicole Krayer Zeichnung: Jutta Reuß
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