Sternenbrücke
Die Darsteller des Musicals MAMMA MIA! präsentieren am 27. September um 20.00 Uhr im Operettenhaus Hamburg ein ganz besonderes Programm. Gezeigt werden Highlights aus bekannten Musicals, Filmen und beliebte Pop- und Rockballaden. Mit dem kompletten Erlös kann das dringend benötigte Therapiebad im „Kinder-Hospiz Sternenbrücke“ in Rissen fertig gestellt werden. MAMMA MIA! Hauptdarstellerin Carolin Fortenbacher ist Schirmherrin der grossen Benefizgala. Ab sofort sind Tickets zu 29 € und 39 € unter Tel: 01805- 44 44 oder im Alsterhaus (Hamburg, Jungfernstieg) erhältlich.
v.l. die beiden Hauptdarsteller Carolin Fortenbacher (Donna)und Ulrich Allroggen (Bill) und Ute Nerge, Gründerin und Leiterin des Kinder-Hospiz Sternenbrücke
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Arme Kinder im Reichen Land
Vor einigen Jahren löste ich Firmenappartements auf und es stellte sich die Frage: wohin mit den Möbeln und dem Hausrat? Ein paar Dinge wurde ich an Freunde und Kollegen los, aber nicht viel. Meine ersten Anrufe bei sozialen Organisationen gingen ins Leere, man winkte dankend ab: zu umständlich.
Ich rief den Kinderhort „Mittendrin“ im Haus der Volksarbeit an, in dem verhaltensgestörte Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen betreut werden. Die Kinder gehen nach der Schule dorthin, bekommen ein Mittagessen, machen Hausaufgaben und spielen. Abends gehen sie nach Hause. Dort war man begeistert.
Ein Erzieher kam mit einem Bus und drei kräftigen Jungs zwischen 12 bis 14. Wir luden den Bus und mein Auto voll, bis auf ein Bett passte alles in die Fahrzeuge. Der kleinste der Jun-gen wollte unbedingt, dass dieses Bett mitkam. Ich sah keine Möglichkeit und entschied: „Dann bleibt es eben hier stehen.“ Dem Jungen schossen die Tränen in die Augen: „So ein schönes Bett und ich habe nur ein altes, stinkendes Sofa zum Schlafen!“ Der Betreuer und ich hörten vom Elend dieses Kindes, das auf einem ausgesessenen Sofa schlief, behaftet mit den diversen Gerüchen jahrelanger alkoholischer Abende seiner Eltern.
Wir beschlossen, dass der Erzieher den Schlüssel von mir bekam und das Bett in den nächsten Tagen abholte. – Was kümmerte mich das Gezeter der Hausverwaltung, weil ich den Übergabetermin verschieben musste? Schön brav bleiben, Leute, vielleicht brauchen wir mal wieder Appartements, und dann seid ihr dankbar.
Inzwischen ist die Zahl der Kinder, die unterhalb oder an der Armutsgrenze leben, rapide angestiegen: es sind 3 Millionen, jedes 5. Kind. Arbeitslosigkeit und knappe Kassen der öf-fentlichen Hand verschärfen eine Entwicklung, die sich schon seit Jahren abzeichnet: immer mehr Kinder erleben in immer jüngerem Alter das Ausgeschlossensein durch Armut, während gleichzeitig Eltern mit gutem Einkommen immer frühzeitiger die Talente ihrer Kinder fördern. Die Schere des sozialen Gefälles geht immer weiter auseinander.
Mein Chef erzählte von seinem kleinen Sohn und erwähnte, dass sich einige Eltern die Ausflüge des Kindergartens nicht leisten können. Er hat das Kind in einer privaten Schule angemeldet, in die andere Eltern seines Freundeskreises ihre Kinder auch gern schicken würden, aber sich die Schulgebühren von 200 Euro monatlich nicht leisten können.
Die öffentliche Grundschule am Ort ist durch die multikulturelle Bevölkerungszusammensetzung und gleich-zeitige Sparmaßnahmen nicht in der Lage, die Kinder für den weiterführenden Schulbesuch auszubilden.
Die Zahl der Eltern, die das Studium ihrer Kinder ohne staatliche Hilfe finanzieren können, ist gesunken. Fast eine halbe Million Studenten müssen mit dem Höchstsatz gefördert werden, das ist beinahe die Hälfte aller Studierenden. Der Anteil der Studenten aus Arbeiterhaushal-ten hat sich allerdings seit 1980 nahezu halbiert und liegt nur noch bei ca. 12 %.
Wer jetzt denkt, dies sei ein Problem der SPD-Regierung, liegt schief gewickelt. Im Wahljahr 1998 hat Claudia Nolte vergebens versucht, die Veröffentlichung des 10. Jugendberichts bis nach dem Wahltermin zu verschieben. Die Kinderarmut war der CDU-Regierung bereits bestens bekannt.
Fortsetzung
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