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Gesellschaft & Medien · 3/5
November 2003
 
Gegner-Interview Nr. 1
Benne (31) ist Angestellter, wohnhaft in Kirchhellen.

Gibt es Prominente aus TV/ Film/ Musik, die dich besonders interessieren und die du schätzt? Falls ja, was schätzt du an ihnen?
Ja, die gibts! Zum einen ist da Günther Jauch, den ich schon live bei "Wer wird Millionär" und "SternTV" erlebt hab'. Seine Art finde ich einfach klasse. Vor allem zeigt er auch relativ offen, dass ihm bei WWM ein Kandidat nicht unbedingt sympathisch ist. Zum Thema Musik fallen mir auf Anhieb mehrere Prominente ein. Allen voran bewundere ich Sting. Sein Werdegang, das breitgefächerte Musikspektrum und auch als Schauspieler ist er gar nicht schlecht. Leider schon tot, aber immer noch ganz oben auf meiner Beliebtheitsskala rangiert Freddie Mercury. Mit ihm hat einer der genialsten Sänger und Musiker viel zu früh das Zeitliche gesegnet! Bis zu seinem Tod hat er seine Bandkollegen noch gebeten ihm Material zu liefern, um die letzte Platte noch zu vollenden!

Wie war dein erster Eindruck von Daniel und woran hast du diesen festgemacht?
Hoho, gute Frage! Mein erster Gedanke war: "Quoten-Freak"! Ich konnte, und kann es mir bist heute, nicht vorstellen, wie er es ansonsten unter die "besten Zehn" gebracht hat!!!! Es kann doch nicht sein, dass unter den angeblich mehreren Tausend Bewerbern nicht mindestens einer dabei war, der besser bzw. weniger schlecht singen kann als er. Das schreit doch förmlich nach Schiebung seitens der Produktionsfirma und/oder des Senders.

Was dachtest du damals , wie weit Daniel Küblböck es bei DSDS bringen würde?
Zuerst hab' ich gedacht, der fliegt beim nächsten Mal achtkantig raus! Dazu muss ich sagen, dass ich erst mitten in die Finalrunde eingestiegen bin. Als er dann aber immer weiter gekommen ist, war ich mir sicher (und bin es immer noch), dass er der Geist war, den RTL rief und dann nicht mehr loswurde, weil eine meiner Meinung nach große Fun-Gemeinde für ihn angerufen hat. Ich sage extra "Fun"-Gemeinde, weil ich denke, dass zu dem Zeitpunkt der größte Teil der Anrufer wirklich nur aus Spaß mitgemacht hat, um RTL vorzuführen! Naja, und als dann ein Konzept für ihn zusammengeklöppelt war, konnte man ihn getrost als Dritten rausschießen und Schwiegermuttis Liebling zum Superstar küren!

Zitat aus einem Live- Chat vor einer Sendung mit Daniel:"Jetzt kommt die ****..."

Wieso schalten deiner Meinung nach Gegner von Daniel bewusst Sendungen ein, in denen er präsent ist bzw. schalten nicht weg oder drehen den Ton ab?

Da kann ich jetzt eigentlich nur von mir reden. Ich hab' DSDS offen gestanden aus reiner Neugier eingeschaltet. Viele Bekannte und Arbeitskollegen haben sich immer wieder drüber unterhalten und irgendwann wollte ich halt mit der Herde mitreden. Vorher hatte ich gar nichts von der Sendung mitgekriegt, war immer nur wieder verwundert, wenn es plötzlich lief, obwohl ich dachte, es wäre längst vorbei. Dabeigeblieben bin ich, noch ehrlicher gestanden, um zu sehen, wie Daniel endlich rausfliegt. Über die Beweggründe anderer will ich hier bewusst nichts sagen!

Viele in der Öffentlichkeit stehende Personen entsprechen nicht dem persönlichen Geschmack. Wie kommt es, daß gerade Daniel Küblböck so gehasst wird? Wieso ist er denen, deren Geschmack er nicht entspricht, nicht einfach egal?
Ich denke, dass liegt an der neuen Qualität der Präsenz Daniels in den Medien. Mit ist kein künstlich aufgepushter "Prominenter" bekannt, der so penetrant in allen Medien Erwähnung fand. Von den meisten anderen Möchtegern-Prominenten (z.B. Jenny Elvers) hört man ab und an was in Boulevard-Magazinen, schmunzelt kurz über die geistige Armut und geht dann zum Alltag über. Im Zusammenspiel mit den immer extremer werdenden "Fans" und auch den "Antis" hat sich das Phänomen Daniel Küblböck immer weiter hochgeschaukelt, so dass man gar nicht anders konnte, als darauf zu reagieren.

Findest du es richtig, daß Leute, die Daniel Küblböck nicht mögen, bei seinen Auftritten buhen und somit weder Respekt vor seiner Menschenwürde noch Respekt vor dem persönlichen Geschmack derer zeigen, die ihn mögen?
Meiner Meinung nach hat Buhen in den meisten Fällen nichts mit mangelndem Respekt vor Menschenwürde oder dem Geschmack anderer Leute zu tun. Buhen ist in meinen Augen eine legitime Art seinen Unmut über etwas oder jemanden auszudrücken. Im konkreten Fall bin ich allerdings der Überzeugung, dass es, wie so manches, von beiden Seiten mit Absicht überbewertet wurde. Da stelle ich mir doch einfach mal einen "normalen" Talentwettbewerb vor, bei dem sich kleine, unbekannte Bands einem zunächst neutralen Publikum stellen. Wenn da eine Band dabei ist, die einem Teil des Publikums gar nicht gefällt, dann werden die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch von der Bühne gebuht und gepfiffen. Das ist ganz eindeutig ein möglicher Teil des Lebens, wenn man es auf der Bühne verbringt!

Was denkst du, geht gefühlsmässig in einem Buh - Rufer in dem Moment vor, indem er "Buh" ruft?
Und wieder mal rede ich ausdrücklich nur von mir, denn über die Beweggründe anderer kann ich nur mutmaßen! Wenn ich jemanden ausbuhe, dann hängt das meist damit zusammen, dass ich gefühlsmäßig von dem, was mir geboten wird, nicht gerade begeistert bin. Rein auf den Moment des Buhrufens beschränkt, ist das eine einfache Art Dampf abzulassen, auf eine Weise, die es dem "Verursacher" auch deutlich zeigt.

Es ist schon ziemlich oft vorgekommen, dass einem Gegner von Daniel ein Lied vom Album vorgespielt wurde und er es ziemlich gut fand oder dass er von einem Buchauszug berührt war. Bis er erfuhr, dass es von Daniel war, da war dann alles schlecht. Wieso ist dieses Verhalten deiner Meinung nach bei vielen so?
Da mir das ehrlich gesagt noch nie selber passiert ist und ich auch niemanden kenne, dem das passiert ist, kann ich dazu nur Vermutungen anstellen. Vergleichen würde ich das mit dem Verhalten eines Jungen aus meiner früheren Nachbarschaft. Der hat nur die Wurst gegessen, die er mal bei meiner Mutter gegessen hatte. Kurzerhand hat seine Mutter Würstchen gekauft, behauptet, das wären dieselben und er hat sie gegessen. Als er dann aber erfahren hat, dass das doch nicht dieselbe sind, hat er sie nie wieder angerührt. Erklären kann ichs nicht, aber das Phänomen ist dasselbe.

Ein beliebter Vorwurf von Daniel Küblböck- Gegnern ist, daß er nicht singen kann. Ist es keine subjektive Ansicht, ob jemand singen kann oder nicht? Definiert nicht jeder Musik anders, auf seine eigene Weise?
Stimmt, das ist eine ganz subjektive Sache! Aber das hindert mich doch nicht daran, meine Meinung zu dem Thema kundzutun. Ich bin ja auch niemandem böse, wenn er die Musiker, die ich mag, kritisiert!

Hast du nach dem Halbfinale erwartet, dass Daniel auch nach DSDS so erfolgreich sein würde, wie er heute ist?
Ja! Als klar war, dass Bohlen ihn unter seine Fittiche nimmt, war nichts mehr unmöglich! Der Mann macht doch schon seit Jahren aus Schei... Geld! Sorry, aber so ist das nunmal!

Man hört und liest immer wieder, Daniel sei nur das Produkt einer Kommerz-Maschinerie und ausschließlich deshalb erfolgreich. Wieso wird den Küblböck – Anhängern so wenig eigener Geschmack zugetraut, dass sie sich von einer Kommerz- Masche ‚ausnehmen‘ lassen?
Kurze und knappe Antwort: Herdentrieb! Ich will mich nicht davon ausnehmen, dass ich mich oftmals einer blökenden Schafherde anschließe (DSDS hab' ich genau deswegen gesehen) Mein persönlicher Eindruck ist, dass ein wirklich großer Teil der Fans nur Fan ist, weil es gerade Hip ist, auf möglichst skurile Typen zu stehen. Und so offensichtlich wie die Kommerz-Maschinerie das Produkt Daniel Küblböck in die breite Öffentlichkeit drückt, scheint es denen auf nichts anderes anzukommen: Hauptsache der Kleine ist lange genug hip, damit möglichst viele Schafe bei der Herde bleiben und alles kaufen, was wir ihnen vorwerfen.

Was denkst du, schätzen Daniels Fans an ihm?
Ganz ehrlich, ich weiß es nicht!!! Mehr oder weniger unisono bekomme ich von seinen Fans immer zu hören, dass sie seine Art schätzen, wie er redet, "tanzt", die Augen verdreht und "lasziv an einem Schokoriegel lutscht" (alles schon gehört). Ich denke, es gibt noch weit mehr Gründe, dass seine Fans ihn schätzen, ich kann sie allerdings nicht sehen.

Bei Umfragen in Fanforen und auf Konzerten hat sich herausgestellt, dass die Fangemeinde Daniels in der Altersgruppe 2 – 60 Jahre liegt, wovon sowohl im Forum, als auch auf Konzerten mehr Erwachsene als Kinder/ Jugendliche zu finden sind. Wie erklärst du es dir, dass dennoch jeder meint, die Fangemeinde bestände hauptsächlich aus kreischenden Zahnspangen – Teenies?
Das dürfte vor allem an Fernsehsendungen wie "Top of the Pops", "The Dome" und ähnlichem liegen, in denen die "Superstars" auftreten. Der Großteil des anwesenden Publikums fällt nunmal deutlich in diese Kategorie. Hinzu kommt noch, dass es oft der erste Eindruck von jemandem ist, der dann pauschal auf alle dieser Gruppe angewendet wird: "Ein Teenie ist Fan von Daniel Küblböck! Also sind alle Fans von ihm Teenies! Mit Zahnspange wohlgemerkt!"

Bildest du dir Deine Meinung zu Daniel Küblböck durch seine Darstellung in den Medien oder hinterfragst du die Informationen der Medien kritisch auf Wahrheitsgehalt?
Vieles beruht auf meinem ersten Eindruck, der er durch seine Auftritte hinterlässt! Der hat mich bisher nur in äußerst wenigen Fällen getrügt. Wenn die dargebotenen Informationen allerdings zu aufgesetzt oder extrem wirken, versuche ich schon rauszufinden, was wirklich dran ist. Relativ einfach ist die Entscheidung, ob eine Information glaubhaft ist oder nicht, bei Dingen, die in dem Satiremagazin mit den vier großen Buchstaben unters Volk gebracht werden. Bei vielen Dingen hat man allerdings kaum eine Chance die "wirkliche Wahrheit" zu erfahren. Paradebeispiel für solche "Informationen" ist das "Buch" von Daniel. Da werden Dinge behauptet und an die Öffentlichkeit gezerrt, die da einfach nichts zu suchen haben.

Wie würdest Du Daniels Charakter beschreiben?
Wann bitte schön bekommt man Daniel denn außerhalb der DSDS-Bohlen-RTL-Meschpoke zu Gesicht? Wenn ich mir jetzt nur vorstelle, dass er immer noch der Kinderpfleger ist, der er vorher war, dann könnte ich mir vorstellen, ich weiß es aber eben nicht, dass er einen verspielten, esoterisch angehauchten Charakter hat. Verspielt deswegen, weil er sich, soweit ich das beurteilen kann, gerne mit Kindern beschäftigt und da weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Verspieltheit da sehr hilfreich ist. Und esoterisch angehaucht wegen dieser "Positive Energie"-Sache, von der ich ehrlich gesagt gar nichts halte.

Daniel Küblböck hat mit 17 Jahren seine Biografie geschrieben, was von vielen kritisiert wurde, noch bevor das Buch auf dem Markt war. Ist es nicht egal, wie alt man ist, wenn man ein Buch schreibt, solange das Buch gehaltvoll ist?
Vielleicht geht unser Verständnis von "Biografie" da auseinander, aber für mich ist eine solche ein Rückblick auf ein mehr oder weniger abgeschlossenes Leben. Das soll nicht heißen, dass man quasi erst auf dem Totenbett seine Erinnerungen zu Papier bringt, aber immerhin erst in einem Alter, in dem man über einen "angemessenen" Zeitraum zurückblicken kann. Jetzt kann man natürlich vortrefflich, lang und ausdauernd über den Begriff "angemessen" diskutieren. Das ist aber auch überflüssig, denn der größte Knackpunkt an diesem Machwerk verbirgt sich in der hier gestellten Frage selber. Die Antwort erübrigt sich eigentlich, da die Frage falsch formuliert ist. Schließlich hat in diesem Fall nicht Daniel das Buch geschrieben, sondern eine Springer-Schreiberin rangelassen. Und genau damit erübrigt sich auch die Frage nach dem Gehalt des Buches!

Was findest du gut an Daniels Buch „Ich lebe meine Töne“ und was gefällt dir nicht?
Mir gefällt ehrlich gesagt das gesamte Buch nicht! Das ist allerdings nichts Besonderes, denn ich betrachte all diese "Biografien" der Herren Bohlen, Effenberg, Klaws und Küblböck oder auch die von Naddel für absolute Verschwendung von Papier! Da werden Dinge ausgebreitet, die die Welt nicht braucht. Mir haben die Auszüge aus dem Buch gezeigt, dass es sich nahtlos in die Reihe der überflüssigen Regalverstopfer einordnet.

Hast du das Buch ganz gelesen?
Nein! Und das werde ich auch nicht. Ich will jetzt nicht sagen, dass mir meine Zeit dazu zu kostbar wäre, aber für gewisse Dinge ist es doch so.

Was wünschst du Daniel Küblböck für seine Zukunft?
Prinzipiell wünsche ich ihm alles Gute! Dass er es schafft seinen eigenen Weg zu gehen und es auch verkraftet, dass sein Stern gerade sinkt und er damit unwiderruflich von der Bildfläche verschwindet. Und außerdem wünsche ich ihm Stärke für den Moment, wo sein Name aus dem Adressbuch von Bohlen endgültig gestrichen wird.

Interview: Nicole Krayer und Nadine de los Santos Fernandez

 
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