zurück zur Startseite
Kunterbuntes 7/9
Juni 2007
Städtetipp: Erfurt
erreichten im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Zahlreiche Eroberungen, sei es 1631-35 durch die Schweden oder durch Johann Phillip von Schönborn im Jahre 1664, wodurch Erfurt seinen Landbesitz und andere Rechte verlor, konnten der guten Wirtschaft nichts anhaben. 1806 eroberten die Franzosen unter Napoleon die Stadt, bevor diese 1815 wieder preußisch und Sitz einer Bezirksregierung wurde. 1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt, die Einwohnerzahl stieg von nun an trotz der beiden Weltkriege kontinuierlich an.
Die große Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren zwang auch Erfurts sonst so starke Wirtschaft in die Knie. Die Produktion ging um die Hälfte zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte einen historischen Höchststand. Mit der Machtergreifung Hitlers kam der Stadt eine große strategische Bedeutung zu. Man sollte meinen, dass zu der Zeit die großen Wirtschaftsstandorte ausschließlich im Ruhrgebiet zu finden waren. Aber auch Erfurt war ein bedeutender Rüstungsstandort. So entstanden die Feinmechanische Werke GmbH Erfurt (FEIMA), das Telefunkenwerk und die Reparaturwerk Erfurt GmbH (Rewe) zu dieser Zeit. Von den Schrecken des 2. Weltkrieges wurde Erfurt weitestgehend verschont. Somit blieb auch die historische Altstadt fast vollständig erhalten, denn Erfurt musste im gesamten Krieg nur 27 Luftangriffe über sich ergehen lassen. 1600 Zivilisten kamen dabei ums Leben.
Krieg überwiegend verschonte Stadtbild dauerhaft, aber sie sorgten für einen Bevölkerungsanstieg. Bis zur Wende kletterte die Einwohnerzahl auf über 220.000 Bürger. 1970 besuchte der damalige Bundeskanzler Willi Brandt die DDR und machte auch Station in Erfurt. Sein berühmt berüchtigter Kniefall vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos war der Startschuss für die Entspannungspolitik zwischen Ost und West, welche uns schlussendlich 1989 die Wiedervereinigung bescherte.
Nach der Wende ging die Bevölkerungszahl der Thüringer Hauptstadt erstmals wieder zurück. Die Leute nutzen die neu gewonnene Freiheit und versuchten ihr Glück in den alten Bundesländern. Die Stadtverwaltung suchte dieser Entwicklung durch Eingemeindung von umliegenden kleineren Städten und Gemeinden entgegenzuwirken, dennoch verlor die Stadt im gesamten letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts rund 20.000 Einwohner, auch ein Symptom des bundesweiten Geburtenrückgangs in den 1990er Jahren. Erst nach der Jahrtausendwende erholte sich die Einwohnerzahl wieder, auf zuletzt über 202.000 dahergeht. Das Gutenberg-Gymnasium erlangte im April 2002 durch einen Amoklauf tragische Berühmtheit. Dieser Amoklauf war Auslöser für zahlreiche Diskussionen und auch Gesetzesänderungen, welche den Erwerb von gewaltsamen PC- und Videospielen für Jugendliche unter 18 Jahren erschweren sollten. Es ist äußerst fragwürdig, ob diese Änderungen allein ein Allheilmittel gegen künftige Amokläufe sind, oder ob die Gründe dafür nicht doch woanders liegen.
Krämerbrücke / Foto: Corinna Kahl Sie sieht nicht aus wie eine Brücke, ist aber dennoch eine. Die Krämerbrücke wurde nach den Krämer-betrieben benannt, die einst auf der Brücke angesiedelt waren. Sie ist der Touristenmagnet schlechthin. Obwohl eigentlich keine größeren Gewässer durch Erfurt fließen, gibt es insgesamt 234 Brücken und Stege (Stand 1.1.2004). Besteigt man die Ägidienkirche am östlichen Brückenkopf, hat man einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt. (Foto: Corinna Kahl)
Am 2. April 1945 wurde Erfurt vom Hitler-Regime befreit. Später, am 3. Juli, übernahm die Rote Arme die Kontrolle über die Stadt aufgrund der Beschlüsse der Konferenz von Jalta im Jahre 1944. Erfurt lag somit in der sowjetischen Besatzungszone, welche später zur DDR wurde. Wie auch anderswo in größeren Städten der DDR baute man auch in Erfurt in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Plattenbauten, die bis zu 120 Meter lang waren und bis zu 16 Stockwerke haben konnten. Diese nicht gerade sehr schönen Gebäude verunstalteten das vom Aber nicht nur der Jugendstilbau des Gutenberg-Gynasium, welches inzwischen neu renoviert für den Unterricht wieder freigegeben wurde, ist ein markantes Objekt in Sachen Architektur. Ein äußerst ungewöhnliches Bauwerk nennt sich zurecht das Wahrzeichen Erfurts. Die Rede ist von der 120 Meter langen Krämerbrücke, welche über das kleine Flüsschen Gera führt. Das ist nicht einfach so eine Brücke wie jede andere auch, diese Brücke ist in ihrer gesamten Länge auf
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 13· © 2003 - 2007 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe