Jazzdinner im "Le Meridien"
(Nürnberg am 24.2.2007 )
Wir stehen vor dem Spiegel in unserem Hotel und machen
uns schön für das große Ereignis (ein hartes Stück Arbeit!). Von
unten dringt unsägliches Gejaule aus einer Karaoke-Bar, wir sehen
uns an und freuen uns darauf, heute abend wirklich schönen Gesang
zu hören. Meine Schwester kriegt eine Panik-Attacke nach der anderen,
weil sie ihren linken Abendschuh nicht finden kann. Sie sieht sich
schon in den abgelatschten Winterstiefeln zum
Abendkleid in den Saal schweben! Jetzt noch etwas Passendes in unserer
Schuhgröße (35,5) zu bekommen ist unmöglich. Glücklicherweise findet
sich der Schuh unter dem Fahrersitz im Auto wieder.
Aufgerüscht und erwartungsfroh stöckeln wir an erstaunten Jugendlichen, die
zur Karaoke-Bar wollen, in unseren Abendkleidern vorbei zum Meridien-Hotel,
wo das Konzert stattfindet. Vor dem Saal treffen wir Sahra, die
sich Sorgen wegen ihres tiefen Ausschnitts macht, aber da sie wirklich
niedlich damit aussieht, können wir sie beruhigen. Die Fans rund
umher sind wunderschön angezogen. Die Security tastet nur ganz kurz
an den Seiten ab, Nicky macht das obligatorische Foto und rein geht
es in den festlich geschmückten Saal. Dort finden sich viele bekannte
Gesichter, aber noch mehr Fans, die wir noch nie gesehen haben,
obwohl wir schon bei so einigen Konzerten waren. Wir bekommen einen
Tisch links in der Nähe der Bühne und befinden uns mit anderen netten
Fans in bester Gesellschaft. Es wird auch noch sehr lustig an unserem
Tisch, wir haben viel zu Lachen. Das Essen ist lecker, vorweg italienische
Gemüsesuppe, gefolgt von hübsch angeordneten, gebratenen Medaillons
vom Schweinelendchen mit einer orangeroten, sehr schmackhaften Soße
und zuletzt einer traumhaften Mascarponecreme mit Erdbeersoße.
In der Pause begegnet ein Fan Daniel auf dem Weg zur Toilette, der
ihr kess ins Ohr flüstert, dass er heute ihr Nachtisch sei (hm,
"Daniel im Schlafrock", auch nicht schlecht !!). Wir halten uns aber
dann doch an die Mascarponecreme.
Daniel erscheint sehr schick im
dunkelbraunen Nadelstreifenanzug und mit den trendy gescheitelten
Haaren, dem hellblau gestreiften Hemd und der gepunkteten Kravatte
wirkt er frisch wie ein Pfefferminzbonbon. Auf die Hosenträger hat
er diesmal verzichtet. Er beginnt mit "The lady is a tramp".
Diesmal strahlt er eine unheimliche Zufriedenheit aus, ist super
drauf und die Stimme ist fantastisch. Er hat gelernt, mit den hohen
und tiefen Tönen zu spielen, die Ausdrucksfähigkeit ist enorm. Bei
"Warum" stockt einem der Atem, so eindringlich und schmerzlich intensiv
singt Daniel. So habe ich das Lied noch nie gehört ! Bei "Unchainend
Melody" lässt er sich nicht mehr an die vorgegebene Melodie fesseln,
in freier Interpretation variiert er diesen wunderschönen Song.
Mit "Somewhere over the rainbow" zeigt er uns die Faszination der
Langsamkeit und harmoniert wunderschön mit Christinas
sensiblem Sopran. Und dann mein Lieblingslied "Autumn leaves"!
Daniel schließt die Augen und gibt sich ganz der
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bezaubernden, wehmütigen Melodie hin, schwingt träumerisch, weich im langsamen Rhythmus
der Musik. Das ist Swing für mich, so muss er klingen, der Herzschlag
des Jazz! Aber auch Lustiges kommt nicht zu kurz. Zum Schießen,
wie er kokett mit "I want to be loved by you" mit gespitzten Lippen
die Marilyn gibt (dupdubi-duduuuu) oder mit Stefan "Me and my shadow" singt.
Zwischendurch hält er immer wieder Kontakt mit dem Publikum,
flirtet und flachst. Plötzlich hat er auch meine Schwester und mich
im Visier, da wir quasi in der ersten Reihe sitzen. Die Augenbrauen
fangen an zu zucken, man merkt genau, jetzt hat er einen auf dem
Kieker und wird was sagen!! "Nein, diese Ähnlichkeit! Und auch
noch fast die gleichen Kleider!!" kommt es von der Bühne (Stimmt
nicht!!). Jetzt fängt er auch noch an, über Vor- und Nachteile des
Zwillings-Daseins zu philosophieren und kommt zu dem Schluss, dass
so eine mangelnde Individualität für ihn nichts wäre. Schon gar
nicht, wenn er z.B. mit einem Zwilling das Bad teilen müsste. Sehr
nett, lieber Daniel!! Dieser Charme wäre im Doppelpack kaum zu
ertragen. Er geht auch ins Publikum, und mit einem hübschen, braunhaarigen
Mädchen legt er eine kesse Sohle aufs Parkett. Zum Ende hin singt
er dann "Born in Bavaria", die Begeisterung schlägt hohe Wellen, so dass Daniel
es dann gleich noch mal wiederholt und beschließt das Konzert mit
einem wunderbar gesungenen "My way". Ein rundum tolles und stimmiges
Konzert geht zu Ende, an das wir lange denken werden. Wir haben
keinen Cent bereut !!
Text: Ulrike Niehus
Foto: Positive Energie GmbH/Fotografin Nicky Gruber
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