Gegner-Interview Nr. 2
Dirk Drechsel (32) ist Fachinformatiker für Systemintegration, wohnhaft in Dresden.
Gibt es Prominente aus TV/ Film/ Musik, die dich besonders interessieren und die du schätzt? Falls ja, was schätzt du an ihnen?
Da wären: Meat Loaf, Depeche Mode, Wesley Snipes und Chacky Chan im Besonderen zu nennen.
Während mich bei "Meat Loaf" und "Depeche Mode" die rein künstlerischen Qualitäten überzeugen, sind es bei Chan und Snipes die menschlichen Aspekte.
Zum Beispiel "Jacky Chan" ist für mich das absolute Beispiel an Humor, Kampfgeist und Willensstärke.
Wie war dein erster Eindruck von Daniel und woran hast du diesen festgemacht?
Sein erstes Auftauchen bei "DsdS war noch interessant.
Ich sah in ihm einen bunten Paradiesvogel (nicht abwertend gemeint), der etwas Spass in die Sache bringt.
Aber leider hielt das nicht lange an.
Was dachtest du damals , wie weit Daniel Küblböck es bei DSDS bringen würde?
Ich glaubte, maximal bis zu den Mottoshows, dann spätestens ist er raus , weil an ihm wirklich keine Qualitäten eines "Superstar" zu entdecken waren.
Für mich war er eben nur ein Strohfeuer.
Schnell entfacht, heftig brennend, aber genau so schnell erloschen.
Zitat aus einem Live- Chat vor einer Sendung mit Daniel:"Jetzt kommt die ****..."
Wieso schalten deiner Meinung nach Gegner von Daniel bewusst Sendungen ein, in denen er präsent ist bzw. schalten nicht weg oder drehen den Ton ab?
Das liegt meiner Meinung nach an der Faszination, wie weit diese "Stilblüte der Unterhaltungsindustrie" noch Früchte treibt.
Was sich "Bohlen" und Consorten noch alles einfallen lassen, um ihren Goldesel weiter zu melken.
Jeder der Gegner wartet im Prinzip auf den öffentlichen Untergang des Daniel K. und will den Augenblick nicht verpassen.
Darum bleibt man bei den Programmen und quält sich selbst dabei.
Viele in der Öffentlichkeit stehende Personen entsprechen nicht dem persönlichen Geschmack. Wie kommt es, dass gerade Daniel Küblböck so gehasst wird? Wieso ist er denen, deren Geschmack er nicht entspricht, nicht einfach egal?
Da gibt es einige Personen, die man einfach ignorieren kann.
Nur ist eben keiner von denen so präsent wie Daniel.
Daniel wird/wurde so aufdringlich vermarktet, dass man kaum an ihm vorbei kommt/kam.
Von jeder Litfassäule, jedem Magazin, jeder Zeitung und jedem Schaufenster prangt(e) einem das Gesicht des Daniel K. entgegen und da fällt/fiel ignorieren schwer.
Dann kamen seine Lieder in jedem Kaufhauslautsprecher und die diversen Werbespots.
Er wurde einem regelrecht aufgezwungen und man kann/konnte ja nicht den ganzen Tag mit geschlossenen Augen und Ohropax herumlaufen.
Also hat sich die Gegnerschaft des Daniel K. ein Ventil gesucht (und es gefunden) ihrem Ärger über diese Art Nötigung Luft zu machen.
Findest du es richtig, dass Leute, die Daniel Küblböck nicht mögen, bei seinen Auftritten buhen und somit weder Respekt vor seiner Menschenwürde noch Respekt vor dem persönlichen Geschmack derer zeigen, die ihn mögen?
Buhen ist kein Ausdruck von fehlendem Respekt vor der Würde irgendeines Menschen.
Es ist ein ganz normaler Ausdruck des Missfallens.
Und bei den künstlerischen Fertigkeiten des Herrn Küblböck (aber auch bei anderen) völlig legitim.
Klar, man könnte sich einfach umdrehen und ihm den Rücken zudrehen, aber die Masse der Menschen reagiert eben auf diese Art, um diesen "Künstler" und dessen falsche Töne zu übertönen.
Auf diese Weise zwingt man den Interpreten noch am Eindrucksvollsten den Gesang einzustellen.
Denn wenn man sich nur schweigend umdreht, geht die Geräuschkulisse des jeweiligen "Künstlers" immer noch weiter.
Allerdings gibt es ja auch die Möglichkeit, solchen Veranstaltungen (in denen seine Auftritte drohen) dann einfach fern zu bleiben. Dies praktiziere ich.
Was denkst du, geht gefühlsmässig in einem Buh - Rufer in dem Moment vor, indem er "Buh" ruft?
Zitat meiner eigenen Gedankengäng in solchen Momenten:
"Hau ab..., ...hör auf..., ...mach Dich von der Bühne und verschwinde..., ...das Gekreische halt ich nicht aus..., ...wie kann jemand nur so falsch krächzend auf einer Bühne ins Micro schreien...".
Es ist eine Befreiung, dem "Falschsinger" noch falschere Töne entgegen zu setzen und ihn, trotz aller Verstärkertechnik, noch zu übertönen.
Es ist schon ziemlich oft vorgekommen, dass einem Gegner von Daniel ein Lied vom Album vorgespielt wurde und er es ziemlich gut fand oder dass er von einem Buchauszug berührt war. Bis er erfuhr, dass es von Daniel war, da war dann alles schlecht. Wieso ist dieses Verhalten deiner Meinung nach bei vielen so?
Das ist charakterlos.
Digital aufbereitet, gibt es den einen oder anderen Titel, den man sich anhören kann.
Dazu sollte man auch stehen, selbst wenn man "Anti" ist.
Wenn einem eine Zeile, ein Titel oder was auch immer, gerade gefällt, heisst es doch nicht, dass man gleich ins Pro-Lager wechselt, nur weil einen dieses in dem Moment gerade berührt.
Geschmack ist Geschmacksache und auch das eine oder andere von Daniel Kommende kann durchaus auch Antis berühren, das ist keine Schande.
Mir gefällt auch ein Remake eines alten Popklassikers, das Daniel fabrizierte.
Deswegen bin ich kein Fan von ihm.
Es zeigt nur, dass er mit diesem Titel meinen Geschmack getroffen hat, deswegen muss ich, den "Künstler" Daniel nicht gleich vergöttern.
Ein beliebter Vorwurf von Daniel Küblböck- Gegnern ist, dass er nicht singen kann. Ist es keine subjektive Ansicht, ob jemand singen kann oder nicht? Definiert nicht jeder Musik anders, auf seine eigene Weise?
Im allgemeinen ist das wirklich Ansichtssache.
Doch bei Daniel überwiegen, live gesungen, Disharmonien, stimmliche Unausgewogenheit und die fehlende Kraft, die Tonhöhe konstant zu bilden.
Dadurch kommt es für viele Antis zu Dissonanzen in dem Zusammenspiel von Daniels Stimme und den begleitenden Instrumenten.
Somit empfindet ein Mensch mit empfindlicherem Gehör für falsche Töne dies als Belastung, da dies zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen führen kann.
Dementsprechend fühlt man sich in dem Moment dann auch gestresst und will nur noch, dass es aufhört.
Punk-Rock und Thrash-Metal (eine Ansammlung von Dissonanzen sondersgleichen) mag ja auch nicht jeder.
Hast du nach dem Halbfinale erwartet, dass Daniel auch nach DSDS so erfolgreich sein würde, wie er heute ist?
Ich hab es nicht erwartet, aber befürchtet.
Denn es zeichnete sich schon früh ab, dass sich Dieter Bohlen, als Beschützer Daniels, für ihn einsetzen würde.
Und wer in dieser Branche nur ein klein wenig Durchblick hat, weiss, wieviel Macht ein Herr Bohlen ausübt.
Wen er unterstützt, der wird auch was.
Aber wehe, man verdirbt es sich mit ihm, siehe C.C.Catch, dann bekommt man nie wieder einen Fuss in die Türen anderer Produzenten.
Also ist Daniel nicht aus eigener Leistung so erfolgreich geworden, sondern nur mit freundlicher Unterstützung eines Produzentenguru mit uneingeschränktem Macht- und Einflussbereich.
Man hört und liest immer wieder, Daniel sei nur das Produkt einer Kommerz-Maschinerie und ausschließlich deshalb erfolgreich.
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Wieso wird den Küblböck – Anhängern so wenig eigener Geschmack zugetraut, dass sie sich von einer Kommerz- Masche ‚ausnehmen‘ lassen?
Weil es eine reine Kommerz-Masche ist.
Dass man das eine oder andere von Daniel Kommende mögen kann, ist möglich, aber gleich auf einen Zug so dermaßen aufzuspringen, dass man gleich an Indigokinder glaubt und alles als heilig erklärt, was Daniel tut, setzt eine Menge Naivität voraus.
Also spreche ich seinen Anhängern keinen Geschmack ab, ich halte die meisten von ihnen nur für naiv.
Denn jeder mit ein wenig Lebenserfahrung kann sich eins und eins zusammenzählen und merkt ziemlich schnell, dass hier nur Daniel als Produkt (Musik, Bücher, Brillen, Parfumes und Klamotten) verkauft wird.
Und wer dieses Produkt konsumiert, ist definitiv ein Opfer dieser Maschinerie.
Daniel, als Mensch, ist dabei Nebensache, es läuft nur auf größtmögliche finanzielle Ausbeute, solang er aktuell ist, heraus.
Wenn sein Stern untergeht, interessiert sich nur noch ein sehr kleiner Teil seiner Anhänger für ihn, die anderen (die naiven Kommerz-Konsumenten) suchen sich dann einen neuen Götzen und lassen ihn schließlich fallen, da man dann mit ihm keinen Blumentopf mehr gewinnen kann und für völlig OUT erklärt wird.
Was denkst du, schätzen Daniels Fans an ihm?
Seine völlig gegen jede Konvention verstossende Art ist sein Geheimnis.
Er lässt sich nicht in eine Schublade stecken.
Geht seinen Weg ungeachtet aller Anfeindungen.
Das ist sein Geheimnis!
Ich hoffe nur, er ist auch in Natura so stark und zerbricht nicht (rein menschlich, als Privatperson) an dieser Art zu leben.
Denn wenn es nur ein Showkonzept wäre, würde der Mensch, der es verkörpert (ohne dahinter zu stehen), ziemlich schnell abrutschen.
Bei Umfragen in Fanforen und auf Konzerten hat sich herausgestellt, dass die Fangemeinde Daniels in der Altersgruppe 2 – 60 Jahre liegt, wovon sowohl im Forum als auch auf Konzerten mehr Erwachsene als Kinder/ Jugendliche zu finden sind. Wie erklärst du es dir, dass dennoch jeder meint, die Fangemeinde bestände hauptsächlich aus kreischenden Zahnspangen – Teenies?
Das liegt daran, dass man in den Foren haupsächlich mit dieser Gruppe Fan (Zahnspangenteenie) zu tun bekommt.
Das zeigt sich in der Sichtweise der Fans in den Foren, die Art zu schreiben, Texte zu formulieren.
Die meisten haben da eine dermaßen kindliche Schreibweise, dass beim Lesen dieser Beiträge zwangsläufig dieser Eindruck entsteht.
Ich schreibe hier von Texten wie: "...Du bist mein allergrößter Superstar und ich liebe dich so sehr... , ... alle Antis sind doofe W...ser... , ...bitte antworte mir doch mal persönlich, wenn du das hier liest, ich liebe dich ganz, ganz gaaaannnnz doll...".
Wer solche Texte schreibt, kann nur in die Kiste "zahnspangetragende Teenies ohne Bezug zur Realität" einsortiert werden.
Und wenn das wirklich ernstzunehmende Erwachsene geschrieben haben, muss man sich ernsthaft Sorgen über den Untergang unserer Gesellschaft machen.
Bildest du dir deine Meinung zu Daniel Küblböck durch seine Darstellung in den Medien oder hinterfragst du die Informationen der Medien kritisch auf Wahrheitsgehalt?
Ich bilde mir meine Meinung sowohl aus kritisch hinterfragten Medieninformationen als auch aus meinen subjektiven Empfindungen.
Der Wahrheitsgehalt der Revolverblätter und Medien, reduziert durch eigene Betrachtungsweise und kritisches Hinterfragen, kombiniert mit der eigenen Eistellung, ergibt, meiner Meinung nach, das zutreffendste Bild.
Wenn man dann noch im Austausch der Gedanken in Foren und Diskussionsrunden die Sichtweisen der anderen, ob Pro oder Anti ist egal, hinzufügt und sich sein eigenes Bild baut, hat man dann den grösstmöglichen Wahrheitsgehalt.
Man muss nur die Meinungen anderer auch zulassen und zugänglich für andere Betrachtungsweisen sein.
Wie würdest du Daniels Charakter beschreiben?
Da ich den Menschen Daniel nicht kenne (sondern nur das allgemein verbreitete Kunstobjekt), kann ich mir auch kein Urteil über seinen Charakter bilden.
Um jemandes Charakter zu kennen, ist es zwingend, den Menschen persönlich und über einen längeren Zeitraum zu begleiten und Umgang mit diesem zu pflegen.
Obwohl ich ehrlich sagen muss, ich habe ein nicht gerade gutes Bild von ihm gewonnen, als er seine Familiengeschichte in die Öffentlichkeit trug (sein Buch).
Solche Dinge gehören innerhalb der Familie aufgearbeitet und nicht in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt.
Das macht mir den Menschen Daniel nicht gerade symphatisch.
Daniel Küblböck hat mit 17 Jahren seine Biografie geschrieben, was von vielen kritisiert wurde, noch bevor das Buch auf dem Markt war. Ist es nicht egal, wie alt man ist, wenn man ein Buch schreibt, solange das Buch gehaltvoll ist?
Solange sich Leute dafür auch interessieren ist es in Ordnung.
Was findest du gut an Daniels Buch „Ich lebe meine Töne“ und was gefällt dir nicht?
Ich frage mich, wie im vorherigen Abschnitt schon angeklungen, wie man auf die Idee kommt, eine Geschichte niederzuschreiben, die noch nicht mal im engsten Familienkreis aufgearbeitet ist.
Ist da nicht eher der Grund zu finden, dass sich da nur jemand interessant machen will, egal auf wessen Kosten?
Nur , weil man seelisch angegriffen ist, muss man doch nicht die involvierten Personen dermaßen seelisch zurück treten.
Eine BIOGRAFIE schreibt man über Themen, die man für sein weiteres Leben abschliesst, hier kams mir aber eher so vor, als wollte Daniel eher eine Art Rachefeldzug für erlittene Ungerechtigkeiten starten.
Und genau so hat er es auch geschrieben.
Gut finde ich den Versuch, Einblick (für seine Fans) in seine Vergangenheit geben zu wollen.
Wenn er auch ziemlich daneben ging.
Er hätte es erst schreiben sollen, wenn er für sich selbst die Vergangenheit abgeschlossen hat und diese auch mit einem lachenden Auge betrachten kann.
So wurde es leider nur eine in die Öffentlichkeit getragene tiefe, seelische Kriese.
Vielleicht sollte er es in ein paar Jahren mit mehr Abstand (so mit 25) noch einmal versuchen.
Dann ist er gereifter und er sollte es selbst machen, ohne Ghostwriter.
Hast du das Buch gelesen?
Teilweise. Ich konnte und wollte mir nicht alles antun.
Bücher lese ich zur Entspannung und Bildung und nicht, um anderer Leute Elend zu erleben. Das Buch gehört für mich nicht zu der Art Lektüre, welche mir Entspannung und/oder wichtiges Wissen vermittelt.
Was wünschst du Daniel Küblböck für seine Zukunft?
Dass er sein Leben in den Griff bekommt, sich mit seiner Familie und den Erlebnissen auseinandersetzt, sich schließlich mit Mutter und Bruder versöhnt, denn es sind und bleiben seine wichtigsten Bezugspunkte im Leben. Und einen Weg geht, den er mit sich selbst vereinbaren kann.
Denn ich glaube kaum, dass er für die Belastung im Showbusineß geeignet ist. Wenn ihm die Streitigkeiten in der eigenen Familie schon so sehr zu schaffen machen, hat das Starleben noch weitaus härtere Momente für ihn zu bieten, an denen er erst recht zerbrechen könnte. Um den Privatmann Daniel wär es schade, wenn er auf eine Art ein Leben fristen würde, welches er nicht selbst bestimmen kann.
Ich wünsche ihm alles Glück der Welt, solange er selbstbestimmt entschieden leben kann dabei, ohne Druck von Verträgen und Produzenten (nach Marke eines Dieter Bohlen).
Interview: Nicole Krayer und Nadine de los Santos Fernandez
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