Städtetipp: Erfurt
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erreichten im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Zahlreiche
Eroberungen, sei es 1631-35 durch die Schweden oder durch Johann
Phillip von Schönborn im Jahre 1664, wodurch Erfurt seinen Landbesitz
und andere Rechte verlor, konnten der guten Wirtschaft nichts anhaben.
1806 eroberten die Franzosen unter Napoleon die Stadt, bevor diese
1815 wieder preußisch und Sitz einer Bezirksregierung wurde. 1906
wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt, die Einwohnerzahl
stieg von nun an trotz der beiden Weltkriege kontinuierlich an.
Die große Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren zwang
auch Erfurts sonst so starke Wirtschaft in die Knie. Die Produktion
ging um die Hälfte zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte einen
historischen Höchststand. Mit der Machtergreifung Hitlers kam der
Stadt eine große strategische Bedeutung zu. Man sollte meinen, dass
zu der Zeit die großen Wirtschaftsstandorte ausschließlich im Ruhrgebiet
zu finden waren. Aber auch Erfurt war ein bedeutender Rüstungsstandort.
So entstanden die Feinmechanische Werke GmbH Erfurt (FEIMA), das
Telefunkenwerk und die Reparaturwerk Erfurt GmbH (Rewe) zu dieser
Zeit. Von den Schrecken des 2. Weltkrieges wurde Erfurt weitestgehend
verschont. Somit blieb auch die historische Altstadt fast vollständig
erhalten, denn Erfurt musste im gesamten Krieg nur 27 Luftangriffe
über sich ergehen lassen. 1600 Zivilisten kamen dabei ums Leben.
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Krieg überwiegend verschonte Stadtbild dauerhaft, aber sie sorgten für
einen Bevölkerungsanstieg. Bis zur Wende kletterte die Einwohnerzahl
auf über 220.000 Bürger. 1970 besuchte der damalige Bundeskanzler
Willi Brandt die DDR und machte auch Station in Erfurt. Sein berühmt
berüchtigter Kniefall vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos war
der Startschuss für die Entspannungspolitik zwischen Ost und West,
welche uns schlussendlich 1989 die Wiedervereinigung bescherte.
Nach der Wende ging die Bevölkerungszahl
der Thüringer Hauptstadt erstmals wieder zurück. Die Leute nutzen
die neu gewonnene Freiheit und versuchten ihr Glück in den alten
Bundesländern. Die Stadtverwaltung suchte dieser Entwicklung durch
Eingemeindung von umliegenden kleineren Städten und Gemeinden entgegenzuwirken,
dennoch verlor die Stadt im gesamten letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
rund 20.000 Einwohner, auch ein Symptom des bundesweiten Geburtenrückgangs
in den 1990er Jahren. Erst nach der Jahrtausendwende erholte sich
die Einwohnerzahl wieder, auf zuletzt über 202.000 dahergeht. Das Gutenberg-Gymnasium
erlangte im April 2002 durch einen Amoklauf tragische Berühmtheit.
Dieser Amoklauf war Auslöser für zahlreiche Diskussionen und auch
Gesetzesänderungen, welche den Erwerb von gewaltsamen PC- und Videospielen
für Jugendliche unter 18 Jahren erschweren sollten. Es ist äußerst
fragwürdig, ob diese Änderungen allein ein Allheilmittel gegen künftige
Amokläufe sind, oder ob die Gründe dafür nicht doch woanders liegen.
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Am 2. April 1945 wurde Erfurt vom Hitler-Regime befreit.
Später, am 3. Juli, übernahm die Rote Arme die Kontrolle über die
Stadt aufgrund der Beschlüsse der Konferenz von Jalta im Jahre 1944.
Erfurt lag somit in der sowjetischen Besatzungszone, welche später
zur DDR wurde. Wie auch anderswo in größeren Städten der DDR baute
man auch in Erfurt in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Plattenbauten,
die bis zu 120 Meter lang waren und bis zu 16 Stockwerke haben konnten.
Diese nicht gerade sehr schönen Gebäude verunstalteten das vom
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Aber nicht nur der Jugendstilbau des Gutenberg-Gynasium, welches inzwischen
neu renoviert für den Unterricht wieder freigegeben wurde, ist ein
markantes Objekt in Sachen Architektur. Ein äußerst ungewöhnliches
Bauwerk nennt sich zurecht das Wahrzeichen Erfurts. Die Rede ist
von der 120 Meter langen Krämerbrücke, welche über das kleine Flüsschen
Gera führt. Das ist nicht einfach so eine Brücke wie jede andere
auch, diese Brücke ist in ihrer gesamten Länge auf
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